
Dr. Laura Barros, eine engagierte Entwicklungsökonomin an der Universität Göttingen, wurde am 28. Juni 2025 mit dem KfW Förderpreis ausgezeichnet. Ihr Preis für die Dissertation trägt den Titel „Socio-economic and political consequences of labour market shocks: Evidence from Brazil“. In dieser Dissertation untersucht Barros die Auswirkungen von Arbeitsmarktschocks, insbesondere Massenentlassungen, auf Lohnungleichheiten hinsichtlich Geschlecht und Ethnie sowie deren politische Folgen. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird von der KfW Bank in Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsökonomischen Ausschuss des Vereins für Socialpolitik e.V. vergeben, um Nachwuchswissenschaftler zu würdigen, deren Arbeiten sowohl wissenschaftliche Exzellenz als auch Praxisrelevanz aufweisen.
Barros, die derzeit als Postdoktorandin an der Professur für Internationale Wirtschaftspolitik der Universität Göttingen tätig ist, unterstreicht in ihren Ergebnissen, dass Handelsliberalisierung die Diskriminierung von Frauen aus benachteiligten Minderheiten verstärken kann. Darüber hinaus zeigt sie auf, dass rechtsextreme politische Plattformen dort an Einfluss gewinnen, wo Männer von größeren Arbeitsmarktschocks betroffen sind. Ihr letztes Kapitel hebt hervor, wie negative wirtschaftliche Schocks die Zusammensetzung lokaler politischer Gremien sowie die lokale Politik entscheidend beeinflussen.
Weitere Preisträger und die Preisverleihung
Während der Jahreskonferenz des Entwicklungsökonomischen Ausschusses des Vereins für Socialpolitik in Frankfurt am Main wurde der Preis nicht nur an Barros verliehen. Der zweite Platz ging an Florian A. Münch von der Technischen Universität Berlin für seine Dissertation über „Industrial Policy and Causal Inference“, während Julian Rose, promoviert an der Universität Passau und dem RWI, ebenfalls den zweiten Platz für seine Dissertation „Poor Economics and the Long Term: Empirical Essays on Energy and Economic Poverty“ erhielt. Die Verleihung fand im Juni 2025 in Anwesenheit namhafter Forscher und offizielle Vertreter statt, darunter Matthias Schündeln, der Vorsitzende der Auswahlkommission, und Jochen Kluve von der KfW.
Diese Auszeichnung bezieht sich nicht nur auf herausragende Forschungsarbeiten, sondern verdeutlicht auch die dringenden Herausforderungen in der Entwicklungsforschung. Frauen stehen besonders auf dem Arbeitsmarkt vor vielfältigen Benachteiligungen, wie es auch in einem Bericht der Hans-Böckler-Stiftung thematisiert wird. Die zunehmende Lohnlücke, die im Jahr 2022 mit 18% in Deutschland festgestellt wurde, verdeutlicht noch mehr die Notwendigkeit für Veränderungen auf betrieblicher, gesetzlicher und gesellschaftlicher Ebene.
Herausforderungen der Geschlechtergerechtigkeit
Frauen sind nach wie vor in Bezug auf Lohn, Aufstiegschancen und Sorgearbeit stark benachteiligt. Verschiedene Faktoren, wie unzureichende gesetzliche Regelungen und stereotype Überzeugungen zur geschlechtsspezifischen Bewertung von Arbeit, führen dazu, dass in sozialen und Sorgeberufen, in denen viele Frauen tätig sind, oft eine Unterbewertung stattfindet. Die Tarifbindung sinkt und in transparente Entgeltstrukturen sind eine direkte Folge daraus.
Der Gender Care Gap betrug 2022 etwa 44% und zeigt sich auch in ungleicher Verteilung von familiären Verpflichtungen zwischen den Geschlechtern. Frauen leisten im Durchschnitt 30 Stunden und Männer lediglich 21 Stunden pro Woche für familiäre und häusliche Aufgaben. Initiativen wie der „Equal Pay Day“ und der „Equal Care Day“ sowie der „Entgeltgleichheits-Check“ versuchen, diese Ungleichheiten sichtbar zu machen und zu bekämpfen. Dennoch sind die Fortschritte auf dem Weg zur Geschlechtergleichheit alles andere als schnell.
Es bleibt eine Vielzahl von Herausforderungen zu bewältigen, nicht zuletzt in Führungspositionen. Der Frauenanteil in diesen Positionen liegt bei nur 29%, in den Vorständen der Top-200-Unternehmen sogar nur bei 18%. Mit initiativen wie „Frauen in die Aufsichtsräte“ wird versucht, die gläserne Decke zu durchbrechen.
In Anbetracht der vielschichtigen Themen, die Laura Barros in ihrer Dissertation anspricht, hat ihre Forschung das Potenzial, wichtige Impulse zur politischen und sozialen Veränderung zu geben. Ihr Preis und die anerkannten Herausforderungen der Geschlechtergerechtigkeit verdeutlichen, wie eng Wissenschaft und gesellschaftliche Fragestellungen miteinander verbunden sind.