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Gigantisches Projekt: Digitalisierung des Volkskunde-Atlas in Bayern!

Im Rahmen eines neuen Projekts zur Erschließung der bayerischen Bestände des Atlas der Deutschen Volkskunde (ADV) haben die Wissenschaftler Prof. Dr. Malte Rehbein und Prof. Dr. Alexander Werth von der Universität Passau eine umfassende Initiative gestartet, die von der Bayerischen Staatsbibliothek gefördert wird. Das Vorhaben, das von 2025 bis 2027 laufen soll, zielt darauf ab, die wertvollen Materialien des ADV zu digitalisieren und sie über das Internetportal bavarikon zu veröffentlichen.

Der ADV steht als das größte geisteswissenschaftliche Projekt Deutschlands im Fokus, das die Alltagskultur in Deutschland am Ende der Weimarer Republik dokumentiert. Die umfassenden Erhebungen, die zwischen 1930 und 1935 durchgeführt wurden, bieten einen einzigartigen Einblick in die damaligen Lebensverhältnisse. In Bayern wurden an insgesamt 1.820 Orten über 450.000 Datensätze erfasst, die Themen wie Festtagsbräuche, Hochzeits- und Totenrituale, Esssitten und Aberglauben umfassen. Diese wertvollen Daten sind bisher weitgehend unausgewertet geblieben, da nur wenige Karten und Analysen veröffentlicht wurden.

Bedeutung der Digitalisierung

Prof. Dr. Alexander Werth hebt hervor, wie wichtig das Projekt für die Erschließung eines bislang wenig beachteten Datenschatzes ist. Weiterhin betont Prof. Dr. Malte Rehbein die Möglichkeit, das Labor für Kulturgutdigitalisierung am Lehrstuhl für Computational Humanities durch dieses Projekt weiterzuentwickeln. Die Materialien, darunter handschriftlich ausgefüllte Zettel und Fragebögen, sollen mithilfe moderner Digitalisierungstechniken aufbereitet werden.

Zusätzlich wurde eine Forschungskooperation mit dem Institut für Volkskunde in München der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ins Leben gerufen, um die Erkenntnisse aus dem ADV gemeinsam zu analysieren und auszuwerten. Das Projekt ist auch thematisch an das Wissenschaftszentrum „Methodikum“ angebunden, welches sich mit methodologischer Grundlagenforschung in den Geisteswissenschaften auseinandersetzt.

Stipendien und Forschungsförderung

Im Rahmen des Projekts wird ein Stipendium angeboten, das sich auf die systematische Bearbeitung der Materialien des ADV konzentriert. Dieses Stipendium bietet eine monatliche Förderung von 1.400 Euro, steuerfrei, und erlaubt einen Nebenverdienst von bis zu zehn Stunden wöchentlich. Bewerbungen können bis zum 25. Juli 2025 eingereicht werden, wobei die Unterlagen per E-Mail an malte.rehbein@uni-passau.de gesendet werden sollten.

Voraussetzungen für das Stipendium sind ein abgeschlossenes Hochschulstudium in Geschichtswissenschaft, Volkskunde, Geographie oder Digital Humanities sowie Kompetenzen in Datenanalyse, GIS und Text- und Datamining. Besondere Forschungsinteressen können unter anderem in den Bereichen historische Sozialforschung und ökologische Studien liegen, insbesondere in Bezug auf Korrelationen zwischen kulturellen und Landschaftsfaktoren im geologisch einheitlichen Böhmerwald.

Die Vergabe des Stipendiums steht nicht nur im Kontext der Erschließung von Daten, sondern fördert auch interdisziplinäre Ansätze und die Entwicklung maschinell verarbeitbarer Forschungsdaten. Die Nachverfolgung alltäglicher und kultureller Aspekte des Lebens im Weimarer Deutschland bietet ebenso die Grundlage für eine tiefere Auseinandersetzung mit den gewachsenen Mensch-Umwelt-Beziehungen in dieser Zeit.

Insgesamt zielt das Projekt darauf ab, einen bedeutenden Beitrag zur Wissenschaft und zu unserem Verständnis der kulturellen Alltagsgeschichte zu leisten, indem es zeitgenössische Perspektiven auf historische Daten gewährt. Die Wissenschaftler sind überzeugt, dass die Digitale Erschließung solcher Inhalte einen preiswürdigen Schritt in die Zukunft des kulturellen Erbes darstellt.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
uni-passau.de
Weitere Infos
hsozkult.de

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