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DDR-Kunst im Fokus: „Zerreißprobe“ zeigt vergessene Meisterwerke

Am 5. Juni 2025 eröffnet die Ausstellung „Zerreißprobe“ in der Neuen Nationalgalerie in Berlin, die eine neuartige Perspektive auf die Kunst der DDR bietet. Unter den präsentierten Werken ist auch Wolfgang Mattheuers berühmtes Gemälde „Die Ausgezeichnete“, das erstmals 1974 im Dresdener Albertinum gezeigt wurde. Das Bild zeigt eine Frau mit hängenden Schultern und einem verhärmten Blick auf Tulpenstängel. Diese Darstellung widerspricht dem Bild, welches die Massenmedien von „Aktivistinnen der Arbeit“ vermittelten, und thematisiert ernsthafte Fragen zu Identität, Rolle und Einsamkeit in der Gesellschaft der DDR.

In den 1980er Jahren durften Schüler in der DDR im Rahmen des Fachs Kunsterziehung über das Bild nachdenken. Zu den zentralen Themen zählte die Belastung berufstätiger Frauen, die oftmals Doppelt- und Dreifachlasten trugen. Nach der Wiedervereinigung geriet das Gemälde in Vergessenheit und verschwand in Depots und Archiven. Die Rückkehr in die Ausstellung bringt dieses wichtige Werk nun wieder ins Licht der Öffentlichkeit.

Vielfalt der Künstler und Werke

„Zerreißprobe“ umfasst Arbeiten von 46 Künstlern, darunter Größen wie Uwe Pfeiffer und Angela Hampel. Insgesamt werden rund 80 Bilder und Skulpturen ausgestellt, die keine einheitliche stilistische Haltung aufweisen. Stattdessen präsentieren sich die Werke in differenzierten Handschriften und Bildaussagen. Die Künstler sind in der internationalen Neuen Figuration verankert, die durch Pop Art und verschiedene Realismen geprägt ist und sich im Ostblock vom Sozialistischen Realismus distanzierte.

Der Vizedirektor der Neuen Nationalgalerie, Joachim Jäger, hebt hervor, dass die Kunst der DDR eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der zeitgenössischen Kunst spielt. Sie bietet ernste Auseinandersetzungen über das Leben in Kunst, Theater und Literatur. Cornelia Schleime etwa thematisiert in ihren performativen Arbeiten die Enge der Überwachung, während Gabriele Stötzer und Tina Bara alternative Kunsträume für die Selbstermächtigung gegen staatliche Kontrolle nutzten.

Kunst als Spiegel der Gesellschaft

Die Werke lassen einen distanzierten, teils kritischen Bezug zur Realität erkennen. Sie laden zur Reflexion des Alltags ein und fördern eine individuelle Repräsentation. Elske Rosenfeld thematisiert in ihrer Arbeit die Entwertung des revolutionären Begehrens sowie die Relevanz ostdeutscher Unmutsäußerungen. Ruth Wolf-Rehfeldt führte 1990 die letzte Mail-Art-Aktion der DDR durch, um gegen die Abschaffung der DDR zu protestieren.

Melanie Franke, Professorin für Kunstwissenschaften an der Universität Potsdam, beschreibt die Ausstellung als experimentell und mutig. In ihrem Sammelband beleuchtet sie die Rolle von Kunst und Geschichte aus verschiedenen Perspektiven und schafft damit einen wichtigen Diskurs über die Gesellschaft und ihre Umbrüche. Die Ausstellung bietet nicht nur einen Einblick in die künstlerische Praxis der DDR, sondern auch in die verletzlichen, menschlichen Erfahrungen der damaligen Zeit.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
uni-potsdam.de
Weitere Infos
bildatlas-ddr-kunst.de
Mehr dazu
blmk.de

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