
Ein internationales Forschungsteam unter Leitung einer Doktorandin der Universität Greifswald hat besorgniserregende Ergebnisse zu einem Pilz veröffentlicht, der seit Jahren eine große Bedrohung für Fledermäuse darstellt. Die Studie, die in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, analysierte über 5000 Proben des Erregers Pseudogymnoascus destructans, der für das größte dokumentierte Säugetiersterben verantwortlich ist. Zu den Verletzlichen zählen nicht nur Fledermäuse in Nordamerika, sondern möglicherweise auch andere Arten, die noch nicht betroffen sind.
Das sogenannte Weißnasen-Syndrom (WNS) wurde erstmals 2006 in den nordöstlichen USA festgestellt. Dieser Pilz führte seitdem zu einem Massensterben in den betroffenen Gebieten, wobei über 5,7 Millionen Fledermäuse bis Ende 2011 starben. Die Sterblichkeitsrate ist in einigen Höhlen über 90% gestiegen, was die Alarmglocken für Naturschützer läuten ließ. Der Pilz, der ursprünglich aus Eurasien stammt, zeigte dort keine derart verheerenden Effekte, was die Frage aufwirft, welche Faktoren zu seiner Aggressivität in Nordamerika beitragen.
Gefahren durch menschliche Eingriffe
Die neue Studie betont die Risiken menschlicher Eingriffe in Ökosysteme. Forscher aus mehreren Ländern, darunter Frankreich, Bulgarien, Finnland und die Ukraine, haben sich zusammengetan, um das Problem umfassend zu analysieren. Die Untersuchung zeigt, dass neben dem bereits bekannten Erreger auch eine zweite Art entdeckt wurde, die potenziell ebenfalls für die Weißnasenkrankheit verantwortlich sein könnte. Genetische Analysen identifizierten die Region Podillia in der Ukraine als Ursprungsgebiet für die Einschleppung nach Nordamerika, was auf den Austausch mit Forschenden aus New York zurückzuführen sein könnte.
Die Dringlichkeit einer Verbesserung der Biosicherheit in der Höhlenforschung wird in der Studie eindringlich gefordert. Der Bedarf an strengen Biosicherheitsstandards sowie an einer gründlichen Reinigung der Forschungsausrüstung wird hervorgehoben, um eine weitere Ausbreitung des Erregers zu verhindern.
Die Rolle von Biodiversität und Zoonosen
Ein weiterer Aspekt der Diskussion um Fledermäuse ist der Verlust an Biodiversität, der nicht nur ökologische, sondern auch gesundheitliche Konsequenzen hat. Eine Studie der Universität Ulm zeigt, dass weniger vielfältige Fledermausgemeinschaften ein höheres Risiko für die Ausbreitung zoonotischer Krankheitserreger, wie Coronaviren, aufweisen. Geringere Artenvielfalt in Gemeinschaften führt dazu, dass oft störungstolerante, virenanfälligere Arten dominieren.
In einer Feldstudie in Ghana wurde untersucht, wie menschliche Aktivitäten die Artenzusammensetzung von Fledermäusen beeinflussen und damit das Infektionsrisiko erhöhen. Diese Ergebnisse unterstützen das „One Health“-Konzept, das Mensch, Tier und Umwelt als eine Einheit betrachtet und betont, wie wichtig der Schutz der Fledermauspopulation für die Vorbeugung von Pandemien ist. Fledermäuse erfüllen wichtige Ökosystemleistungen, wie die Bestäubung und die Regulierung von Insektenpopulationen, die für menschliche Gesundheit und Landwirtschaft entscheidend sind.
Zusammenfassend zeigt die Forschung eindringlich, wie eng unsere Gesundheit mit der Gesundheit von Tierbeständen und der Biodiversität in unserer Umwelt verknüpft ist. Die Schutzmaßnahmen für Fledermäuse sind nicht nur aus einem ökologischen, sondern auch aus einem gesundheitlichen Perspektive von großer Bedeutung.
Universität Greifswald berichtet, dass über 360 Freiwillige, darunter Chiropterologen, an der Beprobung beteiligt waren und die Stärke der partizipativen Wissenschaft unterstreichen.
Weiterführende Informationen bietet Wikipedia, wo die Auswirkungen des Weißnasen-Syndroms detailliert dargestellt werden.
Für eine umfassendere Perspektive auf den Zusammenhang zwischen Biodiversität und menschlicher Gesundheit empfiehlt sich die Lektüre der Untersuchung an der Universität Ulm, die die Dynamik von Coronaviren in Fledermausgemeinschaften analysiert.