
Das Kaspische Meer, der größte Binnensee der Welt, steht vor einer dramatischen Krisensituation. Eine internationale Studie, an der die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) beteiligt ist, zeigt, dass der Wasserstand des Kaspischen Meeres aufgrund des Klimawandels drastisch sinkt. Selbst bei einer globalen Erwärmung von unter zwei Grad könnte der Wasserspiegel bis 2100 um fünf bis zehn Meter zurückgehen. Bei höheren Temperaturen droht ein Rückgang um bis zu 21 Meter. Diese gefährlichen Entwicklungen würden schwerwiegende Folgen für die Umwelt, die Menschen und die Wirtschaft in den Anrainerstaaten haben, umfasst die Analyse der Forscher.
Ein besorgniserregendes Ergebnis der Studie ist, dass bei einem Rückgang des Wasserstandes um zehn Meter etwa 112.000 Quadratkilometer des Meeresbodens trockenfallen könnten, was eine Fläche größer als Island darstellt. Dies ist besonders alarmierend, da der Lebensraum für gefährdete Arten wie die Kaspische Robbe und verschiedene Störarten bedroht ist. Der Rückgang des Wasserspiegels könnte die Fortpflanzungsgebiete der Robben beeinträchtigen und die Laichplätze der Störe gefährden.
Ökologische und wirtschaftliche Bedrohungen
Die drastischen ökologischen Veränderungen in und um das Kaspische Meer könnten vier von zehn einzigartigen Lebensraumtypen komplett verschwinden lassen. Die Fläche der Meeresschutzgebiete könnte um bis zu 94 % schrumpfen, was für die bereits gefährdeten Arten katastrophale Folgen hätte. Rund 15 Millionen Menschen in den Anrainerstaaten Aserbaidschan, Iran, Kasachstan, Russland und Turkmenistan sind auf das Meer angewiesen. Sinkende Wasserpegel könnten auch wirtschaftliche Verwerfungen nach sich ziehen, da bedeutende Wirtschaftszweige wie Fischerei und Offshore-Ölförderung bedroht sind.
Zusätzlich geheimnisiert sich die Kontaminierung des freigelegten Meeresbodens durch Schadstoffe aus der Erdölförderung. Solche Kontamination birgt gesundheitliche Risiken für die Anwohner. Gerade die Jahre der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, vor allem von Öl und Gas, haben zu einer industriellen Verschmutzung und zur Zerstörung zahlreicher Lebensräume geführt. Diese Umstände machen es notwendig, dass die Anrainerstaaten ihre rechtlichen Rahmenbedingungen überarbeiten und die Umweltverschmutzung strenger kontrollieren.
Dringender Handlungsbedarf
Die Forscher fordern dringend Maßnahmen zur Minderung der Auswirkungen auf Mensch und Natur. Dazu gehört die Einrichtung von Schutzgebieten mit flexiblen Grenzen sowie Investitionen in die Überwachung der biologischen Vielfalt. Ein gemeinsames Handeln der Regierungen der Anrainerstaaten ist unabdingbar. Internationale Organisationen und die Zivilgesellschaft müssen ebenfalls in die Lösungsfindung integriert werden. Der Schutz des Kaspischen Meeres stellt eine regionale Herausforderung mit globalen Folgen dar.
Die Bewegung „Rettet das Kaspische Meer“ hat das Ziel, die Aufmerksamkeit auf die Krisensituation zu lenken und fordert gemeinsame Maßnahmen aller Akteure. Die Notwendigkeit eines dynamischen Schutzkonzepts anstelle klassischer Schutzgebiete mit festen Grenzen, um mögliche Konflikte zwischen Naturschutz und Infrastrukturentwicklung zu vermeiden, wird immer drängender. Der Erhalt des Kaspischen Meeres erfordert Mut, Zusammenarbeit und ein engagiertes Handeln in der gesamten Region.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der dramatische Rückgang des Wasserspiegels im Kaspischen Meer nicht nur ökologische, sondern auch gravierende ökonomische und soziale Auswirkungen zeitigen wird, wenn keine effektiven Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Die Zeit drängt, und entschlossenes Handeln ist gefordert, um die Bedrohungen für Natur und Mensch abzuwenden, wie uni-giessen.de, nordisch.info und eureporter.co berichten.