
Am 16. und 17. Juni 2025 wird ein Seminar mit dem Titel „Didaktische Perspektiven auf Fering-Öömrang in der Sekundarstufe II“ in der Ferring Stiftung in Alkersum auf Föhr stattfinden. Die Veranstaltung wird vom Fach Frisistik (ISFAS) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) sowie der Ferring Stiftung organisiert, um die Schuldidaktik im Bereich des Minderheitensprachenunterrichts, insbesondere Friesisch, in Schleswig-Holstein weiterzuentwickeln. Prof. Dr. Christoph Winter, einer der Organisatoren, betont die Wichtigkeit, Studierende zur Auseinandersetzung mit Problemen der nordfriesischen Schuldidaktik anzuregen und Fachleute zu vernetzen.
Ein zentrales Thema, das hierbei angesprochen wird, ist der alarmierende Rückgang des Friesischunterrichts in Nordfriesland. Ursachen für diesen Rückgang sind vor allem die sinkenden Schülerzahlen und der Mangel an qualifizierten Friesischlehrkräften. Aktuell unterrichten am Gymnasium auf Föhr nur drei Friesischlehrer. Zwei von ihnen sind bereits pensioniert, während der dritte über 60 Jahre alt ist. Robert Kleih, Vorsitzender der Ferring Stiftung, warnt, dass der Friesischunterricht am Wyker Gymnasium innerhalb von fünf Jahren möglicherweise nicht mehr realisiert werden kann.
Schutz und Förderung von Minderheitensprachen
Ein aktueller Erlass des Ministeriums für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur vom 1. August 2023 zielt auf den Schutz und die Förderung traditioneller Regional- und Minderheitensprachen. In Schleswig-Holstein wird Nordfriesisch als Minderheitensprache anerkannt und gefördert. Schulen im Kreis Nordfriesland sowie auf Helgoland sind verpflichtet, Eltern über Angebote im Friesischunterricht zu informieren. Die Teilnahme am Unterricht ist freiwillig, und Unterricht kann ab Jahrgangsstufen 5 und 6 angeboten werden, als Wahlfach oder im Rahmen von Kulturprojekten.
Das Angebot sieht vor, dass Friesisch im Wahlpflichtunterricht ab Jahrgangsstufe 7 gewählt werden kann, als Ersatz für eine Fremdsprache in der Sekundarstufe II. Darüber hinaus werden Schulen mit Friesischunterricht als Modellschulen ausgezeichnet und erhalten die notwendigen Ressourcen zur Lehrerfortbildung. Unterrichtsangebote sind nun in allen Jahrgangsstufen angestrebt, um eine durchgängige Sprachbildung zu gewährleisten.
Studienmöglichkeiten und Rahmenbedingungen
Studierende können an der CAU Friesisch als Ergänzungsfach für das Lehramt an Gymnasien belegen oder an der Europa-Universität Flensburg Friesisch für das Lehramt an Grundschulen und Sekundarstufe I studieren. Zudem wird ein Zertifikatskurs Friesisch im Rahmen der Lehrkräfteaus- und -fortbildung angeboten. Das Land Schleswig-Holstein unterstützt die Einstellung von Lehrkräften mit Friesisch-Kenntnissen, um dem akuten Lehrkräftemangel entgegenzuwirken. Der Erlass tritt am 1. August 2023 in Kraft und läuft bis zum 31. Juli 2026.
Schleswig-Holstein engagiert sich zudem für den Erhalt und die Verbreitung weiterer Regional- und Minderheitensprachen, darunter Dänisch, Romanes und Niederdeutsch. Dieser Einsatz ist Teil der Verpflichtung gemäß der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen, die diese Sprachen als Teil des europäischen Kulturerbes schützt. Ein Handlungsplan zur Sprachenpolitik, der in der 18. Legislaturperiode initiiert und in der 20. Legislaturperiode verabschiedet wurde, zielt darauf ab, Identität und Mehrwert der Sprachen zu fördern und die Wünsche der Sprechergruppen zu berücksichtigen.
Mit diesen Maßnahmen wird nicht nur die sprachliche Vielfalt in Schleswig-Holstein gefördert, sondern auch die Chance gegeben, dass zukünftige Generationen die nordfriesische Sprache erlernen und weitergeben können. Die anstehenden Seminare und die neuen Erlassbestimmungen markieren einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung.
Für weitere Informationen können Interessierte Robert Kleih unter kleihr.kleih@ferring-stiftung.de oder Prof. Dr. Christoph Winter unter c.winter@isfas.uni-kiel.de kontaktieren.