
Am 2. April 2025 erhielt die Stadt Göttingen eine bedeutende Auszeichnung: Die Europäische Physikalische Gesellschaft (EPS) kürte sie zur „Historischen Stätte der Physik“. Diese Ehrung wurde auf Grundlage der entscheidenden Rolle verliehen, die Göttingen bei der Entwicklung der Quantenmechanik spielte, die dort 1925 ihren Anfang nahm. Die Quantenmechanik hat nicht nur das Verständnis von Naturwissenschaften revolutioniert, sondern auch Göttingen zu einem Zentrum der modernen Physik gemacht. In diesem Jahr wird zudem das „Internationale Jahr der Quantenwissenschaften und Quantentechnologien“ gefeiert, was die zunehmende Relevanz dieser Disziplin unterstreicht, wie uni-goettingen.de berichtet.
Im Zuge der Auszeichnung wird eine offizielle Stele an der Berliner Straße vor dem Forum Wissen aufgestellt. Die Enthüllung findet während einer Festveranstaltung im Rahmen der Göttinger Frühjahrstagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) in der Aula am Wilhelmsplatz statt. Universitätspräsident Prof. Dr. Axel Schölmerich hob die Bedeutung neuer Kolleginnen und Kollegen für den wissenschaftlichen Fortschritt hervor, während Oberbürgermeisterin Petra Broistedt die Bedeutung der akademischen Freiheit betonte.
Der Kontext zur Quantenmechanik
Das Jahr 2025 markiert auch den 100. Geburtstag der Quantenmechanik, die als grundlegende wissenschaftliche Wende gilt, vergleichbar mit der kopernikanischen Revolution. Göttingen wird zudem als Ursprungsort dieser bedeutenden Wissenschaft anerkannt, da hier 1925 das wegweisende Papier von Max Born, Werner Heisenberg und Pascual Jordan veröffentlicht wurde, das den Startschuss für die Quantenmechanik gab. Diese Erkenntnisse haben weitreichende Auswirkungen auf Technologien wie Laserscanner, Kernspintomographen und Computerchips, was ein zentraler Punkt in der Sonderausstellung „Was zum Quant“ ist, die ebenfalls im Forum Wissen gezeigt wird, wie zeit.de berichtet.
In der Ausstellung werden historische Dokumente und Forschungsmodelle präsentiert, die die Entwicklung der Quantenmechanik illustrieren. Besucher können Arbeiten von renommierten Physikern wie Born, Heisenberg und Jordan sowie den Franck-Hertz-Versuch und Heisenbergs Habilitations-Gutachten sehen. Die Ausstellung ist darauf ausgerichtet, auch ein breiteres Publikum anzusprechen, und nutzt vereinfachte Texte sowie spielerische Erklärvideos und Brettspiele zur Quantenmechanik.
Erinnerungen an dunkle Kapitel
Ein einfühlsames Element der Ausstellung ist die Thematisierung der Schattenseiten und Herausforderungen, denen frühere Forscher gegenüberstanden. So wird über Max Borns Kriegsbegeisterung, Pascual Jordans Mitgliedschaft in der SA und Heisenbergs Beteiligung am Uranprogramm berichtet. Zudem wird die Vertreibung zahlreicher Wissenschaftler aus Göttingen thematisiert, was die physikalische Forschung in der Stadt erheblich beeinträchtigte. Diese facettenreiche Herangehensweise zeigt die komplexe Geschichte der Quantenmechanik und die Einflüsse, die sie nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in der Gesellschaft hatte.
Insgesamt deutet die aktuelle Anerkennung Göttingens und die daran anschließenden Veranstaltungen darauf hin, dass die Quantenmechanik nicht nur ein wissenschaftliches, sondern auch ein kulturelles Erbe der Stadt darstellt. Die Kombination aus historischer Würdigung und moderner Wissensvermittlung zeigt, wie Göttingen einen zentralen Platz in der Geschichte und Zukunft der Physik einnimmt.