
Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Ab 2028 plant die EU-Kommission eine umfassende Reform ihrer Agrarpolitik sowie der damit verbundenen Finanzierung. In diesem Kontext hat Sebastian Lakner, Agrarökonom und Professor an der Universität Rostock, ein neues Buch veröffentlicht, um die komplexen Strukturen der EU-Agrarpolitik verständlich zu vermitteln. Das Werk, mit dem Titel „Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU – Vergangenheit, Reformen und Gegenwart“, wird im September 2025 im Springer-Verlag erscheinen. Laut uni-rostock.de zielt das Buch darauf ab, die Entwicklung der Agrarpolitik seit 1950 zu erläutern und sie im Kontext der weltpolitischen Veränderungen nach dem Zweiten Weltkrieg zu analysieren.
In Deutschland sind rund 875.900 Menschen in der Landwirtschaft beschäftigt. Dieser Sektor umfasst etwa 255.000 Betriebe, die ungefähr 16 Millionen Hektar bewirtschaften, was mehr als 50 % der Landesfläche entspricht. Jährlich fließen etwa 7,2 Milliarden Euro aus Steuergeldern in die Unterstützung der GAP. Kürzliche Proteste im Jahr 2024 verdeutlichten die Unzufriedenheit innerhalb der Landwirtschaft, was Lakner als Indiz für den bestehenden Reformbedarf betrachtet. Er merkt an, dass Reformdebatten häufig nur in Fachkreisen wahrgenommen werden.
Veränderungen in der Agrarpolitik
Die GAP hat seit ihrer Einführung im Jahr 1962 insgesamt sechs bedeutende Reformen durchlaufen. Zu den letzten großen Änderungen gehören die Reformen von 2013 und 2021, welche die Finanzierungszeiträume von 2014-2020 und 2023-2027 betreffen. Der jüngste Umbau trat im Januar 2023 in Kraft. Die rechtlichen Grundlagen der GAP beruhen auf dem Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV), insbesondere den Artikeln 38 bis 44. Es wurden zahlreiche Verordnungen erlassen, darunter die Verordnung (EU) 2021/2115, die die Unterstützung der GAP-Strategiepläne regelt, und die Verordnung (EU) 2021/2116, die sich mit der Finanzierung und Verwaltung beschäftigt. Diese Reformen zielen nicht nur auf die wirtschaftliche, sondern auch auf die soziale und ökologische Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft ab, wie europarl.europa.eu ausführlich darlegt.
Die Reformagenda sieht vor, zehn spezifische Ziele für den Zeitraum 2023-2027 zu verfolgen. Dazu gehören das Streben nach gerechten Einkommen, Wettbewerbsfähigkeit, Klimaschutz, Umweltschutz, sowie die Förderung von biologischer Vielfalt und Wissen. Um die GAP effektiver umzusetzen, wurden nationale Strategiepläne eingeführt, die es den Mitgliedstaaten ermöglichen, ihre eigenen Ansätze zur Umsetzung der Agrarstrategien zu entwickeln.
Das bevorstehende Buch von Lakner bietet eine detaillierte Übersicht über die politischen Rahmenbedingungen der GAP und deren Einfluss auf die Landwirtschaft. Es ist als Nachschlagewerk für Studierende, Wissenschaftler und Mitarbeitende in Verbänden und NGOs konzipiert und wird für etwa 40 EUR im Druck sowie in PDF- und ePub-Formaten erhältlich sein. Lakner hat das Buch verfasst, um ein umfassendes Werk für das Verständnis der Agrarpolitik zu schaffen, das auch auf die anstehenden Reformen hinweist.