
Imke von Maur, eine angesehene Professorin für Philosophie an der KU Eichstätt-Ingolstadt, nahm kürzlich an einer wichtigen Veranstaltung in Paris teil. Gemeinsam mit Lucy Osler von der Universität Cardiff diskutierte sie dort die Herausforderungen und Chancen, die mit affektiven Dimensionen von Gerechtigkeit in Zusammenhang stehen. Dabei zeigte sich, dass viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich mit Themen wie sozial-ökologischer Krise, politischem Wandel und Krieg auseinandersetzen. Von Maur betonte, dass diese Entwicklungen nicht nur theoretische Fragestellungen, sondern auch emotionale Herausforderungen für verantwortliche Subjekte darstellen. Sie hob das positive Potenzial menschlicher Emotionalität hervor, einschließlich Resilienz, Solidarität und der Sehnsucht nach einem friedlichen Zusammenleben; Themen, die in einer zunehmend polarisierten Welt äußerst relevant sind.
Die Veranstaltung war auch ein bedeutender Teil der European Platform for the Study of Emotions (EPSSE), die als zentrale Plattform für den philosophischen Austausch über Emotionen gilt. Die Jahrestagung der EPSSE findet jährlich in wechselnden europäischen Städten statt, und in den letzten Jahren wurden Lissabon, Tartu, Graz, Pisa, Madrid und Athen besucht. Die Gesellschaft ist für ihre offene und kollegiale Atmosphäre bekannt und fördert den Dialog über emotionale Intelligenz und deren gesellschaftliche Auswirkungen.
Gesellschaftliche Gerechtigkeit im Fokus
Parallel zu den Diskussionen über Emotionen steht in Deutschland ein besorgniserregender Trend zur Einkommens- und Vermögensungleichheit im Vordergrund. Ein wachsender Anteil der Bevölkerung ist von stagnierenden oder gar rückläufigen Reallöhnen betroffen. Tatsächlich zeigt sich, dass die oberen zehn Prozent der Einkommensbezieher mittlerweile fast zwei Drittel des Gesamtvermögens besitzen. Während die unteren zehn Prozent Schwierigkeiten haben, ihren Lebensunterhalt zu decken, wird die Ungleichheit in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen deutlich, sei es im Bildungssystem, im Steuersystem oder bei der medizinischen Versorgung. Diese Faktoren werden von der Gesellschaft zunehmend als soziale Ungerechtigkeit wahrgenommen.
Die Wahrnehmung von Ungleichheiten hängt stark von den individuellen Definitionen sozialer Gerechtigkeit ab. Soziale Gerechtigkeit wird oft als die Verteilung von Rechten, Positionen und Gütern in einer Gesellschaft verstanden und umfasst darüber hinaus die Art und Weise, wie der Staat Verteilungsentscheidungen trifft. Konflikte über Verteilung betreffen sowohl Güter als auch Lasten und werden häufig durch gesellschaftliche Institutionen vermittelt.
Emotionale Intelligenz als Schlüsselkompetenz
Im Kontext dieser sozialen Herausforderungen gewinnt das Konzept der emotionalen Intelligenz (EI) zunehmend an Bedeutung. Ursprünglich durch Daniel Goleman populär gemacht, beschreibt EI die Fähigkeit, eigene Emotionen zu erkennen, zu verstehen und empathisch auf die Emotionen anderer zu reagieren. Moderne Unternehmen setzen immer mehr auf emotionale Intelligenz als Schlüsselkompetenz in der Personalentwicklung. Insbesondere in Zeiten von VUKA (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität) sowie BANI (brittle, anxious, non-linear, incomprehensible) wird deutlich, dass emotionale Intelligenz entscheidend für die Innovationsfähigkeit und Mitarbeiterbindung ist.
Eine Umfrage aus 2021 ergab, dass fast 70 % der Führungskräfte der Meinung sind, dass eine positive Stimmung die Produktivität erhöht. Psychologische Sicherheit, eng verbunden mit emotionaler Intelligenz, ist entscheidend für die Arbeitszufriedenheit und die Bindung von Mitarbeitenden. Das Verständnis für emotionale Intelligenz als Teil der Persönlichkeitsentwicklung und der mentalen Gesundheit wird zunehmend in Personalentwicklungsprogrammen integriert.
Abschließend lässt sich sagen, dass sowohl die Emotionen als auch die sozialen Gerechtigkeitsfragen in der heutigen Gesellschaft dringend angegangen werden müssen. Die Anstrengungen von Forscherinnen wie Imke von Maur und die zunehmende Bedeutung emotionaler Intelligenz in der Arbeitswelt können einen bedeutenden Beitrag zu einem gerechteren und empathischeren Miteinander leisten.