
In einer umfassenden Studie an der Technischen Universität Berlin haben Forscher untersucht, wie sich das Wissen über einheimische Pflanzen, Vögel und Schmetterlinge im Laufe der Generationen verändert hat. Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass sowohl die Kenntnisse über Arten als auch die Naturverbundenheit unter jungen Menschen im Vergleich zu älteren Generationen signifikant abgenommen haben. Die Studie wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Tanja Straka und Prof. Dr. Ingo Kowarik durchgeführt und umfasst 600 Teilnehmende aus Deutschland, darunter 252 Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren, 215 junge Erwachsene zwischen 18 und 29 Jahren und 133 ältere Erwachsene im Alter von 30 bis 76 Jahren.
Die Forscher identifizierten ein besorgniserregendes Phänomen, das als „Generationenamnesie“ bezeichnet wird. Diese beschreibt den Verlust an Naturkenntnissen zwischen den Generationen. Bemerkenswert ist, dass nur 73 % der Jugendlichen die Brombeere erkennen konnten, während dies bei älteren Erwachsenen 84 % waren. Der Unterschied wird noch deutlicher, wenn man die Kenntnisse über die Elster betrachtet: Hier kannten nur 29 % der Jugendlichen die Art, während es bei den Älteren 61 % waren. Am wenigsten bekannt war der Tagfalter Kleiner Fuchs, von dem nur 3 % der Jugendlichen wussten, während es bei den älteren Erwachsenen 22 % waren.
Rolle der Naturverbundenheit
Zusätzlich zu den abnehmenden Artenkenntnissen wurde auch festgestellt, dass die Naturverbundenheit unter Jugendlichen gesunken ist, von einem Wert von 3,98 bei älteren Erwachsenen auf nur 3,09 bei Jugendlichen. Diese Entwicklung beeinträchtigt die Bereitschaft zur Pflege der Natur, die ebenfalls von 3,76 auf 2,82 abnahm. Es ist offensichtlich, dass die Veränderungen im Lebensstil von Kindern und Jugendlichen zu einem geringeren Kontakt mit der Natur und weniger Wissen über diese führen.
Um diesen Trend umzukehren, empfehlen die Forscher einen verstärkten Zugang zu Wissen über die Natur von der frühen Kindheit bis zur Universität. Insbesondere sollten Kinder und Jugendliche unterstützt werden, positive emotionale Erfahrungen mit der Natur zu sammeln. Laut einer Analyse zur Bedeutung von Naturerfahrungen für das Umweltbewusstsein könnte dies entscheidend sein. Denn direktes Erleben von Natur wird mit einer steigenden emotionalen Resonanz in Verbindung gebracht, was das Verständnis für ökologische Systeme vertieft und ein Verantwortungsbewusstsein fördert.
Einfluss auf das Umweltbewusstsein
Eine weitere Studie der University of Illinois unterstreicht, wie wichtig Naturerfahrungen für das Umweltbewusstsein sind. Schüler, die am Naturschutz und an Exkursionen in geschützte Gebiete teilnehmen, lernen nicht nur mehr über ökologische Zusammenhänge, sie zeigen auch eine höhere Motivation für Umweltschutz. Praktische Ansätze zur Integration eines solchen Wissens in die Bildungseinrichtungen sind also unerlässlich.
Zusätzlich steigern regelmäßige Naturerfahrungen das Umweltbewusstsein. Aktivitäten wie das Beobachten von Tieren und Pflanzen oder das Mitarbeiten in Gemeinschaftsgärten können die emotionale Bindung zur Umwelt stärken. Dabei zeigt sich auch, dass Kinder, die in naturnahen Umgebungen aufwachsen, ein besseres Verständnis für ökologische Zusammenhänge entwickeln.
Insgesamt wird deutlich, dass die Förderung von Naturerfahrungen in der Bildung nicht nur kurzfristige, sondern auch langfristige Effekte auf das individuelle Umweltengagement hat. Anbieter von Bildungsprogrammen und Schulen sind in der Verantwortung, den Zugang zu solchen Erfahrungen zu erleichtern, um nachhaltiges Umweltbewusstsein zu fördern und das aktive Engagement der jüngeren Generation für den Schutz der Natur zu stärken.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es an der Zeit ist, die Natur wieder in das Leben junger Menschen zu integrieren. Die Studienergebnisse erinnern uns daran, dass ein besseres Verständnis für unsere Umwelt entscheidend für eine nachhaltige Zukunft ist, sowohl für die jetzige als auch für kommende Generationen. Informationen hierzu liefert die TU Berlin und weitere Forschungsergebnisse unterstützen diese Erkenntnisse, indem sie die Bedeutung von praktischen Naturerfahrungen unterstreichen. Wir müssen uns schnell und konsequent für die Erhaltung des Naturwissens und der Naturverbundenheit einsetzen, um den Verlust an Kenntnissen nicht weiter voranschreiten zu lassen.