
In der Medizin und Gesundheitsforschung hat der Begriff „geschlechtersensible Forschung“ in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Diese Forschungsrichtung erkennt die individuellen Unterschiede zwischen den Geschlechtern an und hat das Ziel, bessere Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten für Erkrankungen zu entwickeln. Laut der Universität Duisburg-Essen wird am 13. März 2025 eine Vortragsreihe mit dem Titel „Sex and Gender in the Life Sciences“ gestartet, die beabsichtigt, diese wichtigen Aspekte in der medizinischen Forschung zu thematisieren.
Die Vortragsreihe, die online stattfindet, wird von fünf der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Verbundforschungsprojekten der Universität Duisburg-Essen unterstützt. Der erste Vortrag wird den Einfluss von Sex- und Gender-Aspekten auf die Physiologie und deren Bedeutung für das tägliche Leben beleuchten. Diese Themen werden bis Ende des Jahres weiter vertieft, wobei der Fokus auf Bereichen wie Onkologie, Kardiologie und Neurowissenschaften liegen wird.
Relevanz der Geschlechtersensiblen Medizin
Die Forschung zeigt, dass individuelle Faktoren wie Geschlecht, Alter und Lebensstil entscheidend für die medizinische Versorgung sind. Dies wird auch durch das BMBF gestützt, das geschlechtersensible Ansätze als wesentlichen Bestandteil der Gesundheitsforschung fördert. So können Symptome bei Frauen und Männern stark variieren, was beispielsweise bei Herzinfarkten oder psychischen Erkrankungen zu falschen Diagnosen führen kann.
Die Notwendigkeit zur Differenzierung wird besonders deutlich im Zusammenhang mit Krankheiten wie Osteoporose, die nach den Wechseljahren Frauen stärker betreffen. Medikamente wirken unterschiedlich je nach Geschlecht, was auf unterschiedliche metabolische Prozesse zurückzuführen ist. Um diese Herausforderungen zu adressieren, hat das BMBF angekündigt, ab November 2023 fünf interdisziplinäre Zentren zur reproduktiven Gesundheit mit insgesamt etwa 11 Millionen Euro über drei Jahre zu fördern.
Die Entwicklung der Gendermedizin
Die Gendermedizin, die sich in den späten 1980er Jahren in den USA etablierte, befasst sich mit den biologischen und sozialen Unterschieden zwischen Geschlechtern im Gesundheitsbereich. Laut Docfinder zielt diese Forschungsrichtung darauf ab, die Gesundheit beider Geschlechter zu fördern und die Ungleichheiten in der medizinischen Versorgung abzubauen. Zu den zentralen Aufgaben der Gendermedizin zählen die Untersuchung von Krankheitsverläufen und geschlechtsspezifischen Risikofaktoren sowie die Entwicklung geschlechtsspezifischer Präventionsstrategien.
Die gängigen Herausforderungen in dieser Forschungsrichtung sind der Mangel an geschlechtsspezifischen Daten und die häufige Vernachlässigung weiblicher Perspektiven in klinischen Studien. Dies führt nicht nur zu einer Unter- oder Fehlbehandlung von Frauen, sondern auch zu ungenauen Diagnosen und suboptimalen Behandlungsergebnissen bei Männern. Die Erhebung und Untersuchung eines vielfältigen Spektrums geschlechtsspezifischer Informationen ist somit von größter Wichtigkeit.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die geschlechtersensible Forschung und Gendermedizin nicht nur zur Verbesserung der Patientenversorgung beitragen, sondern auch essentielle Grundlagenforschung leisten, um geschlechtsspezifische Besonderheiten im gesamten Gesundheitssystem zu integrieren.