
Am 3. Juli 2025 begann im Trade Centre von Okakarara ein bedeutender Stakeholder-Workshop, dessen Ziel es ist, den Dialog zwischen Forschern, politischen Entscheidungsträgern und Landnutzern zu fördern. Der Workshop ist Teil des Projekts NamTip, das sich konkret mit den Herausforderungen der Wüstenbildung in Namibia auseinandersetzt. Rund 40 Teilnehmer, darunter Landwirte und Vertreter von Naturschutzgebieten sowie Forschungseinrichtungen, sind versammelt, um Ansätze zur nachhaltigen Weidewirtschaft und klimaresistenten Lebensgrundlagen zu diskutieren. Moderiert wird die Veranstaltung von Bertus Kruger von der Namibian National Farmers Union.
Prof. Dr. Anja Linstädter eröffnete die Sitzung mit einer Einführung in das Konzept ökologischer Kipppunkte. Diese Punkte, die oft aufgrund von Übernutzung natürlicher Ressourcen und dem Klimawandel entstehen, sind besonders relevant, da sie abrupten und schwer umkehrbaren Veränderungen der Ökosysteme Vorschub leisten können. Während des Workshops werden die Teilnehmer auch ein kurzes Video über die Ziele und Methoden des Projekts NamTip präsentiert bekommen, gefolgt von einer Präsentation von Dr. Stefan Liehr, der Faktenblätter zu Forschungsergebnissen und deren praktischen Implikationen vorstellt.
Forschung und Networking
Ein zentrales Thema sind die Kipppunkte, die hinsichtlich der Landdegradation untersucht werden. Florian Männer, ein Doktorand, befasst sich mit dem Weidedruck sowie den Indikatoren für die Qualität von Weideland. Dr. Mark Bilton erklärt die Rolle mehrjähriger Gräser als wichtige Indikatoren für die Gesundheit von Weideflächen. Sein Vortrag umfasst auch die Vorteile der Entbuschung zur Wiederherstellung von Weideland. Zudem erörtert Dr. Markus Rauchecker, wie die Nutzung von Buschbiomasse zur Einkommensgenerierung beitragen kann und gleichzeitig die Energiewende unterstützen könnte.
Ebenfalls wichtig ist die internationale Zusammenarbeit, die von Vertretern der Namibian University of Science and Technology (NUST), der University of Namibia (UNAM) und der Universität Potsdam hervorgehoben wird. Dr. Gunnar Dreßler stellt ein Modell zur Analyse sozial-ökologischer Dynamiken vor, bei dem er актив для Feedback von den anwesenden Landwirten sucht. Diese Zusammenarbeit im Rahmen von NamTip zielt darauf ab, praktisches Wissen und Forschung zu vereinen, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Ein Blick in die Zukunft
Der Workshop schließt mit einer Exkursion zum TipEx-Versuchsgelände auf der Hamakari-Farm, wo Prof. Linstädter und Dr. Bilton das Versuchsdesign erläutern. Eine Abschlussdrohnenvorführung von Florian Männer gibt den Teilnehmern vor Augen, welche innovativen Technologien zur Anwendung kommen können. Ein weiterer Aspekt des Workshops ist die bevorstehende Sitzung, die sich mit dem Management von Kipppunkten der Wüstenbildung auf Gemeindeland beschäftigen wird. Diese Diskussion ist besonders wichtig, da Prognosen des IPCC darauf hinweisen, dass steigende Temperaturen und der Klimawandel schwerwiegende Auswirkungen auf das Wasserangebot und die Nahrungsmittelproduktion in Namibia und anderen subtropischen Regionen haben werden.
Das NamTip-Projekt verfolgt ein inter- und transdisziplinäres Forschungsdesign, das darauf abzielt, ein besseres Verständnis für die sozialen und ökologischen Kipppunkte zu erlangen. Neben der Forschung wird auch der Wissenstransfer betont, der auch lokale Kräfte einbindet und so den integrativen Ansatz unterstreicht. Angesichts der erheblichen Risiken durch die Übernutzung natürlicher Ressourcen erweist es sich als entscheidend, frühzeitig Maßnahmen zur Bekämpfung von Wüstenbildung zu ergreifen. Scheitern diese Bemühungen, könnten die ökologischen und die sozioökonomischen Kipppunkte unwiderruflich überschritten werden.
Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt und kooperiert mit mehreren Partnerinstitutionen, um lokal angepasste Lösungen zu entwickeln und die Resilienz gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels zu erhöhen. Die heute diskutierten Themen werden entscheidend für die zukünftige Entwicklung der Landwirtschaft in Namibia sein und könnten als Modell für andere von Desertifikation betroffene Regionen dienen.