
Der Klimawandel zeigt sich in verschiedenen Regionen unserer Erde unterschiedlich und hat auch signifikante Auswirkungen auf das Tibetische Plateau, oft als der „Dritte Pol“ bezeichnet. Diese Region, die nach der Arktis und Antarktis der drittgrößte Süßwasserspeicher in Form von Eis ist, spielt eine Schlüsselrolle sowohl für den globalen Wasserhaushalt als auch für das asiatische Monsoonsystem. Laut tu-braunschweig.de sind die Veränderungen, die hier beobachtet werden, jedoch komplex. Während satellitenbasierte Fernerkundungsstudien ein „Greening“ der Vegetation dokumentieren, berichten Yak-Hirten von einer deutlichen Verschlechterung des Weidelands in der Region.
Ein interdisziplinäres Team der Technischen Universität Braunschweig untersucht diese Diskrepanz. Ziel der Studie ist es, zu klären, ob das „Greening“ oder die Degradierung der Vegetation zutrifft. Erkenntnisse zeigen, dass sowohl Wissenschaftler als auch Hirten korrekte Beobachtungen gemacht haben, basierend auf unterschiedlichen Bewertungskriterien. Während die Fernerkundungsdaten räumliche und zeitliche Ausdehnungen der Vegetation dokumentieren, beurteilen die Hirten die Qualität und Menge des Grases, welches für ihre Tiere von großer Bedeutung ist.
Die Bedeutung des Tibetischen Plateaus
Das Tibetische Plateau liefert nicht nur Wasserressourcen für Millionen von Menschen in den umliegenden Regionen, sondern ist auch von grundlegender Bedeutung für die Ökologie der gesamten Region. Laut tu-berlin.de hat die Forschung gezeigt, dass die Gletscher des Tibetischen Plateaus auf das Klima der letzten Jahrzehnte reagierten. Diese Gletscher sind entscheidend für die natürliche Umwelt und daher von großer Bedeutung für die Wasserressourcen.
Die TU Berlin arbeitet dabei mit der TU Dresden und der RWTH Aachen in einem Projekt zusammen, das die Entwicklungen der Gletscher untersucht. Ein bemerkenswertes Merkmal des Plateaus ist der Nam-Co-See, der auf 4700 m über dem Meeresspiegel liegt und fast viermal so groß ist wie der Bodensee. Die Sedimentabfolge dieses Sees enthält Klimainformationen, die über eine Million Jahre zurückreichen, und wird im Rahmen des leibniz-liag.de geförderten „NamCore“-Projekts untersucht.
Vielfalt der Perspektiven und Methoden
Trotz der wissenschaftlichen Fortschritte und der wertvollen Fernerkundungsdaten gibt es ein Ungleichgewicht in den Methodiken und der Epistemologie zwischen den beteiligten Gruppen. Die Hirten bringen ein qualitatives Wissen ein, das oft nicht in den quantitativen Daten der Wissenschaftler abgebildet wird. Dieser Unterschied erfordert eine Integration beider Wissensformen, um ein vollständiges Bild der Umweltveränderungen zu erhalten.
Die Herausforderungen während der interdisziplinären Zusammenarbeit sind nicht zu unterschätzen. Unterschiede in Struktur, Sprache und Stil zwischen Natur- und Geisteswissenschaften erfordern einen Austausch von Begrifflichkeiten und Kontextinformationen. Es wird vorgeschlagen, die methodischen Ansätze dieser Studie für ein nuanciertes Verständnis der interdisziplinären Widersprüche zu nutzen, um die wissenschaftliche Arbeit zu bereichern.
Insgesamt verdeutlichen die Erkenntnisse, dass die verschiedenen Wissensquellen und Erfahrungen nicht nur respektiert, sondern in die wissenschaftliche Diskussion integriert werden sollten. Nur so kann die Komplexität des Klimawandels auf dem Tibetischen Plateau und die damit verbundenen Herausforderungen vollständig erfasst werden.