
Am 26. Mai 2025 verlieh die Technische Universität Berlin die Würde eines Ehrensenators an Arthur Langerman, einen beachtlichen Holocaust-Überlebenden. Diese Auszeichnung wurde auf Beschluss des Akademischen Senats vergeben, um Langermans unermüdliches Engagement gegen Antisemitismus sowie seine umfangreiche Sammlung visueller Antisemitika zu würdigen. Die Ehrung fand an einem Tag statt, der auch die Eröffnung der Ausstellung „#FakeImages – Gefahren von Stereotypen erkennen“ umfasste, die aus der Langerman-Sammlung zusammengestellt wurde.
Die Geschichte von Arthur Langerman ist geprägt von traumatischen Erfahrungen und einem festen Willen zur Aufklärung. Seine Eltern und zahlreiche Verwandte wurden 1944 nach Auschwitz deportiert; nur seine Mutter überlebte. Langerman konnte in verschiedenen Kinderheimen überleben und begann bereits in den 1960er Jahren mit der Sammlung von judenfeindlichen Bildern, die inzwischen über 11.000 Artefakte umfasst. Diese Sammlung bildet das Fundament des „Arthur Langerman Archivs zur Erforschung des visuellen Antisemitismus“ an der TU Berlin. Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum, die Direktorin des Zentrums für Antisemitismusforschung, hielt die Laudatio und machte auf die Verantwortung Deutschlands im Umgang mit Judenhass aufmerksam.
Ehrungen und Ausstellungen
Die TU-Präsidentin Prof. Dr. Geraldine Rauch überreichte die Ehrensenatorenwürde, während auch Grußworte von Dr. Felix Klein, Dr. Ina Czyborra und Paul Nemitz verlesen wurden. Die Ausstellung „#FakeImages“ thematisiert antisemitische Bildpropaganda. Langerman war an diesem Tag nach Berlin gereist, um die Eröffnung dieser wichtigen Ausstellung zu zelebrieren. Diese Wanderausstellung wird von dem belgischen Museum Kazerne Dossin unterstützt und wurde bereits in Brüssel und New York gezeigt.
In zwei Themenbereichen gliedert sich die Ausstellung: Der erste Teil beschäftigt sich mit der Entwicklung antisemitischer Bilder bis 1945, während der zweite Teil die Stereotypisierung und zeitgenössische Beispiele behandelt. Unter den gezeigten Objekten sind Postkarten, Zeitungsausschnitte und Kinderbuchillustrationen, die alle einen Einblick in die Geschichte des Antisemitismus geben. Langerman warnt, dass Antisemitismus seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 wieder zugenommen hat, und fordert mehr Aufklärung über den Holocaust, insbesondere für die jüngeren Generationen, die oft nicht ausreichend informiert sind.
Kritik und Reflexion
Langerman hebt hervor, dass die Kirche eine bedeutende Rolle im Antisemitismus spielt und bezeichnet sie als die „erste antisemitische Organisation“. Dabei verweist er auf historische Ereignisse wie die Kreuzzüge, die von antisemitischen Darstellungen und Gewalttaten begleitet waren. Dies ist nicht nur ein persönliches Anliegen, sondern wird auch durch die Kunst und die Geschichtsschreibung der letzten Jahrhunderte verstärkt. Im Kontext des 15. Jahrhunderts wurde die Sichtweise von Augustinus, der den Juden vorwarf, Jesus nicht als Messias zu erkennen, entscheidend für die theologischen Diskurse dieser Zeit.
In der Kunst dieser Epoche wurden Juden oft als primitive und hässliche Figuren dargestellt, eine Darstellung, die bis heute nachhallt. Körperliche Fehlbildungen wurden zum Beispiel als Zeichen charakterlicher Defizite interpretiert, was die negative Wahrnehmung weiter verstärkte. Langerman kritisiert die lange Zeit, die verging, um die Lügen über angebliche Ritualmorde von Juden zu widerlegen, und hofft auf eine vertiefte Auseinandersetzung zwischen dem neuen Papst Leo XIV. und dem Judentum.
Die Ausstellung „#FakeImages“ stellt nicht nur eine kritische Analyse der Geschichte dar, sondern ist auch ein dringlicher Appell für mehr Bildung und Sensibilisierung im Umgang mit Antisemitismus und den Echos der Vergangenheit. Die TU Berlin spielt in dieser Hinsicht eine zentrale Rolle, indem sie den Dialog über Judenfeindschaft anregt und die Bedeutung von Aufklärung in der Gesellschaft betont.