
Am 1. Juli 2025 öffnete Dr. Stephan Eickelmann, Trainer des Vereins Schildwache Potsdam, eine abenteuerliche Schranktür in der Turnhalle des Campus Am Neuen Palais der Universität Potsdam. Anstelle von üblichen Sportgeräten entdeckte er eine Vielzahl an Helmen, Schilden und Schwertern. Dieser Anblick ist keine Seltenheit, sondern Teil eines innovativen Hochschulsportkurses, der historische Kampfkünste vermittelt.
Der Verein Schildwache Potsdam, gegründet im Jahr 2017 aus einer Kooperation zwischen der Berliner Rittergilde und dem Hochschulsport der Universität Potsdam, setzt seinen Fokus auf die Rekonstruktion historischer Kampftechniken. Dies geschieht insbesondere anhand der Bologneser Tradition des 16. Jahrhunderts, für die Dr. Eickelmann und Mitgründer Martin Höppner Leidenschaft und Hingabe zeigen. Rund 20 Teilnehmer haben sich für den Kurs „(Seit-)schwert und Beiwaffe“ eingeschrieben, wo sie die Kunst des Fechtens erlernen.
Einblicke in Historische Techniken
Der Kurs unter Anleitung von Dr. Eickelmann integriert akademisches Wissen, denn er ist auch als akademischer Mitarbeiter an der Universität tätig. Er lehrt, wie wichtig historische Genauigkeit in der Kampfkunst ist. Bei den Trainingseinheiten nutzen die Teilnehmer Trainingswaffen, die echten Schwertern ähnlicher sind als man denkt. Diese sind mit stumpfen Klingen und Gummispitzen ausgestattet, um Sicherheit zu gewährleisten.
Für die Fortgeschrittenen im Kurs gibt es die Möglichkeit, sich auf Turniere vorzubereiten, wobei sie Schutzkleidung tragen. Eine der interessanten Techniken, die er den Teilnehmern näherbringt, ist der Einsatz des Bucklers – ein historisches Schild, das in London einmal als gefährlich galt und deswegen verboten wurde. Eickelmann und seine Schüler differenzieren zwischen den Techniken des historischen Schwertkampfes und jenen des modernen Sportfechtens.
Kulturelle Diversität betonen
Ein bedeutendes Merkmal der Schildwache Potsdam ist die Integration der Regenbogenflagge in ihr Logo. Dies stellt ein klares Bekenntnis zur Diversität innerhalb der Gruppe dar. Mit dem Ziel, historische Kampfkünste sowohl in einem zivilen Kontext als auch in sportlichen Umfeldern anzuwenden, verbindet der Verein traditionelles Wissen mit modernen sportlichen Ansprüchen.
Seit den 1980er Jahren erleben historische Kampfkünste einen deutlichen Anstieg an Popularität. Dies spiegelt sich auch in der steigenden Teilnehmerzahl wider. Der Kurs schließt schließlich mit einem besonderen Abschlussritual ab, bei dem die Schüler sich verbeugen und eine feierliche, kreisende Bewegung mit ihrem Schwert vollziehen.
Die Schildwache Potsdam bietet damit nicht nur eine Plattform zum Erlernen historischer Techniken, sondern fördert auch die Gemeinschaft und den Austausch unter den Teilnehmern. Historische Fechtkunst wird hier als lebendige Disziplin erlebt, die über die Jahrhunderte hinweg Brücken zwischen den Epochen schlägt.