
Die Forschungsgruppe der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) widmet sich intensiv dem Post COVID-Syndrom sowie dem Chronischen Fatigue-Syndrom (ME/CFS). Diese Erkrankungen betreffen zunehmend Menschen in Deutschland, die noch unter den langfristigen gesundheitlichen Folgen von COVID-19 leiden. Laut der MHH haben sich Tausende von Betroffenen mit allen Formen von Erschöpfung und anderen Symptomen gemeldet, die oft den Alltag stark einschränken.
Das häufigste Symptom des Post COVID-Syndroms ist eine anhaltende Erschöpfung, die viele Betroffene so stark einschränkt, dass sie bedingt bettlägerig werden. Die MHH hat das Projekt ACCESS ins Leben gerufen, das speziell darauf abzielt, Versorgungsangebote für diese schwer betroffenen Patienten zu entwickeln. Unklar bleibt derzeit die genaue Anzahl der Menschen in Deutschland, die an einer schweren Form des Post COVID-Syndroms leiden, jedoch gehen Schätzungen davon aus, dass etwa 10 % der COVID-19-Infizierten ein Post COVID-Syndrom entwickeln.
Projekt ACCESS: Strategien zur Verbesserung der Versorgung
Das Projekt ACCESS, das mit finanzieller Unterstützung von rund 1,8 Millionen Euro über einen Zeitraum von vier Jahren durchgeführt wird, umfasst intensive Untersuchungen und eine enge Zusammenarbeit zwischen den behandelnden Ärzten und einem spezialisierten Forschungsteam. Zielgruppe sind Patienten, die nicht in der Lage sind, ihr Haus zu verlassen. Diese werden von einem ärztlichen Team in ihrem Zuhause besucht und erhalten individuelle Behandlungspläne, die in Zusammenarbeit mit ihren Hausärzten entwickelt werden. Die Studie untersucht die Häufigkeit der schweren Variante von Post COVID-Syndrom und ME/CFS und wird von der MHH Klinik für Neurologie, der Klinik für Psychosomatik und weiteren Institutionen unterstützt.
Ein entscheidender Aspekt des Projekts ist die langfristige Begleitung der Patienten über einen Zeitraum von bis zu 12 Monaten. Es werden zwei unterschiedliche Vorgehensweisen getestet, um zu ermitteln, ob sich die Beschwerden der Teilnehmer im Laufe der Zeit verbessern und ob sich ihre Lebensqualität steigert.
Die Herausforderungen von ME/CFS
Ein erheblicher Teil der Patientinnen und Patienten mit Post COVID-Syndrom erfüllt die diagnostischen Kriterien für Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS). Prognosen deuten darauf hin, dass die Fälle von ME/CFS in den kommenden Jahren etwa doppelt so häufig auftreten könnten. Diese neuroimmunologische Erkrankung wird meist durch Infektionen, unter anderem durch Viren, ausgelöst und kann zu lebenslangen Beschwerden führen.
Die Hauptsymptome von ME/CFS sind eine anhaltende Erschöpfung, die über mindestens sechs Monate andauert, sowie eine ausgeprägte Belastungsintoleranz, auch bekannt als post-exertional malaise (PEM). Diese äußert sich beispielsweise durch eine Verschlechterung der Symptome nach körperlichen oder geistigen Anstrengungen. Darüber hinaus berichten Betroffene häufig von Schmerzen, Schlafstörungen und kognitiven Beeinträchtigungen. Der Zustand wird von der WHO als neurologische Erkrankung klassifiziert, und die Lebensqualität der Patienten ist oft erheblich beeinträchtigt.
Die Behandlung von ME/CFS konzentriert sich auf die Linderung der Symptome und die Unterstützung bei der Energiewirtschaft, bekannt als Pacing. Anders als viele andere gesundheitliche Probleme gibt es derzeit keine kausale Therapie, was die Situation für die Betroffenen erschwert.
Die MHH-Forschungsgruppe und ihre Partner im Projekt ACCESS zeigen, wie wichtig es ist, diese Patientengruppen in der medizinischen Versorgung gezielt zu unterstützen und welche bedeutende Rolle wissenschaftliche Forschung in der Bekämpfung von Gesundheitskrisen spielt. Indem sie die enge Zusammenarbeit zwischen Forschungsteam, Patienten und Hausärzten vorantreiben, hoffen sie, den Betroffenen eine verbesserte Behandlungsmöglichkeit bieten zu können.