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Gotha diskutiert die Geschichte der Kartografie: Ein Abend voller Bier und Wissen!

Die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt wird am Mittwoch, den 18. Juni, eine spannende Veranstaltung in der Reihe „Perthes im Gespräch“ anbieten. In diesem Rahmen wird Anna-Maria Hünnes aus Frankfurt a.M. einen Vortrag mit dem Titel „Kartografen in Kneipen – Das Verlagshaus Justus Perthes Gotha und der Naturwissenschaftliche Verein 1875–1920“ halten. Die Veranstaltung beginnt um 18.15 Uhr im Ahnensaal des Perthes-Forums in Gotha, und der Eintritt ist kostenfrei. Dies ist eine großartige Gelegenheit, mehr über die Verbindungen zwischen dem Verlagshaus und den gesellschaftlichen Aktivitäten der Kartografen in Gotha zu erfahren.

Die Mitarbeiter des Justus-Perthes-Verlages waren nicht nur durch ihre Arbeit im Verlag verbunden, sondern engagierten sich auch in verschiedenen Gothaer Vereinen. Dazu gehörten unter anderem Schützenvereine, Altertumsvereine und Gesangsvereine, sowie politische Vereinigungen. Besonders bemerkenswert ist, dass viele der Kartografen Mitglieder des Naturwissenschaftlichen Vereins der Stadt waren, wo wöchentliche Treffen in Gasthäusern stattfanden. Bei diesen geselligen Zusammenkünften wurden nicht nur Theorien zur Entstehung der Welt besprochen, sondern auch naturwissenschaftliche Publikationen diskutiert – häufig begleitet von Bier und Gesang.

Ein Blick auf das Freizeitverhalten des 19. Jahrhunderts

Der Vortrag wird Einblicke in das Freizeitverhalten in Gotha im 19. Jahrhundert geben und die Rollen der verschiedenen Personen in der Kartografie beleuchten. Hermann Habenicht, ein Kartograf, der im Perthes Verlag von 1859 bis 1914 Beschäftigung fand, hatte neben seiner beruflichen Tätigkeit eine Vielzahl von Interessen. Die Reihe „Perthes im Gespräch“ informiert regelmäßig über die Erschließung der Sammlung Perthes und die aktuellen Projekte der Bibliothek. Diese Veranstaltungen werden tatkräftig vom Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e.V. unterstützt.

Die Sammlung Perthes ist besonders bemerkenswert und wurde 2003 mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder von Thüringen erworben. Dieser Kauf beendete einen zehnjährigen Kampf um die Zukunft der Sammlungen des Verlags Justus Perthes, der 1785 in Gotha gegründet wurde und im 19. und 20. Jahrhundert zum weltweiten Marktführer für Karten und Atlanten avancierte. Der Verlag musste 1952 unter dem Druck der SED-Diktatur enteignet werden, was zur Übersiedlung von Joachim Perthes und seiner Familie in die Bundesrepublik Deutschland führte.

Das Erbe von Justus Perthes

Nach der Flucht aus der DDR gründete Joachim Perthes 1953 mit seinem Sohn die „Justus Perthes‘ Geographische Verlagsanstalt Darmstadt“. Das Gothaer Stammhaus wurde nicht entschädigt enteignet und firmierte ab 1955 als „VEB Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha“. Dieser VEB war der einzige kommerzielle Hersteller von Karten in der DDR und exportierte in sozialistische Länder. Nach der Wende kam es 1992 zur Reprivatisierung des Gothaer Stammverlages. Im Jahr 2016 wurde die Gothaer Dependance des Klett Verlages nach Leipzig verlegt, was das Ende der Kartenherstellung in Gotha markierte.

Die Sammlung Perthes umfasst eine beeindruckende Verlagsbibliothek mit 120.000 Bänden, eine Kartensammlung mit 180.000 Blättern und ein umfangreiches Firmen- und Familienarchiv von 800 Metern. Diese Sammlung stellt das einzig erhaltene Archiv eines modernen Kartenverlages in Europa dar und wurde der Forschungsbibliothek Gotha übergeben. Die Sammlung steht mittlerweile der internationalen Forschung und Öffentlichkeit zur Verfügung.

Das Perthes-Forum, wo die Sammlungen in klimatisierten Magazinen aufbewahrt werden, ermöglicht Zugang zu historischen Materialien, die für das Verständnis der Kartografie von großer Bedeutung sind. Angesichts der historischen Tiefe und der Anfänge der Kartografie, die in der Frühgeschichte verankert sind, ist die aktive Beschäftigung mit der Sammlung umso bedeutender. Von den ältesten bekannten Karten und deren Entwicklung über Jahrhunderte bis hin zu modernen kartografischen Praktiken, wie sie durch das Werk von Justus Perthes beeinflusst wurden, bietet die Geschichte der Kartografie einen umfassenden Kontext für die heutige Praxis.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Veranstaltung am 18. Juni 2025 nicht nur die umfangreiche Geschichte des Verlages beleuchtet, sondern auch die kulturellen und wissenschaftlichen Verflechtungen zeigt, die das kartografische Erbe Gothas geprägt haben. Das Interesse an solchen Themen bleibt evident, da wir uns der entscheidenden Rolle bewusst sind, die Karten und Kartografen im Verständnis unserer Welt gespielt haben.

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Beste Referenz
uni-erfurt.de
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blog-fbg.uni-erfurt.de
Mehr dazu
de.wikipedia.org

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