
Die Entwicklung hin zu einer inklusiven Schule in Deutschland nimmt langsam Gestalt an, bleibt jedoch von zahlreichen Hürden geprägt. Am 9. März 2025 zeigt sich bei einer Betrachtung der aktuellen Situation, dass die Bemühungen um Inklusion im Bildungswesen weiterhin dringenden Handlungsbedarf erfordern. Besondere Aufmerksamkeit erhält in diesem Kontext die „Kathrin und Stefan Quandt Stiftungsprofessur für Inklusionsforschung“ an der Goethe-Universität, die seit 2020 von Prof. Vera Moser geleitet wird. Diese Professur wird durch die Unternehmerfamilie Quandt gefördert und hat sich auf die wissenschaftliche Begleitung des Umbaus der schulischen Bildung zu einer Schule der Vielfalt spezialisiert. Eine positive Evaluation nach fünf Jahren stellte die Grundlage für die Fortsetzung dieser Förderung dar, die kürzlich bestätigt wurde, als die Gutachter*innen aus den Universitäten Zürich, Graz und Stockholm das Engagement und die herausragenden Leistungen der Professur lobten und eine Verlängerung um weitere fünf Jahre empfahlen. Die Stiftung Quandt reagierte damit auf die Diskrepanz zwischen politischen Ansprüchen und den Realitäten an den Schulen seit der Verabschiedung der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2009.
Prof. Vera Moser hat nicht nur eine Vielzahl von Drittmittelprojekten initiiert, sondern auch ein interdisziplinäres Team geformt, das Barrieren aus der Perspektive autistischer Schüler*innen abbaut. Ihre Forschungen werden durch aktuelle Bedürfnisse in Frankfurt untermauert, wo sie den steigenden Bedarf an Schulplätzen für Schüler*innen mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt ‚Geistige Entwicklung‘ untersucht. Im Rahmen der Forschungsinitiative [in:just] arbeiten Moser und ihre Kollegin Prof. Merle Hummrich daran, Inklusion, Gerechtigkeit und Anerkennungserfahrungen im Bildungssystem zu beleuchten.
Hürden der schulischen Inklusion
Trotz dieser positiven Entwicklungen gibt es erhebliche Herausforderungen, die die schulische Inklusion behindern. Laut Christina Marx, Leiterin der Aufklärung bei der Aktion Mensch, zeigen zahlreiche Faktoren auf, dass insbesondere der Übergang zwischen den Bildungsstufen problematisch ist. Die Inklusion nimmt mit steigender Bildungsstufe ab, was auf mangelnde personelle, finanzielle und bauliche Voraussetzungen zurückzuführen ist. Lehrkräfte berichten häufig von einem Gefühl der Unterqualifizierung und einem Mangel an Unterstützung durch die Schulverwaltung. Diese Skepsis zieht sich durch die gesamte Bildungslandschaft, sowohl bei Lehrkräften als auch bei Eltern.
Eine von Aktion Mensch und Die ZEIT in Auftrag gegebene Studie hat die Meinungen der Bevölkerung und der Eltern zur schulischen Inklusion untersucht. Die Ergebnisse zeigen auf, dass es dringend notwendig ist, Informationen und Sensibilisierung für Pädagog*innen zu fördern. Auch der Austausch von positiven Beispielen gelungener Inklusion kann dazu beitragen, die Hemmschwelle abzubauen. Eltern wird geraten, Ihre Einstellung zur Inklusion zu überdenken, um die Vorteile gemeinschaftlichen Lernens für die Entwicklung ihrer Kinder zu erkennen.
Aktuelle Entwicklungen in Deutschland
Die Herausforderungen der Inklusion in Deutschland sind nicht nur individuell, sondern auch strukturell. Die Exklusionsquote ist in den letzten Jahren nur langsam gesunken, von 4,8 % im Jahr 2008/09 auf 4,2 % im Jahr 2022/23. Es existieren nach wie vor zwei getrennte Schulsysteme: allgemeine Schulen und Förderschulen, was den Fortschritt beim Aufbau eines inklusiven Schulsystems maßgeblich behindert. Es gibt große Unterschiede in den Exklusionsquoten zwischen den 16 Bundesländern, die von 0,7 % bis 6,4 % reichen. Dies deutet darauf hin, dass ein länderübergreifendes, koordiniertes Vorgehen beim Ausbau des inklusiven Schulsystems in Deutschland dringend notwendig ist, um die Mittel und Ansätze effizienter zu gestalten.
Zusammengefasst zeigt sich, dass die schulische Inklusion in Deutschland auf einem wegweisenden, aber herausfordernden Pfad ist. Mit kontinuierlichen Anstrengungen und einem klaren strategischen Ansatz könnten die gesteckten Ziele in der Zukunft erreicht werden. Die Initiative von Professor Moser und die Unterstützung durch die Quandt-Stiftung sind dabei entscheidend und könnten als Modell für weitere Regionen dienen.