
Heute, am 7. Juli 2025, wurde Professorin Emer O’Sullivan von der Leuphana Universität Lüneburg mit dem 20. Internationalen Brüder Grimm Preis ausgezeichnet. Die Jury, bestehend aus internationalen Forscher:innen, erkannte ihre bahnbrechenden Beiträge zur internationalen Kinderliteraturforschung an. O’Sullivans Arbeiten sind in beiden Sprachen, Deutsch und Englisch, veröffentlicht und integrieren vielfältige Perspektiven aus der Vergleichenden Literaturwissenschaft, der Übersetzungswissenschaft und der Imagologie. Letztere beschäftigt sich mit den Vorstellungen von anderen Kulturen, ein Aspekt, der in der Kinderliteratur bisher oft vernachlässigt wurde.
Der internationale Grimm-Preis, der seit 1987 vom Internationalen Institut für Kinderliteratur in Osaka vergeben wird, belohnt herausragende Forschung im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur. Die Auszeichnung wurde erstmals 1986, anlässlich des 200. Geburtstags von Wilhelm Grimm, ausgelobt und ist mit einem Preisgeld von 1 Million Yen, was etwa 6000 Euro entspricht, dotiert. Emer O’Sullivan wird die Ehre zuteil, die Auszeichnung 2026 in Osaka entgegenzunehmen. Während ihrer Japan-Reise plant sie ebenfalls, einen Vortrag in Tokio zu halten.
Auszeichnungen und Anerkennung
O’Sullivan hat nicht nur den Grimm-Preis erhalten, sondern wurde auch kürzlich von der Internationalen Forschungsgesellschaft für Kinder- und Jugendliteratur (IRSCL) zum Honorary Fellow ernannt. Ihre Habilitationsschrift „Kinderliterarische Komparatistik“, die sich mit theoretischen und methodischen Ansätzen in der Kinderliteratur auseinandersetzt, wurde bereits mit dem IRSCL-Preis für herausragende Forschung ausgezeichnet. Zudem bekam die englische Ausgabe ihrer Arbeit im Jahr 2007 den Buchpreis der Children’s Literature Association (USA).
Ihr wissenschaftlicher Ansatz zeigt, dass die Erforschung von Kinderbüchern nicht nur literarische Erkenntnisse hervorbringt, sondern auch in andere Disziplinen wie die Medienwissenschaft und die Pädagogik hineinwirkt. Die interdisziplinäre Perspektive spielt eine zentrale Rolle in der Erforschung von Kinder- und Jugendliteratur.
Interdisziplinäre Forschung zur Kinderliteratur
Im Rahmen eines Forschungsclusters zur Kinder- und Jugendliteratur wird das Ziel verfolgt, die interdisziplinäre Forschung in diesem Bereich zu fördern. Die Kinder- und Jugendliteratur wird hier als ästhetisch-literarisches, mediales, soziales, psychologisches, historisches und erziehungswissenschaftliches Phänomen betrachtet. Dieser Forschungsansatz ermöglicht es, verschiedene Fachdisziplinen über die Kinder- und Jugendliteratur miteinander zu vernetzen.
Die Medienwissenschaft richtet ihren Fokus auf den inter- und transmedialen Charakter von Kinderliteratur, während historische Perspektiven die Entwicklung von Kindheitskonzepten untersuchen. Didaktische Ansätze wiederum widmen sich den pädagogischen und ästhetischen Ansprüchen, die an Kinder- und Jugendliteratur gestellt werden. Diese Aspekte sind entscheidend für den interdisziplinären Schulunterricht in Fächern wie Deutsch, Philosophie und Geschichte.
Durch die Vernetzung der Forschungsaktivitäten über die Oldenburger Forschungsstelle Kinder- und Jugendliteratur (OlFoKi) und die enge Zusammenarbeit mit Oldenburger Bibliotheken, insbesondere mit dem Archiv der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, wird der Ausbau der Kinder- und Jugendliteratursammlung unterstützt. Die wissenschaftliche Begleitung der Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse (KIBUM) mit Tagungen, Ausstellungen und Publikationen zeigt zudem das große Engagement in diesem Forschungsfeld.
Die ausgezeichnete Arbeit von Emer O’Sullivan und die laufenden interdisziplinären Initiativen unterstreichen die herausragende Bedeutung der Kinder- und Jugendliteraturforschung. Weitere Informationen zu ihrer Auszeichnung und den aktuellen Entwicklungen in der Forschung finden Sie in den Artikeln von Leuphana, kinderundjugendmedien.de und uol.de.