
Am 14. Oktober 2025 fand an der Philipps-Universität Marburg eine bedeutende Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Roland Lill statt, der seit 1996 an dieser Institution tätig ist. Die Veranstaltung, die im Rahmen eines Forschungssymposiums mit dem Titel „Mitochondria Meet Metals“ durchgeführt wurde, versammelte rund 100 Gäste. Prof. Dennis R. Winge hielt die Laudatio, während Lill für seine beeindruckenden Beiträge zur Wissenschaft, insbesondere in der Forschung über Mitochondrien und deren Rolle bei Stoffwechselprozessen, gewürdigt wurde.
Prof. Lill ist besonders bekannt für seine Pionierarbeit zur Biogenese von Eisen-Schwefelproteinen (Fe/S-Proteinen), die eine essenzielle Funktion in den Zellen haben. Diese Proteine sind an der Zellatmung sowie der Synthese von Nukleinsäuren und Proteinen beteiligt. Entdeckungen seiner Arbeitsgruppe aus dem Jahr 1999 haben zur Aufklärung von Mechanismen beigetragen, die für die Eisen-Schwefelprotein-Biogenese entscheidend sind. Dies ist besonders wichtig, da eine Störung dieser Prozesse zu ernsthaften Erkrankungen, wie der Friedreich Ataxie, führen kann.
Eisen-Schwefelproteine und ihre Rolle
Eisen-Schwefel-Cluster sind entscheidende Kofaktoren in vielen biologischen Prozessen, die in Mitochondrien, Chloroplasten, Cytosol und Zellkern lokalisiert sind. Sie spielen unter anderem eine wichtige Rolle in der enzymatischen Katalyse, im Elektronentransport und in der Genregulation. Die Synthese und Insertion dieser Cluster in Zielproteine ist ein hochkomplexer Prozess, der mindestens 30 Proteine erfordert und verschiedene maschinelle Komplexe wie die ISC-Assemblierungsmaschinerie und die CIA-Maschinerie umfasst. Ein Versagen in der Biogenese dieser Proteine kann zu schwerwiegenden neurodegenerativen und hämatologischen Krankheiten führen, was die Relevanz von Lills Forschung unterstreicht.
Im Laufe seiner Karriere erhielt Lill zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Leibnizpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Jahr 2003 und die Euricius-Cordus-Medaille, die ihm von Prof. Dr. Michael Hertl überreicht wurde. Seine Forschungsleistungen sind in über 250 Publikationen in internationalen Fachzeitschriften dokumentiert. Für seine exzellente Lehre wurde er mehrfach ausgezeichnet. Darüber hinaus war er 12 Jahre lang Leiter eines Sonderforschungsbereichs der DFG und ist aktives Mitglied in der EMBO und der Leopoldina.
Zukunftsperspektiven und Vermächtnis
Nach dem Erreichen der Altersgrenze wird Lill in eine Gastprofessur wechseln. Sein Institut, das 2021 auf die Lahnberge umgezogen ist, ist nun Teil des Zentrums für synthetische Mikrobiologie (SYNMIKRO). Dies stellt sicher, dass die Forschung, die er ins Leben gerufen hat, auch weiterhin von Bedeutung bleibt und neue Wege in der Biochemie und Zellbiologie gefunden werden. Es ist klar, dass die Arbeiten von Prof. Lill nicht nur die Wissenschaftslandschaft in Deutschland, sondern auch international maßgeblich beeinflusst haben werden. Seine Forschung zum Verständnis von molekularen Prozessen in Zellen wird auch in Zukunft von zentraler Bedeutung sein.