
Im Rahmen der Europäischen Woche an der Universität Passau fand am 14. Mai 2025 das spannende InvigoratEU Youth Lab statt. Organisiert von Florence Ertel und Julian Plottka vom Jean-Monnet-Lehrstuhl für Europäische Politik, brachte die Veranstaltung 30 Studierende zusammen, um aktiv über die Herausforderungen der EU-Erweiterungspolitik zu diskutieren und konkrete Politikempfehlungen zu erarbeiten. Diese Diskussionen wurden besonders durch den kürzlichen Erhalt des Kandidatenstatus für Georgien, Moldawien und die Ukraine angeregt, was der Erweiterungspolitik der EU neue Dynamik verleihen könnte.
Die Teilnehmenden widmeten sich der Frage, wie die EU ihre Resilienz sowie die ihrer Mitgliedstaaten und Nachbarländer gegen externe Schocks stärken kann. Dabei wurden externe Bedrohungen wie der zunehmende Einfluss Russlands, Chinas und der Türkei sowie weitere Drittstaaten thematisiert. Ein zentrales Anliegen war es, die militärischen Kapazitäten der EU zu diskutieren und die Herausforderungen in der Nachbarschafts- und Erweiterungspolitik sichtbar zu machen.
Wesentliche Herausforderungen und Themen
Die Diskussion um die EU-Erweiterungspolitik konzentrierte sich auf mehrere zentrale Themen. Dazu gehören die Energie-, Migrations- und Wirtschaftspolitik sowie die durch den russischen Angriffskrieg bedingten Herausforderungen. Es wurden ernsthafte Sorgen über die Handlungsfähigkeit der EU mit ihren 27 Mitgliedstaaten sowie über den gesellschaftlichen Zusammenhalt in den Mitgliedsländern geäußert. Besonderes Augenmerk galt der Identifikation von bestehenden Herausforderungen wie ausländische Einflussnahme, die fortschreitende Entdemokratisierung und der Mangel an politischem Willen zur Zusammenarbeit, der die Zivilgesellschaft fragmentiert.
Die Seminarteilnehmer entwickelten Empfehlungen zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und zur effizienteren Entscheidungsfindung auf supranationaler Ebene. Diese Ergebnisse werden in das Forschungsprojekt „InvigoratEU: Invigorating Enlargement and Neighbourhood Policy for a Resilient Europe“ einfließen. Dieses Projekt wird von der EU im Rahmen von „Horizont Europa“ gefördert und hat das Ziel, die EU-Erweiterungs- und Nachbarschaftspolitik zu stärken, um die Resilienz Europas zu erhöhen.
Ziele und Ansätze des Projekts
Das Projekt InvigoratEU zielt darauf ab, die EU-Erweiterungsstrategie in einer neuen geopolitischen Phase zu reformieren. Eine evidenzbasierte, zukunftsorientierte Vision für die politische Agenda der EU soll entwickelt werden. Um diese Ziele zu erreichen, wird ein Dreifachansatz verfolgt, der Reform, Reaktion und Wiederaufbau umfasst. Im Rahmen des Projekts sind öffentliche Meinungsumfragen in der Ukraine, die Entwicklung von Szenarien und die Erstellung eines externen Einflussindex zur Bewertung von Akteuren wie Russland, China und der Türkei vorgesehen.
Der Austausch zwischen verschiedenen Interessengruppen spielt eine zentrale Rolle. Das Konsortium des Projektes umfasst 18 Partner, darunter 7 aus Georgien, Moldawien, der Ukraine und dem Westbalkan (Nordmazedonien, Montenegro, Serbien). Die Zielgruppe des Projekts sind europäische und nationale politische Akteure sowie junge europäische Bürgerinnen und Bürger, die aktiv in die Entwicklung der Politik einbezogen werden sollen. Diese integrativen Ansätze, die auch Workshops für junge Fachkräfte und politische Debatten in einem spielerischen Rahmen umfassen, zeigen den Willen zur Zusammenarbeit und zur Stärkung der EU im Kontext globaler Herausforderungen.
Die Veranstaltung und die Ergebnisse des InvigoratEU Youth Labs werden im Kontext des 75. Jubiläums der Schuman-Erklärung von 1950 betrachtet, das die europäische Integration entscheidend geprägt hat. Diese Initiative verdeutlicht die ungebrochene Relevanz und die notwendige Weiterentwicklung der europäischen Zusammenarbeit angesichts der aktuellen geopolitischen Herausforderungen.