
Am 22. Mai 2025 hat die Technische Universität Berlin bedeutende Schritte in der Forschung zur sozialen Dynamik der Meinungsbildung bekannt gegeben. Unter der Leitung von Sebastian Pokutta, Vizepräsident des Zuse-Instituts Berlin und Sprecher des Exzellenzclusters MATH+, wird die nächste Förderphase den Fokus auf die Analyse der Meinungsbildung durch soziale Medien legen. Ziel ist es, demokratische Werte zu stärken und zu schützen, während Künstliche Intelligenz (KI) und Optimierungsmethoden als zentrale Forschungsbereiche hervorgehoben werden. Pokutta und sein Team sehen die Notwendigkeit, besser zu verstehen, wie Informationen verbreitet werden und welchen Einfluss Algorithmen auf die öffentliche Meinung haben.
In den letzten Jahren hat die Veränderung und Verbreitung von Meinungen durch soziale Medien signifikant zugenommen. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung wird der Zugang zu verlässlichen Informationen als entscheidend für das Funktionieren der Demokratie angesehen. Der Einfluss der sozialen Medien hat sich stark verändert, was gesellschaftliche Vulnerabilitäten hervorgebracht hat. Die deutsche Bevölkerung zeigt ein sinkendes Vertrauen in die Medien, das von 48% im Jahr 2023 auf 47% im Jahr 2024 gefallen ist. Auch das Vertrauen in die Regierung hat abgenommen, von 47% auf 42%.
Die Rolle von Künstlicher Intelligenz
Künstliche Intelligenz spielt eine zunehmend zentrale Rolle in der politischen Kommunikation. Die jüngsten Entwicklungen, insbesondere seit dem Start von ChatGPT Ende 2022, haben die Diskussion über Manipulation und Desinformation durch KI neu entfacht. Die Fähigkeit von KI, automatisierte Inhalte zu generieren und diese gezielt zu personalisieren, wird als großes Risiko identifiziert. Politische Akteure nutzen gezielt Algorithmen, um die Sichtbarkeit bestimmter Narrative zu erhöhen. Dies zeigt sich beispielsweise in den manipulativen Strategien,die auch von der AfD zur Verbreitung ihrer Botschaften eingesetzt werden.
In der geplanten MATH+-Förderphase legt Andrea Walther, eine weitere Sprecherin des Projekts, großen Wert auf Nachhaltigkeit. Algorithmen zur Effizienzsteigerung sollen in den Bereichen Mobilität und Energie entwickelt werden, z.B. durch die Optimierung von Verkehrsnetzen, um den Stromverbrauch von KI beim Lernen zu reduzieren.
Demokratische Herausforderungen und Handlungsempfehlungen
Die Verbreitung von Desinformation stellt eine bedeutende Herausforderung für demokratische Prozesse dar. Deep Fakes und unzuverlässige KI-generierte Inhalte gefährden den demokratischen Diskurs und könnten die Bedingungen für eine aufgeklärte Öffentlichkeit untergraben. Soziale Medien, die auf komplexen Algorithmen basieren, maximieren das Nutzerengagement, was zur Fragmentierung des Informationsraums führt und den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sind konkrete Maßnahmen erforderlich. Handlungsempfehlungen umfassen die Einführung eines Verhaltenskodex für politische Parteien, öffentliche Aufklärungskampagnen und die Förderung eines Multi-Stakeholder-Ansatzes. Die Sicherstellung von Transparenz über Algorithmen und der Zugang zu Nutzerdaten sind dabei essenziell. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Plattformbetreibern, der Politik und zivilgesellschaftlichen Organisationen wird als notwendig erachtet, um Manipulationsversuche zu erkennen und ihnen entgegenzutreten.
Insgesamt zeigt sich, dass die Herausforderungen durch KI und ihre weitreichenden Implikationen auf die Demokratie nicht ignoriert werden können. Die Entwicklungen in der politischen Kommunikation erfordern eine aktive Mitgestaltung und Regulierung, um sicherzustellen, dass democratic values auch in einer digitalisierten und algorithmisch gesteuerten Welt gewahrt bleiben.