
Die Herausforderung von herausforderndem Verhalten im Schulkontext ist ein zentrales Thema, das zunehmend in den Fokus der Lehrerbildung rückt. Der Unterricht an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg (PHHD) zielt darauf ab, angehende Lehrkräfte auf solche Herausforderungen optimal vorzubereiten. Ziel ist es, sowohl die theoretischen als auch die praktischen Kenntnisse zu vertiefen, die notwendig sind, um mit verschiedensten Verhaltensauffälligkeiten im Klassenzimmer umzugehen. In einem aufschlussreichen Interview diskutieren Professorin Dr. Karin Terfloth und Dr. Robert Vrban die Komplexität des Themas und die damit verbundenen Bedürfnisse von Lehrkräften.
Robert Vrban beschreibt herausforderndes Verhalten als Interaktionen, die den Unterrichtsablauf stören. Die Bandbreite reicht dabei von aggressiven bis zu zurückgezogenen Verhaltensweisen. Dr. Terfloth hebt hervor, dass solches Verhalten aus der subjektiven Sicht der Kinder sinnvoll erscheinen kann, auch wenn es nicht sozialen Normen entspricht. Oft sind diese Verhaltensweisen Ausdruck eines Überlebensinstinkts in ihrem Umfeld. Diese Erkenntnisse sind besonders relevant im Hinblick auf den Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ (GEnt), in dem zunehmend herausforderndes Verhalten in Eingangsklassen zu beobachten ist, wie PH Heidelberg berichtet.
Die Bedürfnisse von Lehrkräften
Ein erheblicher Teil der Lehrkräfte sieht sich mit herausforderndem Verhalten konfrontiert, unabhängig von einem festgestellten sonderpädagogischen Bildungsanspruch. Dies führt oft zu einer hohen emotionalen Belastung, wodurch der Bedarf an Beratung und Unterstützung steigt. Nicht zuletzt zeigt eine Handreichung des Landesinstituts für Schulentwicklung von 2013, dass ein ausgeglichener Umgang mit Störungen im Unterricht gefordert wird. Lehrkräfte wünschen sich handhabbare Werkzeuge, um mit den Herausforderungen besser umgehen zu können, wie Lehrerfortbildung BW feststellt.
Die PHHD plant daher, ihre Erhebungen zur veränderten Schülerschaft weiter zu intensivieren, um die Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte zu verbessern. Der Fokus liegt auf verschiedenen Theorien und Modellen zur Erklärung von Verhalten sowie auf reflexivem Professionswissen. Der Umgang mit den emotionalen und sozialen Bedürfnissen von Schüler:innen ist auch ein zentrales Thema in Fortbildungsangeboten, die speziell auf Lehrkräfte in inklusiven Schulsettings ausgerichtet sind. Diese Angebote zielen darauf ab, das Verständnis für herausforderndes Verhalten zu erweitern und Lehrer:innen in ihrer Rolle zu stärken, indem sie ihre eigenen Sichtweisen und Handlungsweisen reflektieren.
Fortbildungsansätze und Inhalte
Fortbildungsangebote richten sich speziell an Lehrkräfte, die in inklusiven Settings arbeiten und die Vielfalt der Verhaltensauffälligkeiten, von Regelverstößen bis hin zu Autismus, betrachten. Der Ansatz ist darauf ausgelegt, die Professionalisierung der Lehrkräfte zu fördern und die Teilhabe aller Schüler:innen am regulären Unterricht zu verbessern. Durch Module zu Themen wie angemessene Reaktionen auf Störungen, präventives Handeln und Unterstützungssysteme werden Lehrkräfte darin geschult, ihre eigenen Emotionen und Erfahrungen zu reflektieren und individuelle Förderkonzepte zu erstellen. Hessen Bildung fasst diese Angebote zusammen und verdeutlicht die Notwendigkeit, dass Lehrer:innen in kritischen Situationen klare Grenzen setzen und kommunizieren müssen.
In den letzten Jahren hat die Diskussion um herausforderndes Verhalten in der Schule an Fahrt gewonnen. Es besteht ein großer Bedarf an transparenten Diskursen über den Umgang mit Selbst- und Fremdgefährdung. In Zukunft plant die PHHD, weitere Diskussionsveranstaltungen zu diesen Themen zu organisieren, um Lehrkräfte optimal auf ihre anspruchsvollen Aufgaben vorzubereiten. Die Reflexion über eigene Grenzen und Emotionen wird dabei als zentral für eine erfolgreiche Lehrerausbildung angesehen.