
Am 31. Juli 2025 war die Universität Greifswald Gastgeber eines bedeutenden Besuchs: Der britische Botschafter Andrew Mitchell CMG traf sich mit Studierenden und Forschenden, um über Moorforschung und die Mobilität von Studierenden zwischen Großbritannien und Deutschland zu diskutieren. Diese Themen sind besonders relevant, da die Greifswalder Moorforschung auf eine 200-jährige Tradition zurückblickt, die heute durch den DFG-Sonderforschungsbereich „Transregio WETSCAPES 2.0“ unterstützt wird. Laut uni-greifswald.de nahm Mitchell zur Kenntnis, dass König Charles III. eine Jacke aus Rohrkolbenmaterial besitzt, das in den Projekten der Greifswalder Moorforschung verwendet wird. In diesem Zusammenhang wurde er von Prof. Dr. Hans Joosten über den umfangreichen Fundus an Literatur zu britischen Mooren in der Greifswalder Moorbibliothek informiert.
Besonderes Augenmerk galt dem Austausch von Studierenden und den Herausforderungen, die durch den Wegfall der Erasmus+ Förderung entstanden sind. Der studentische Prorektor Lukas Voigt unterstrich die Vorteile kleiner Studierendengruppen an der Universität, welche eine engere Betreuung ermöglichen. Hierbei wird der große Wunsch der Studierenden nach Austauschprogrammen an britischen Universitäten deutlich.
Moorforschung an der Universität Greifswald
Die Arbeitsgruppe (AG) zur Moorforschung an der Universität beschäftigt sich mit zentralen Fragen, die von der Paläoökologie bis hin zur nachhaltigen Nutzung von Mooren reichen. Die Schwerpunkte umfassen wichtige Themen wie die Erfassung des Kohlenstoffumsatzes und den Austausch von Treibhausgasen sowie die Synthese von Daten zur Rolle von Mooren im Klimasystem. Während der Austausch zwischen dem Botschafter und den Forschenden stattfand, erläuterten Dr. Greta Gaudig und Dr. Franziska Tanneberger die komplexe, interdisziplinäre Landschaftsökologie, die in der Moorforschung erforderlich ist, um Grundlagenforschung mit praktischen Anwendungen zu verbinden, wie etwa die Wiedervernässung und die Renaturierung von Mooren. Diese Forschungsprojekte erstrecken sich über verschiedene Regionen, darunter Europa, Sibirien und Feuerland.
Besonders die Moortypen wie Durchströmungs-, Quell- und Kesselmoore sowie die verschiedenen Torftypen finden in dieser Forschung Beachtung. Das Angebot an Ausbildungsprogrammen und Exkursionen veranschaulicht das Engagement der Universität in diesem Bereich, was durch den hohen internationalen Austausch mit Studierenden aus Ländern wie England, Polen und Vietnam ergänzt wird.
Innovative Ansätze zur Wiedervernässung
Ein weiterer wichtiger Aspekt der aktuellen Moorforschung in Greifswald ist das Projekt „MoorPower“, das sich mit der Machbarkeit von Photovoltaikanlagen auf wiedervernässten Moorböden beschäftigt. Dieses interdisziplinäre Projekt involviert Institutionen wie die Universitäten Greifswald und Hohenheim sowie das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und wird mit 7 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Dabei ist das Ziel klar: die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, die in Deutschland zu 44% von entwässerten Mooren stammen, während insgesamt 7% der Treibhausgasemissionen des Landes auf diese Flächen zurückzuführen sind.
Aktuell sind rund 70% der Moore in Deutschland für die landwirtschaftliche Nutzung entwässert. Um die Klimaziele zu erreichen, werden die jährlichen Anforderungen an die Wiedervernässung auf mindestens 50.000 Hektar beziffert. Das innovative Projekt untersucht, wie Photovoltaik, Ökonomie und Ökologie miteinander kombiniert werden können, um praktikable Lösungen zu entwickeln. Durch die parallele Planung von PV-Anlagen und Wiedervernässung wird auf wissenschaftlichem Neuland gearbeitet, während gleichzeitig das Wachstum von Paludikulturen gefördert werden soll.
Dieser multidisziplinäre Ansatz in der Moorforschung zeigt das Engagement der Universität Greifswald auf, nachhaltige Lösungen für die gegenwärtigen ökologischen Herausforderungen zu finden. Wie uni-greifswald.de berichtet, wird auch die Bedeutung des Naturschutzes im Zusammenhang mit der Nutzung dieser wertvollen Ökosysteme betont, sodass eine Balance zwischen Energiegewinnung und Umweltschutz angestrebt wird.