
Eine bedeutende archäologische Entdeckung hat die Forscher des Heidelberger Ninive-Projekts, geleitet von Prof. Dr. Stefan Maul, in der antiken Stadt Ninive gemacht. Diese Stadt, bekannt für ihre historische Relevanz, war im späten 8. Jahrhundert v. Chr. unter König Sanherib die Hauptstadt des assyrischen Weltreichs. Heute ist der Standort Teil von Mossul im Irak, einer Region, die für ihre reichen archäologischen Funde berühmt ist. Die neuen Funde stammen vom Kuyunjik-Hügel, wo Aaron Schmitt und sein Team seit 2022 graben, um mehr über die Artefakte und die Geschichte der Stadt zu erfahren.
Historisch gesehen war Ninive ein Zentrum des assyrischen Reiches, das sich von Persien bis zum Mittelmeer erstreckte. König Ashurbanipal, ein bedeutender Monarch des Neuassyrischen Reiches, herrschte über ein Empire, das nicht nur große Territorien, sondern auch verschiedene Kulturen und Völker umfasste. Unter seiner Herrschaft, die von 668 bis mindestens zur Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. dauerte, wurden bedeutende militärische und kulturelle Errungenschaften erzielt. Ashurbanipal war bekannt für seine Bildung und seine Fähigkeit, ein großes Reich zu verwalten, das von Ägypten bis zu den östlichen Grenzen Babyloniens reichte, was die Wichtigkeit dieser Region unterstreicht.
Die Neuentdeckung
Das neu entdeckte Relief zeigt König Assurbanipal, der von den Gottheiten Assur und Ištar sowie anderen Figuren flankiert wird. Eine dieser Figuren könnte als Skorpionmensch rekonstruiert werden. Die Wissenschaftler vermuten, dass ursprünglich eine große geflügelte Sonnenscheibe über dem Relief angebracht war. Das Relief befand sich in einer Wandnische gegenüber dem Haupteingang zum Thronsaal des Palastes. Schwarze Gruben, in denen die Reliefbruchstücke entdeckt wurden, wurden vermutlich in der hellenistischen Zeit angelegt.
Diese Ausgrabungen erfolgen nicht zum ersten Mal. Bereits im späten 19. Jahrhundert führten britische Forscher erste Untersuchungen des Nordpalasts durch, bei denen großformatige Reliefs gefunden wurden, die heute im British Museum zu sehen sind. Die aktuelle Entdeckung war jedoch aufgrund ihrer Vergrabung nicht zugänglich für die vorherigen Archäologen. Prof. Schmitt vermutet, dass diese Fragmente eine wichtige Lücke im Verständnis der Region schließen könnten.
Forschung und Zukunft
In Zusammenarbeit mit der staatlichen Antikenverwaltung des Irak ist es geplant, das Relief an seinem ursprünglichen Standort zu platzieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Wissenschaftler beabsichtigen, die Darstellung und den Kontext des Fundes detailliert zu untersuchen und die Ergebnisse zu publizieren, was das Wissen über die assyrische Kunst und Geschichte erheblich erweitern könnte.
Das Assyrische Reich, dessen Geschichte über 1200 Jahre anhielt, spielte eine entscheidende Rolle in der Entwicklung von Zivilisationen im Alten Orient. Mit seiner beeindruckenden Ausdehnung und kulturellen Vielfalt unter Herrschern wie Ashurbanipal hinterließ das Reich einen bleibenden Eindruck in der Geschichte, der bis heute von Historikern und Archäologen eingehend erforscht wird. Ninive und die neuen archäologischen Funde sind somit nicht nur Fenster zur Vergangenheit, sondern auch Schlüssel zu einem tieferen Verständnis der alten Kulturen und ihrer Herrscher.