
Die Europäische Union konkretisiert ihre Ambitionen, Europa zu einem führenden Standort für künstliche Intelligenz (KI) zu entwickeln. Im Rahmen dieses Vorhabens plant die EU die Einrichtung von sogenannten „Gigafactories“, die enorme Kapazitäten bieten sollen, um KI-Modelle der nächsten Generation zu entwickeln, zu trainieren und in Anwendungen zu integrieren. Wie die Universität Stuttgart berichtet, könnten diese Fabriken eine entscheidende Rolle dabei spielen, Europa als globale Kraft im Bereich der KI zu positionieren.
Bei der jüngsten Aufforderung zur Interessenbekundung, die am 20. Juni endete, gingen 76 Anträge aus 16 Mitgliedstaaten ein. Dr. Bastian Koller, Geschäftsführer des HLRS und Koordinator des HammerHAI-Konsortiums, stellte fest, wie entscheidend HammerHAI für die Entwicklung entsprechender Infrastrukturen ist. Die bestehenden AI Fabriques bilden das Fundament für die geplanten Gigafactories, die besonders für Industrienutzer bedeutend sind.
Investitionsstrategien und Initiativen
Um die ehrgeizigen Pläne zu realisieren, wird ein neuer europäischer Fonds für KI-Gigafabriken in Höhe von 20 Milliarden Euro eingerichtet. Dies geht aus einer Initiative namens „InvestAI“ hervor, die von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ins Leben gerufen wurde. Laut European Commission Germany sollen durch diesen Fonds insgesamt 200 Milliarden Euro mobilisiert werden, um die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der EU zu steigern und die Gesundheitsversorgung zu verbessern.
Wesentlich ist, dass die Gigafabriken mit etwa 100.000 state-of-the-art KI-Chips ausgestattet werden, was im Vergleich zu den aktuell im Aufbau befindlichen KI-Fabriken eine Steigerung von etwa vier Mal darstellt. Diese hochmodernen Anlagen werden für das Training komplexer KI-Modelle genutzt, deren Anforderungen an Rechenleistung stetig steigen werden.
Zukunftsperspektiven und Herausforderungen
Die ersten KI-Gigafabriken sollen ab dem Jahr 2026 in Betrieb genommen werden. Die geschätzten Kosten pro Gigafabrik liegen zwischen drei und fünf Milliarden Euro, wobei die EU bis zu 35 Prozent dieser Kosten übernehmen wird. Die ZDF unterstreicht die Notwendigkeit dieser Massnahmen, da 70 Prozent aller KI-Modelle aktuell aus den USA kommen und nur 15 Prozent aus China.
Überdies wird betont, dass Europa sich mit hohen Energiekosten und Bürokratie strukturellen Herausforderungen gegenübersieht, die den Innovationsprozess behindern könnten. In Deutschland wurde im Koalitionsvertrag festgelegt, dass das Land als Standort für mindestens eine der geplanten KI-Gigafabriken in Betracht gezogen wird. Die Bewerbungsfrist ist nun abgelaufen und bietet Deutschland die Chance, eine wichtige Rolle in der klimapolitischen und digitalen Transformation in Europa zu spielen.
Insgesamt zeigt sich, dass die EU mit dieser Initiative auf die rasant voranschreitende KI-Entwicklung reagieren möchte, die für die Zukunft Europas entscheidend sein könnte. Die Frage bleibt, ob die versprochenen Investitionen auch wirklich in den gewünschten Umfang umgesetzt werden können und wie die einzelnen Mitgliedstaaten in das große Bilde der KI-Strategie integriert werden.