
Der Antarktische Krill (Euphausia superba) spielt eine entscheidende Rolle im marinen Ökosystem des Südatlantiks und stellt die Hauptnahrungsquelle für zahlreiche Raubtiere dar. Diese bis zu 6 cm langen und etwa 2 g schweren Krebstiere kommen in den Gewässern rund um die Antarktis vor, einschließlich des Rossmeers, der Amundsensee und des Weddell-Meeres, um nur einige zu nennen. Im Rahmen einer aktuellen Studie, die von einem Forschungsteam der Julius-Maximilians-Universität Würzburg durchgeführt wurde, wurde das Verhalten des Krills näher untersucht.
Die Untersuchung konzentrierte sich auf die „tägliche Vertikalwanderung in der Wassersäule“. Dabei stellte sich heraus, dass der Krill nachts an der Meeresoberfläche frisst und sich tagsüber in tiefere Schichten zurückzieht, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Trotz jahrzehntelanger Forschung sind die präzisen Mechanismen des Wanderverhaltens des Krills nicht vollständig verstanden. Um dies näher zu beleuchten, haben die Wissenschaftler einen neuen Aktivitätsmonitor eingesetzt, der die Schwimmaktivität einzelner Krill erfasst.
Innere Uhr des Krills
Besonders überraschend war, dass die Ergebnisse der Studie zeigten, wie Krill in der Lage ist, sich an die wechselnde Länge der Nächte anzupassen. Selbst in konstanten Dunkelheitsbedingungen behält der Krill einen täglichen Aktivitätsrhythmus bei. Dies deutet darauf hin, dass der Krill über eine innere Uhr verfügt, die es ihm ermöglicht, sein Verhalten flexibel an die extremen Lichtverhältnisse in den Polarregionen zu synchronisieren.
Die Bedeutung dieser Forschung erstreckt sich weit über den Krill selbst hinaus. Das Südpolarmeer fungiert als zentraler Kohlenstoffspeicher, und Veränderungen in den Krill-Populationen können gravierende Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem haben. Diese Erkenntnisse wurden in der Publikation „A circadian clock drives behavioral activity in Antarctic krill (Euphausia superba) and provides a potential mechanism for seasonal timing“ veröffentlicht, die Ende April 2025 in der Fachzeitschrift eLife erschien.
Ökologische Bedeutung und Herausforderungen
Die biomasse des Antarktischen Krills wird auf etwa 500 Millionen Tonnen geschätzt, was ihn zu einer der erfolgreichsten Tierarten und einem wichtigen Bestandteil der marinen Nahrungskette macht. In einem Kubikmeter Wasser können bis zu 30.000 Krillgarnelen vorkommen. Diese hohe Populationsdichte ist entscheidend, denn ein Buckelwal kann täglich 5 bis 7 Tonnen Krill fressen. Dennoch sieht sich der Krill zunehmend der Gefahr eines Rückgangs seiner Populationen gegenüber, was auf die Erderwärmung sowie den Rückgang der Eisflächen zurückzuführen ist.
Zusätzlich zur seiner ökologischen Rolle ist Krill auch ein beliebtes Frostfutter für Aquarientiere und wird in der Aquaristik geschätzt. Der krillartige Organismus nutzt zudem Leuchtpulse zur Kommunikation und Partnererkennung, wodurch er das Sozialverhalten innerhalb seiner Schwärme unterstützt. Diese facettenreiche Biologie des Krills zeigt die Wichtigkeit der laufenden Forschung über seine Lebensweise und den Einfluss, den Umweltveränderungen auf ihn haben können.
In zukünftigen Projekten werden die Forscher der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und anderer Institutionen die innere Uhr des Krills sowie deren Einfluss auf Fortpflanzungs- und Überwinterungsstrategien weiter untersuchen. Der Antarktische Krill bleibt somit ein zentrales Forschungsthema, das nicht nur für die Wissenschaft von großem Interesse ist, sondern auch weitreichende Implikationen für das Klima und das globale Ökosystem hat.