
Am Mittwoch, den 25. Juni, wird um 18.15 Uhr im Herzog-Ernst-Kabinett des Schlosses Friedenstein in der Forschungsbibliothek Gotha die digitale Ausstellung „Der Orient in Gotha“ eröffnet. Die Veranstaltung bietet Einblicke in das Studium des Orients, das in Gotha vom 17. bis 19. Jahrhundert florierte, und beleuchtet verschiedene Disziplinen wie Theologie, Arabisch, Äthiopistik, islamische Numismatik, Geografie, Astronomie und Ethnografie. Einige dieser wissenschaftlichen Bereiche wurden sogar in Gotha begründet. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit Historiker PD Dr. Asaph Ben-Tov von der Universität Hamburg statt, der gemeinsam mit Dr. Feras Krimsti, dem Kurator der Ausstellung, in einem Bibliotheksgespräch die Inhalte der digitalen Präsentation erörtert. Die digitale Ausstellung knüpft an eine gleichnamige Präsenzveranstaltung an, die im Jahr 2024 stattfand und auf das 400-jährige Jubiläum von Hiob Ludolf, dem Begründer der Äthiopistik, hinwies.
Die Forschung zur orientalischen Kultur und Wissenschaft erlebte in Gotha eine lange Tradition. Im 17. Jahrhundert führte das Interesse am Islam, häufig bezeichnet als „Türkengefahr“, dazu, dass Gelehrte am Gothaer Hof, unterstützt von den Herzögen, tätig waren. Besonders bemerkenswert ist die militärische, wirtschaftliche und missionarische Ausrichtung des Gothaer Hofes mit Blick auf Äthiopien.
Ausstellungsinhalte und historische Kontexte
Die Jahresausstellung „Der Orient in Gotha“, die vom 8. September bis 3. November 2024 stattfand, umfasste insgesamt 48 Exponate, vornehmlich Handschriften. Gotha verfügt über die drittgrößte Sammlung orientalischer Handschriften in Deutschland, die mit rund 3.500 Schriften, nach Berlin und München, eine bemerkenswerte Bedeutung hat. Die Ausstellung thematisierte unter anderem das Studium der Sprachen Arabisch, Osmanisch und Äthiopisch sowie die islamische Theologie. Ein weiterer Fokus lag auf der Wissensbildung über das Osmanische Reich, die arabische Halbinsel und Ostafrika.
Besondere historische Bezüge zeugen von der tiefen Verwurzelung dieser Wissenschaften in Gotha. So notierte ein Schüler bereits Ende des 16. Jahrhunderts osmanische Wörter, und im Jahr 1652 besuchte ein äthiopischer Geistlicher Gotha, was zu Übersetzungen religiöser Literatur führte. Zudem fanden arabische und lateinische Lobgedichte auf den Gothaer Herzog im 17. Jahrhundert ihren Platz. Auch im 19. Jahrhundert wurden Handschriften und Artefakte aus dem Osmanischen Reich nach Gotha gesendet.
Begleitprogramm und Anmeldung
Die Ausstellung wird von einem vielseitigen Rahmenprogramm begleitet, das unter anderem Vorträge und Führungen umfasst. Zu den Highlights zählen ein Vortrag über das Leben von Äthiopiern und Eritreern in Thüringen sowie Kuratorenführungen, die an verschiedenen Terminen angeboten werden. Insbesondere die Führungen für Kinder und Familien am 20. September 2024 mit Dr. Feras Krimsti und das Erzählkonzert am 28. September 2024 sind besondere Veranstaltungen. Die Anmeldung zu den Programmpunkten ist erforderlich und kann per E-Mail an veranstaltungen.fb@uni-erfurt.de erfolgen.
Insgesamt bietet die digitale Ausstellung und die begleitende Jahresausstellung in Gotha einen tiefen Einblick in die wertvolle Sammlung orientalischer Handschriften und deren Einfluss auf die Entwicklung moderner wissenschaftlicher Disziplinen. Während das Interesse an Äthiopistik eine lange Geschichte hat, wachsen auch heute noch die Bestände, die durch Schenkungen und gezielte Ankäufe erheblich erweitert werden. Die Staatsbibliothek zu Berlin beherbergt heute 335 äthiopische Handschriften, die aus verschiedenen Epochen stammen und sicherlich auch für die Forscher in Gotha von Interesse sein werden.
Die Finanzierung und Durchführung dieser Veranstaltungen sowie die digitale Architektur wurden durch engagierte Wissenschaftler und Institutionen ermöglicht. Für die Historiker und Kuratoren ist es von zentraler Bedeutung, die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu pflegen und zu demonstrieren, wie wertvoll das Wissen über den Orient nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die heutige Gesellschaft ist.