
Ein Forschungsteam der Universität Tübingen und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung hat eine neuartige Substanz mit dem Namen C26 entdeckt, die die Signalketten von Salmonellen während ihrer Zellinvasion hemmt. Diese Entdeckung könnte entscheidend sein, um Salmonelleninfektionen frühzeitig zu stoppen, bevor die Bakterien in das Gewebe eindringen.
Die Leitung des Projekts lag bei Professor Samuel Wagner vom Exzellenzcluster CMFI. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht. Salmonellen sind für weltweit über 16 bis 33 Millionen Infektionen und jährlich zwischen 500.000 und 600.000 Todesfällen verantwortlich, was die dringende Notwendigkeit neuer therapeutischer Ansätze verdeutlicht. Angesichts der wachsenden Resistenzen gegen viele Antibiotika ist die Entwicklung alternativer Behandlungsmöglichkeiten unerlässlich.
Wirkungsweise von C26
C26 zeigt eine vielversprechende Wirkung, indem es an den HilD-Regulator bindet, der für das Eindringen der Salmonellen in die Wirtszellen zentral ist. Diese Bindung stört die Funktion des Regulators, was die Pathogenität der Bakterien in Makrophagen erheblich beeinträchtigen kann. Zudem wirkt C26 spezifisch auf Salmonellen und hat keinen negativen Einfluss auf das menschliche Mikrobiom.
Die Entwicklung von Pathoblockern wie C26 könnte künftig eine sicherere und effektivere Behandlungsstrategie darstellen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Antibiotika könnten diese neuen Medikamente weniger negative Auswirkungen auf den Körper haben. Besonders die Entwicklung weiterer Medikamente für Tiere, insbesondere Geflügel, steht im Vordergrund der Forschung.
Die Herausforderungen der Salmonellenbekämpfung
Die Bekämpfung von Salmonellen wird durch deren Fähigkeit zur Entwicklung von Resistenzen gegen antimikrobielle Mittel erschwert. Neben der klassischen erblichen Resistenzen spielen nicht-erbliche Resistenzen, wie Biofilme und Persistenzzellen, eine entscheidende Rolle bei hartnäckigen Infektionen. Die WHO hat Salmonellen sogar 2017 auf die Prioritätenliste für die Entwicklung neuer Antimikrobiotika gesetzt.
Betrachtet man die wirtschaftlichen Aspekte, so übersteigen die Verluste durch Salmonellose in den USA jährlich 3,5 Milliarden USD. In der EU wurden 2016 94.530 Todesfälle durch Salmonellen gemeldet, was die Dimension des Problems verdeutlicht. Um diese Herausforderungen zu meistern, arbeiten Wissenschaftler an verschiedenen Strategien, wie etwa der gezielten Beeinflussung des MlaABC-Systems, um die Penetration von Antibiotika zu verbessern und die Bildung von Biofilmen zu reduzieren. Probiotika sowie räuberische Bakterien haben sich ebenfalls als potenzielle Lösungen zur Bekämpfung von Salmonellen erwiesen.
In Anbetracht der globalen Bedrohung durch Salmonelleninfektionen und der zunehmenden Antibiotikaresistenz ist die Forschung an neuen therapeutischen Ansätzen dringender denn je. Die Identifikation und Entwicklung von Substanzen wie C26 bietet vielleicht den Schlüssel zu effektiveren Behandlungsmethoden und könnte somit einen bedeutenden Fortschritt im Kampf gegen Salmonellen darstellen.