
Die Herausforderungen im Umgang mit Demenz nehmen kontinuierlich zu. Laut der Universität Witten/Herdecke sind Frauen häufig stärker betroffen als Männer, und es treten signifikante Unterschiede im Krankheitsverlauf und in den Symptomen auf. Daher hat ein neues Forschungsprojekt mit dem Namen „ParGenDA“ ins Leben gerufen, um diese geschlechtsspezifischen Aspekte besser zu verstehen und zu bewerten. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt und ist auf eine Dauer von 18 Monaten angelegt. Es zielt darauf ab, die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz sowie deren pflegenden Angehörigen zu erfassen und zu klären.
Das Forschungsprojekt involviert eine Vielzahl von Teilnehmern, darunter Betroffene, Angehörige, Fachleute und Interessenvertretungen. Durch die Erhebung von Daten über Fragebögen sollen alltägliche Belastungen sowie emotionale und soziale Folgen von Demenz untersucht werden. Die Ergebnisse des Projekts sollen mit bestehenden Studien abgeglichen werden, um ein umfassendes Bild der Situation zu erhalten. Am Ende des Projekts ist ein Workshop geplant, der eine Liste der zehn wichtigsten Fragen zur gendersensiblen psychosozialen Unterstützung erarbeiten wird. Prof. Dr. Margareta Halek von der Universität Witten/Herdecke betont die Notwendigkeit, gendersensible Ansätze in der Pflege zu integrieren.
Demografische Auswirkungen und Risikofaktoren
Weltweit sind mehr als 55 Millionen Menschen von Demenz betroffen, wobei die Alzheimer-Krankheit als häufigste Form gilt. Diese Erkrankung ist die siebthäufigste Todesursache und eine bedeutende Quelle für Behinderungen im Alter. Wie Dr. Maria Teresa Ferretti, Neurowissenschaftlerin und Expertin für Sex- und Gendermedizin, auf der ÖGN-Jahrestagung in Wien erläuterte, treten Geschlechtsunterschiede bei Alzheimer signifikant auf. Dabei ist bemerkenswert, dass Frauen doppelt so häufig an Alzheimer erkranken wie Männer. Die genauen Ursachen der Erkrankung sind bislang unklar, jedoch werden spezifische biologische Mechanismen, Risikofaktoren und Symptome untersucht, die sich zwischen den Geschlechtern unterscheiden.
Alzheimer beginnt typischerweise mit Gedächtnisverlust und führt zu kognitiven Beeinträchtigungen wie exekutiven Funktionsstörungen. Es gibt zwei Hauptmerkmale, die als Schlüssel zur Entwicklung der Krankheit identifiziert wurden: Amyloid-beta (Aβ)-Plaques und neurofibrilläre Tangles (NFTs). Diese Veränderungen können Jahre vor dem Erscheinen der Symptome erkannt werden. Die Forschung weckt zahlreiche Fragen zu den biologischen, hormonellen und sozio-kulturellen Faktoren, die geschlechtsspezifische Unterschiede bei Demenz betreffen.
Gendersensible Ansätze in der Pflege
Das Projekt „ParGenDA“ hebt die Notwendigkeit hervor, gendersensible Vorschläge in der Pflegepraxis zu entwickeln, um die spezifischen Bedürfnisse von Frauen und Männern zu berücksichtigen. Diese Ansätze könnten langfristig dazu beitragen, geschlechtersensible Aspekte in der Ausbildung von Gesundheitsberufen zu verankern. Dies geschieht auch in Anbetracht der Beobachtungen von Forschern wie Prof. Dr. Elke Kalbe von der Universität zu Köln, die sich mit kognitiven Beeinträchtigungen und Geschlechterunterschieden auseinandersetzt.
Die Erkenntnisse aus dem Projekt und der dazugehörigen Forschung könnten grundlegende Änderungen bei der Versorgung und Unterstützung von Menschen mit Demenz nach sich ziehen. Eine Steuerungsgruppe aus Betroffenen, Angehörigen, Fachleuten und Interessenvertretungen wird den Prozess begleiten, um sicherzustellen, dass die verschiedenen Perspektiven Gehör finden. Diese Initiative stellt den ersten Schritt in einer umfassenderen Strategie dar, die genderrehabistische Schritte in der medizinischen Forschung und Praxis etabliert.