
Am 13. Oktober 2025 startete die Universität Erfurt ihre Ringvorlesung mit einem eindrucksvollen Vortrag des ehemaligen DDR-Bürgerrechtlers und Politikers Rainer Eppelmann. Als evangelischer Pfarrer und bekannter Oppositioneller während der Zeit der DDR hat Eppelmann eine bewegte Geschichte. Er war 1990 der Minister für Abrüstung und Verteidigung in der letzten DDR-Regierung und saß von 1990 bis 2005 im Deutschen Bundestag. Seit 1998 leitet er die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
In seinem Vortrag mit dem Titel „Aus der Diktatur in die Demokratie“ thematisierte Eppelmann den Weg Deutschlands nach dem Ende des Kalten Krieges. Er beleuchtete dabei die Überwindung der Teilung und den Prozess der inneren Einheit. Zudem sprach der Bürgerrechtler über die aktuellen Herausforderungen und den Wandel des politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Selbstverständnisses der Bundesrepublik Deutschland seit 1990. Seine Analyse geht auch auf die Auswirkungen dieser Erfahrungen auf das europäische Gefüge ein. Der Eintritt zu diesem wichtigen Event war frei, eine Anmeldung war jedoch erforderlich unter www.thueringer-allgemeine.de/ringvorlesung.
Einblicke in die Geschichte der DDR
Eppelmann ist nicht nur ein Historiker der politischen Veränderungen, sondern auch ein Zeitzeuge. In einem separaten Vortrag am 18. August 2025 in Meppen behandelte er das Thema: „Als die Angst die Seite wechselte – Angst oder Verantwortung, was wollt Ihr?“. Sein persönliches Engagement in der DDR-Opposition führte nicht nur zu seiner Inhaftierung, sondern auch zu einem tiefen Bewusstsein für die Notwendigkeit von Mut und Verantwortung. Er erinnerte daran, dass er in der Wendezeit weniger Angst vor persönlichen Nachteilen hatte als vor der nuklearen Aufrüstung.
Die Proteste gegen die Stationierung von Pershing II-Raketen in Westdeutschland motivierten ihn, aktiv gegen die SS20-Raketen in der DDR zu protestieren. Dabei spielte der Berliner Appell „Frieden schaffen ohne Waffen“, den er 1982 zusammen mit Robert Havemann verfasste, eine wesentliche Rolle. Er war überzeugt, dass sein Bekanntheitsgrad ihn vor Repressionen schützen würde, was sich jedoch als Fehlannahme herausstellte.
Aktuelle Herausforderungen und Demokratieverständnis
Eppelmann kritisierte bei seinen Vorträgen die gegenwärtige Wahrnehmung von Meinungsfreiheit in Deutschland und zog Vergleiche zur SED-Diktatur. Er erklärte, dass in der Bundesrepublik Meinungsäußerungen erlaubt seien, solange sie die Demokratie nicht gefährden. Dabei äußerte er auch Verständnis für die kritische Betrachtung der AfD, mahnte jedoch an, die Erfahrungen aus der DDR nicht zu vergessen.
In seinen Ausführungen richtete sich Eppelmann sowohl an Senioren als auch an Schüler, um den fundamentalen Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie klar zu verdeutlichen. Trotz der Herausforderungen, vor denen die Demokratie weltweit steht, hält er sie für das beste System. Zudem sprach er besorgt über die steigenden Rüstungsausgaben und die geopolitischen Spannungen, insbesondere bezüglich Russland. Eppelmanns Engagement, das Unrecht der DDR aufzuarbeiten, bleibt ungebrochen und wird durch seinen Glauben und seine Familie motiviert.
Der nächste Termin der Ringvorlesung wird am 10. Dezember 2025, 18:15 Uhr, stattfinden, featuring Matthias Gehler, den letzten Regierungssprecher der DDR, an der Universität Erfurt. Der Einfluss sowie die Geschichten von Menschen wie Eppelmann sind entscheidend in der Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation.