
Am 4. April 2025 wurde die Initiierung eines wegweisenden Forschungsprojekts zur digitalen Edition des Werkes „Willehalm“ von Wolfram von Eschenbach bekanntgegeben. Unter der Leitung von Juniorprofessorin Dr. Lina Herz an der Universität Hamburg zielt dieses Projekt darauf ab, die historische Überlieferung dieses bedeutenden Textes der mittelhochdeutschen Literatur zu bewahren und für die Forschung zugänglich zu machen. uni-hamburg.de berichtet, dass das Projekt über einen Zeitraum von zehn Jahren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird.
„Willehalm“ gehört zu den am häufigsten überlieferten mittelhochdeutschen Werken, mit rund 90 bekannten Handschriften und Fragmenten. Der Roman ist unvollendet und wird in einem dreiteiligen Zyklus behandelt, der auch die Werke „Arabel“ (Vorgeschichte) und „Rennewart“ (Fortsetzung) umfasst. Diese Erzählungen wurden zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert einem breiten Publikum präsentiert und haben bis heute einen Stellenwert in der germanistischen Mediävistik. Jedoch wird der „Willehalm“ in der akademischen Lehre oft nicht im Kontext dieses Zyklus betrachtet, was das laufende Projekt adressiert. ub.uni-heidelberg.de hebt hervor, dass durch die digitale Edition der gesamte Überlieferungsbestand übersichtlich präsentiert werden soll.
Innovative Methoden der Digital Humanities
Das Forschungsprojekt setzt auf innovative Methoden der Digital Humanities, um die verschiedenen Textbestände zu identifizieren und zu analysieren. Dies schließt die Nutzung von künstlicher Intelligenz zur Texterkennung ein. Dr. Angila Vetter und ein Team von vier studentischen Hilfskräften unterstützen die Arbeit, die im April 2025 beginnt. Ziel ist es, eine nachhaltige digitale Infrastruktur für Forschung und Lehre zu schaffen und den interdisziplinären Austausch zu fördern.
Das Projekt „WiK digital“ wird die komplette Überlieferung des Zyklus im TEI-Format präsentieren und umfasst Lesetexte, moderne Übersetzungen sowie Kommentare. Diese digitale Ausgabe wird fortschreitend eine Leseausgabe in Buchform (diamond open access) herausbringen und eine umfassende Sichtbarkeit aller Lesarten garantieren. Zu diesem Zweck wird der Zyklus erstmals vollständig ins Neuhochdeutsche übersetzt und kommentiert. ub.uni-heidelberg.de berichtet, dass während der Projektlaufzeit eine buchgebundene Ausgabe in drei Bänden (Arabel, Willehalm, Rennewart) entsteht.
Wolfram von Eschenbach und seine Bedeutung
Wolfram von Eschenbach ist nicht nur durch „Willehalm“, sondern auch durch sein bedeutendstes Werk „Parzival“ bekannt, das um 1200 entstand und in der Forschung immer wieder neu interpretiert wird. Ein zentraler Punkt der Diskussionen sind die Probleme der Parzival-Interpretation, die auch in der Studienausgabe behandelt werden, die 2003 von De Gruyter veröffentlicht wurde. degruyter.com zeigt, wie tief verwurzelt diese Erzählungen in der deutschen Literaturgeschichte sind und welche Relevanz sie für die heutige Forschung haben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses umfangreiche Projekt nicht nur der Erhaltung von „Willehalm“ dient, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und einer interdisziplinären Zusammenarbeit in der Forschung leistet. Mit dem Einsatz digitaler Technologien wird der Zugang zu diesen historischen Texten revolutioniert und für zukünftige Generationen von Forschenden neu erschlossen.