
PD Dr. Luminita Gatejel, Historikerin an der Universität Regensburg, wurde im Rahmen des Heisenberg-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für ihre herausragenden Forschungsleistungen ausgezeichnet. Die beachtliche Fördersumme von fast 700.000 Euro wird Gatejel bis zum Jahr 2030 zur Verfügung stehen. Ihre Spezialisierung liegt in der Technik- und Umweltgeschichte Südosteuropas, mit einem aktuellen Fokus auf ökologische Umgestaltungen und soziale Konflikte an der Donau, insbesondere in Rumänien im 20. Jahrhundert.
In ihrem aktuellen Forschungsprojekt untersucht Gatejel die Geschichte der rumänischen Auenlandschaften seit der Moderne. Sie konzentriert sich auf die Modernisierungsprozesse im ländlichen Raum, wobei sie gesellschaftliche, ökonomische und umweltpolitische Verteilungskämpfe in Bezug auf diese Gebiete analysiert. Ihre Arbeit betont die Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit und bindet Disziplinen wie Anthropologie, Geographie und Ingenieurswissenschaften ein, um die Komplexität der behandelten Themen zu verstehen.
Forschungsziele und -erfahrungen
Gatejel hat ihre Habilitation an der Universität Regensburg abgeschlossen und geleitet ein internationales Verbundprojekt der Leibniz-Gemeinschaft. Ihre erfahrungsreiche Laufbahn umfasst auch ein Engagement an der Universität Augsburg, wo sie das Bukowina-Institut kommissarisch leitete. Darüber hinaus plant Gatejel, ihre Forschungsarbeit weiter zu vertiefen, indem sie mit internationalen Kollegen am Trinity College in Dublin und an der Universität Maastricht zusammenarbeitet.
Das Heisenberg-Programm, in dessen Rahmen Gatejel gefördert wird, zielt darauf ab, herausragende Wissenschaftler*innen zur Vorbereitung auf eine Langzeit-Professur und zur Vertiefung weiterführender Forschungsthemen zu unterstützen. Antragsberechtigt sind Wissenschaftler*innen aller Fachdisziplinen, die eine Habilitation oder habilitationsäquivalente Leistungen nachweisen können. Die Förderung kann in verschiedenen Varianten ausgeschrieben werden, sodass die Forscher*innen zwischen Heisenberg-Professuren, Heisenberg-Stellen, Heisenberg-Rotationsstellen und Heisenberg-Stipendien wählen können, und die Gesamtdauer der Förderung beträgt maximal fünf Jahre.
Gatejels Forschung im Bereich der Umweltgeschichte fällt in einen breiteren Kontext, der auch von der Forschungsarbeit am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie geprägt ist. Unter der Leitung von Adam Izdebski wurde ein Artikel veröffentlicht, der sich mit methodischen Fragen der Geschichtsforschung im Kontext des Anthropozäns auseinandersetzt. Izdebski argumentiert, dass die Herausforderungen des Anthropozäns interdisziplinäre Ansätze erfordern, die historische Erzählungen mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen kombinieren.
Interdisziplinarität und historische Erzählungen
Klimawandel und historische Völker wurden traditionell entweder als Katastrophen durch Klimaschäden oder als Resilienz der Gesellschaften dargestellt. Izdebski fordert eine Erweiterung der Umweltgeschichte über diese Narrative von Katastrophe und Resilienz hinaus. Die Bedeutung des Verständnisses der Interaktion zwischen Klima und historischen Gesellschaften wird hervorgehoben, um neue, nachhaltige Erzählweisen zu entwickeln und die Stärken sowie Schwächen beider Narrative anzuerkennen.
Diese interdisziplinären Ansätze sind auch für Gatejels Forschung von Bedeutung. Ihre Analyse der rumänischen Auenlandschaften in Verbindung mit den aktuellen Diskussionen zur Umweltgeschichte verdeutlicht, wie notwendig eine solche Zusammenarbeit ist, um die komplexen Zusammenhänge zwischen ökologischen Veränderungen und den damit einhergehenden sozialen Konflikten zu verstehen.