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Impfverhalten der AfD-Wähler: Wie politische Einstellungen beeinflussen

Die Impfbereitschaft in Deutschland ist nicht nur eine Frage der Gesundheit, sondern auch ein Indikator für tiefere gesellschaftliche und politische Strömungen. Eine neue Studie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg untersucht das Impfverhalten von Anhängern der Alternative für Deutschland (AfD) während der Corona-Pandemie. Die Ergebnisse zeigen, dass AfD-Wähler sich im Schnitt 28 Prozentpunkte seltener impfen lassen als Wähler anderer Parteien. Dies wirft interessante Fragen zur Rolle der politischen Identifikation im Gesundheitsverhalten auf.

Die Untersuchung, veröffentlicht in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, ergründet die Gründe für diese signifikante Diskrepanz. Eine entscheidende Erkenntnis ist, dass solche Unterschiede in der Impfbereitschaft nicht durch demografische Faktoren wie Alter oder Bildung sowie durch persönliche Belastungen während der Pandemie erklärt werden können. Stattdessen spielen politische Einstellungen eine zentrale Rolle. Insbesondere die Wahrnehmung der Pandemie als Bedrohung für persönliche Freiheiten hat laut der Studie großen Einfluss auf die Impfbereitschaft.

Einfluss der politischen Stimmung

Zusätzlich beeinflusst ein Gefühl der politischen Nicht-Repräsentation die Impfbereitschaft. Viele AfD-Anhänger fühlen sich von den etablierten Parteien nicht angemessen vertreten, was ihre Entscheidung, sich impfen zu lassen, negativ beeinflusst. Diese Beobachtungen sind nicht nur für die aktuelle Diskussion relevant, sondern könnten auch für zukünftige Public Health Maßnahmen und Impfkampagnen von Bedeutung sein.

Die Studie basiert auf repräsentativen Befragungen von 7.762 Personen, die zwischen März und Oktober 2021 durchgeführt wurden. Erfasst wurden neben der Impfbereitschaft auch demografische Daten, persönliche Pandemie-Erfahrungen und das Vertrauen in Politik und Gesellschaft. Die Analyse legt damit den Grundstein für eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Einfluss politischer Identität auf individuelles Handeln.

Populismus und Wahlverhalten

Bei einer Betrachtung der AfD im weiteren politischen Kontext wird deutlich, dass die Partei während der Pandemie bei den Wählern nicht an Unterstützung gewinnen konnte. Eine Analyse zeigt, dass die AfD bei der Bundestagswahl 2021 sogar um 2,3 Prozentpunkte verlor. Ihre populistische Strategie der Fundamentalopposition fand nicht den erhofften Rückhalt, da die Basis der AfD-Anhängerschaft hinsichtlich der Präferenzen für Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 stark gespalten war. Die individuelle Betroffenheit stellte einen weiteren wichtigen Faktor dar und trug dazu bei, dass in Regionen, die besonders stark von der Pandemie betroffen waren, der Stimmenanteil der AfD geringer war.

Zudem wurde festgestellt, dass die COVID-19-Krise nicht die gleichen Mobilisierungschancen bot wie frühere Krisen, etwa die Finanzkrise oder die Flüchtlingskrise von 2015/2016. Die divergierenden Ansichten innerhalb der Wählerschaft der AfD scheinen das Wahlverhalten stark zu beeinflussen, was in neuartigen Daten über Wählerhaltungen und regionale Pandemie-Schwere belegt werden kann.

Zukunft europakritischer Parteien

In einem größeren europäischen Kontext ist das Wählerpotenzial für europakritische Parteien gestiegen. Für die Europawahl im Juni 2024 werden erhebliche Zugewinne für solche Parteien erwartet. Eine aktuelle Studie zeigt, dass in einem Drittel der EU-Länder EU-kritische Kräfte auf dem ersten Platz landen könnten, während in einem weiteren Drittel der Fall auf Platz zwei zu erwarten ist. In Deutschland hat sich die Zustimmung für europakritische Parteien, insbesondere die AfD, auf 26 Prozent verdoppelt.

Die Sorgen der Bürger über Inflation, internationale Sicherheitslage, Migration und Klima sind tief verwurzelt und tragen zur Skepsis gegenüber der EU bei. Diese Skepsis ist angesichts der unzureichenden Erfüllung von Erwartungen an die EU-Politik zu sehen. Susi Dennison von der Denkfabrik ECFR kritisiert, dass viele Bürger sich von großen Entscheidungen ausgeschlossen fühlen. Diese Einschätzung verdeutlicht, wie politische Unsicherheiten das gesellschaftliche Klima in Europa beeinflussen.

Zusammenfassend zeigt die Untersuchung des Impfverhaltens von AfD-Anhängern, dass politische Identität und individuelle Erfahrungen in Krisenzeiten tief miteinander verknüpft sind und letztlich auch die Zukunft populistischer Parteien in Europa beeinflussen könnten. Die Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlichen Strömungen und individueller Gesundheit sind komplex und verdienen eine sorgfältige Betrachtung.

Für weitere Informationen zur Studie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg besuchen Sie bitte uni-bamberg.de. Informationen zur Analyse von Wählerpräferenzen finden Sie auf pmc.ncbi.nlm.nih.gov. Details zur europäischen Perspektive und den bevorstehenden Wahlen können Sie auf tagesschau.de nachlesen.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
uni-bamberg.de
Weitere Infos
pmc.ncbi.nlm.nih.gov
Mehr dazu
tagesschau.de

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