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Buch über die Ukraine: Zivilgesellschaft zwischen Widerstand und Wandel

Am 18. September 2025 um 18.30 Uhr findet in der Stadt- und Regionalbibliothek Frankfurt (Oder) die Buchpräsentation von „Freiheitsschauplatz. Ein Gesellschaftsportrait der Ukraine“ statt. Die Veranstaltung ist ein wichtiger kultureller und intellektueller Beitrag zur deutschen und ukrainischen Verständigung. Herausgegeben von Dr. Susann Worschech, einer Viadrina-Sozialwissenschaftlerin, erläutert die Publikation die soziologischen Facetten der Ukraine und stellt die erste deutschsprachige Studie in diesem Bereich dar.

Das Buch präsentiert zahlreiche Beiträge von deutschen und ukrainischen Expert*innen, die verschiedene Perspektiven auf die politische, wirtschaftliche und soziale Situation der Ukraine bieten. Der thematische Fokus liegt auf der Interaktion und Partizipation innerhalb der ukrainischen Gesellschaft. Während der Präsentation werden Dr. Worschech und Garry Poluschkin, ein Ko-Autor und Wirtschaftswissenschaftler, in einem Gespräch die zentralen Themen des Buches erörtern. Dr. Worschech hat das Kapitel über die ukrainische Zivilgesellschaft verfasst, während Poluschkin die ökonomische Transformation seit 1991 behandelt. Moderiert wird das Event von der Journalistin Gesine Dornblüth, und der Eintritt ist kostenfrei.

Einblicke in die Gesellschaft der Ukraine

„Freiheitsschauplatz“ ist mehr als nur ein Titel; er dient als Gegenpol zu dem weit verbreiteten Begriff „Kriegsschauplatz“. Ziel des Buches ist es, ein Portrait der Ukraine zu zeichnen, das die gesellschaftliche Komplexität, die aktuellen Probleme und die verschiedenen Dynamiken beleuchtet. Es wird auch die Rolle der Europäisierung und die Konflikte mit Russland behandelt—Themen, die für das Verständnis der Ukraine im 21. Jahrhundert von zentraler Bedeutung sind.

Die Veröffentlichung ist Teil der Reihe „Interdisziplinäre Ukraine-Studien | Interdisciplinary Ukrainian Studies“, die vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert wird. Dank dieser Unterstützung steht das Buch auch in einer kostenfreien Open-Access-Version zur Verfügung. Seine Relevanz wird besonders durch die Darstellung der Vielfalt und Resilienz der ukrainischen Gesellschaft verstärkt, die sich in den Herausforderungen der letzten Jahrzehnte gezeigt hat.

Die ukrainische Zivilgesellschaft

Die ukrainische Zivilgesellschaft hat sich insbesondere seit der Revolution der Würde 2014 stark mobilisiert. Vor dieser Zeit war sie überwiegend von professionellen NGOs und Think Tanks geprägt, aber die Freiwilligen-Initiativen waren schwach ausgeprägt. Nach 2014 erlebte die Zivilgesellschaft einen Aufschwung, der zu einer breiten Aktivität in pro-demokratischen Protesten und der Entstehung einer umfangreichen Freiwilligenbewegung führte. Laut dem World Giving Index stieg die Ukraine in der individuellen Spendenaktivität von Platz 111 im Jahr 2011 auf Platz 10 im Jahr 2021.

Derzeit sind etwa 37 % der Ukrainer:innen seit Beginn der aktuellen russischen Invasion 2022 aktiv als Freiwillige tätig, ein Anteil, der mit dem in Deutschland vergleichbar ist (ca. 39 %). Die Gründung neuer gemeinnütziger Organisationen nahm drastisch zu, wobei im Jahr 2022 insgesamt 6.367 neue Organisationen ins Leben gerufen wurden. Ein bemerkenswerter Fakt ist, dass 61 % der neu aktiven Ehrenamtlichen zuvor keine Erfahrung in der zivilgesellschaftlichen Arbeit hatten. Diese Menschen engagieren sich in vielfältigen Bereichen wie Protesten, Fundraising, der Unterstützung der Armee und der Versorgung Binnenflüchtlinge.

Proteste und Partisanenbewegungen zeigen den Widerstand in den von Russland besetzten Gebieten. Die bekannteste Widerstandsbewegung, die „Gelbe Schleife“, fördert zivilen Ungehorsam und bietet pro-ukrainische Informationen an. Dabei haben die in diesen Regionen aktiven Partisanengruppen konkrete Aktionen gegen russische Militärs und deren Infrastruktur unternommen. Dennoch ist die Zivilgesellschaft durch Zerstörungen und Verluste von Infrastruktur und Personal stark belastet worden, viele Aktivist:innen haben sich den Streitkräften angeschlossen.

Im Kontext des Wiederaufbaus wird die Rolle von NGOs und Aktivist:innen immer wichtiger, da sie von einer gesamtgesellschaftlichen Erneuerung träumen und diese aktiv gestalten. Projekte wie die NGO „Bo moschemo“ und das Dnipro Center for Contemporary Culture sind Beispiele für die resiliente und innovative Kraft der Zivilgesellschaft in der Ukraine.

Insgesamt zeigt sich, dass die ukrainische Zivilgesellschaft nicht nur das Rückgrat der Gesellschaft darstellt, sondern auch eine Schlüsselrolle im Widerstand gegen die russische Invasion spielt und ihre Resilienz in Krisenzeiten eindrucksvoll unter Beweis stellt.

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