
Am 2. Mai 2025 wird das Buch „Schönow 1600 bis 1830 – geteiltes Dorf, vereinte Dorfgemeinde: Selbstbehauptung nach außen unter dem Eindruck dreier unterschiedlicher Formen von Dorfherrschaft“ von Thomas Schmidt veröffentlicht. Das Werk widmet sich der komplexen Geschichte einer Dorfgemeinde über circa 250 Jahre, die von Herausforderungen wie Gutsherrschaft, Kriegen und Seuchen geprägt war, aber auch positive Phasen erlebte. Schmidt, der Historiker und Autor, hat in seinem Buch individuelle Familienprofile erstellt und demonstriert, dass Bauernfamilien eigenmächtig handeln konnten, eine Thematik, die die Bedeutung der „kleinen Leute“ unterstreicht. Diese Mikrostudie soll zudem neue Impulse für die Dorfgeschichtsforschung in Brandenburg bieten, wie uni-potsdam.de berichtet.
Die Idee zu diesem Projekt entstand während Schmidts Praktikum im Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums in Spandau im Jahr 2016. Während er unerschlossene Bestände sichtete, entwickelte sich aus dieser Erfahrung seine Dissertation. Schmidt legt besonderen Wert darauf, dass Forschung für alle Interessierten zugänglich ist und veröffentlicht im Universitätsverlag Potsdam. Spaß beim Schreiben hatte der Autor insbesondere beim Analysieren von Quellen und dem Erstellen von Stammbäumen, während die Selbstkontrolle weniger Freude bereitete. Für ihn ist der Doktortitel ein Preis für die geleistete Arbeit, und er möchte die Protagonisten aus seiner Studie gewürdigt sehen.
Kultureller Kontext und Herrschaftsstrukturen
Schmidt hat in seinem Buch nicht nur die lokalen Strukturen untersucht, sondern auch einen Kontext zur Geschichte von Livonia, dem heutigen Lettland und Estland, geschaffen. Diese Region war ab dem 13. Jahrhundert unter der Herrschaft deutscher Kreuzritterorden, was tiefgreifende Auswirkungen auf die sozialen und politischen Strukturen hatte. Der Livländische Orden und das Erzbistum Riga etablierten Politiken, die nominal Teil des Heiligen Römischen Reiches waren. Die lokale deutsche Noblesse war in dieser Zeit die herrschende Klasse, eine Dynamik, die sich bis ins 16. Jahrhundert zog, als zahlreiche Vasallen an Macht gewannen. Laut cambridge.org wird diese Zeit als entscheidend für die Entwicklung der Region angesehen.
Die Herrschaftsverhältnisse in Livonia veränderten sich im Laufe der Jahrhunderte dramatisch. 1561 eroberten die Schweden Nordestland, und die meisten Gebiete wurden nach 1621 von schwedischen Truppen besetzt. Livonia blieb bis 1710 schwedische Provinz und erhielt nach der russischen Eroberung im Nordischen Krieg untergewiesene Verhältnisse. Trotz der formalen Unterordnung behielt die Region im 18. Jahrhundert einen hohen Grad an Autonomie und Selbstverwaltung. Diese komplexen Entwicklungen des baltischen Raums, insbesondere im Hinblick auf die deutsche Noblesse, sind auch für das Verständnis von Schmidts Thema von Bedeutung, da sie zeitliche Parallelen zu den dort beschriebenen Sozialstrukturen in Brandenburg aufzeigen.
Forschung und Publikation
Das Buch von Schmidt und andere relevante Veröffentlichungen zur Geschichte Brandenburgs und Preußens werden von der Bibliothek der Brandenburgischen und Preußischen Geschichte herausgegeben, die seit 1998 eine Schriftenreihe führt. Diese Kooperation mit der Historischen Kommission zu Berlin konzentriert sich auf Quellenveröffentlichungen und Monographien zur historischen Entwicklung der Region. Viele der Publikationen sind über die e-library des Verlags im Open Access verfügbar, was Forschung für die breite Öffentlichkeit zugänglich macht, wie auf blha.brandenburg.de nachzulesen ist.
Mit der Veröffentlichung seines Buches im Universitätsverlag Potsdam erwartet Thomas Schmidt nicht nur, dass die Geschichte der Dorfgemeinde Schönow gewürdigt wird, sondern auch, dass sein Werk einen Beitrag zur weiteren Erforschung der sozialen und politischen Strukturen in Brandenburg leistet und eine Brücke zur Geschichte Livoniens schlägt. Die Verknüpfungen und Kontextualisierungen seiner Forschung könnten die Wissenschaftler und Historiker der Region inspirieren und anregen, neue Perspektiven auf Vergangenheit und Gegenwart zu entwickeln.