
Die Verknüpfung zwischen elektrischen und mechanischen Prozessen im Herzen ist von zentraler Bedeutung für das Herz-Kreislauf-System. Diese Verbindung wird jedoch durch einen Herzinfarkt erheblich gestört, was zu potenziell lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann. Ein Team von Forschern, geleitet von Prof. Dr. Peter Kohl vom Universitäts-Herzzentrum Freiburg, hat in einer neuen Studie herausgefunden, dass der Zusammenhang zwischen elektrischer Erregung und mechanischer Entspannung, den die Wissenschaftler als Repolarisations-Relaxations-Kopplung bezeichnen, entscheidend für das Verständnis von Herzrhythmusstörungen nach einem Herzinfarkt ist. Diese Störungen können entstehen, weil das Herz infolge des Infarkts nicht ausreichend blutgefüllt wird und nicht genügend Blut pumpt.
Die Studie, die in Kooperation mit Prof. Dr. Alex Quinn von der Dalhousie University durchgeführt wurde, beschreibt nicht nur die molekularen Veränderungen nach einem Herzinfarkt, sondern identifiziert auch potenzielle Therapien. So wurde nachgewiesen, dass die elektrische Erregungsdauer im Herzen verkürzt ist, wodurch mechanische Prozesse nicht synchron ablaufen können. Unerwartete mechanische Belastungen können dann elektrische Fehlzündungen auslösen.
Folgen eines Herzinfarkts: Herzrhythmusstörungen und mehr
Die akuten Folgen eines Herzinfarkts sind gravierend. Lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen, insbesondere Kammerflimmern, stellen die häufigste Komplikation dar. Diese können sogar in Bewusstlosigkeit münden, wenn das Gehirn nicht ausreichend durchblutet wird. Eine schnelle Intervention, möglichst innerhalb der ersten vier Stunden nach dem Infarkt, kann dabei helfen, irreversible Schäden am Herzmuskel zu vermeiden und eine Rückkehr zum gewohnten Leben zu ermöglichen. Das schnelle Alarmieren des Rettungsdienstes kann daher entscheidend sein, um das Herz vor dauerhaftem Schaden zu bewahren, wie die Herzstiftung berichtet.
Die Behandlung von Herzrhythmusstörungen ist in Deutschland ein zentrales gesundheitspolitisches Anliegen. Laut der Deutschen Herzstiftung gehören diese zu den zehn häufigsten Todesursachen im Land. Im Jahr 2021 mussten über 447.000 Menschen wegen Herzrhythmusstörungen stationär behandelt werden, und über 28.000 starben an den Folgen dieser Störungen. Langfristige Herzerkrankungen wie koronare Herzkrankheit und Herzinsuffizienz sind häufige Vorläufer von gefährlichen Rhythmusstörungen, die, wie festgestellt, auch durch genetisch bedingte Störungen oder Myokarditis ausgelöst werden können.
Forschungsfortschritte und Zukunftsperspektiven
Die Forscher am Universitäts-Herzzentrum Freiburg haben bereits vielversprechende Ergebnisse im Labor erzielt. Zu den identifizierten therapeutischen Ansätzen zählen die Blockade bestimmter Ionenkanäle, die Pufferung von Kalzium sowie die Reduktion von Sauerstoffradikalen. Diese Maßnahmen könnten helfen, die Entstehung von Rhythmusstörungen in zukünftigen Behandlungsansätzen signifikant zu verringern. Die nächsten Schritte der Forschung beinhalten Studien an größeren Tiermodellen sowie die gezielte Testung geeigneter Wirkstoffe, um die Therapieoptionen weiter zu entwickeln.
Die Deutsche Herzstiftung und verwandte Fachgesellschaften setzen sich für die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Herzrhythmusstörungen ein. Ihr Ziel ist es, vermeidbare körperliche und psychische Langzeitfolgen sowie lebensbedrohliche Komplikationen infolge von Herzserkrankungen zu verhindern. Die Erkenntnisse aus der aktuellen Studie könnten einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung neuer Medikamente leisten, die das Risiko gefährlicher Rhythmusstörungen nach einem Herzinfarkt senken, so Dr. Breanne A. Cameron, die Erstautorin der Studie.