
Die Universität zu Köln und die Städtischen Seniorenheime Krefeld haben eine wegweisende Kooperation initiiert, die die Versorgung in der Langzeitpflege erheblich verbessern soll. Über einen Zeitraum von fünf Jahren, bis Mai 2030, wird im Rahmen des Projekts „PraWiLab“ eine Verbindung zwischen der Pflegeforschung und der praktischen Pflege etabliert. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, die Herausforderungen, die sich aus dem demografischen Wandel und den veränderten Rahmenbedingungen im Gesundheits- und Pflegesystem ergeben, gemeinsam zu bewältigen.
Im Fokus stehen insbesondere die Probleme, mit denen Pflegeeinrichtungen konfrontiert sind, wie das abnehmende informelle Pflegepotential. Studien zeigen, dass es oft über zehn Jahre dauert, bis neue Erkenntnisse aus der Pflegeforschung tatsächlich in der Praxis Anwendung finden. Diese Erkenntnis unterstreicht die Bedeutung einer schnelleren Übertragung von wissenschaftlichem Wissen in den Alltag der Pflege. Das Projekt zielt darauf ab, diese Transferprozesse effektiver zu gestalten, indem konkrete Fragen aus der Praxis in die Forschung eingespeist werden. So wird der Austausch zwischen den beiden Bereichen institutionalisiert und kontinuierlich gefördert, wie auch Bibliomed Pflege betont.
Living Lab als innovativer Ansatz
Ein entscheidendes Element innerhalb des Projekts ist die Schaffung eines sogenannten Living Labs. In diesen Forschungsumgebungen, die bereits in den Niederlanden als Modell erprobt wurden, arbeiten Wissenschaftler und Pflegepraktiker eng zusammen. Sie analysieren und bearbeiten gemeinsam die Herausforderungen des Pflegealltags. Lokale Arbeitsgruppen werden eingerichtet, um pro Quartier der Seniorenheime spezifische Themen zu identifizieren, die wissenschaftlich bearbeitet werden können. Hier kommen die sogenannten „Linking Pins“ ins Spiel, die als Verbindungspersonen zwischen Wissenschaft und Praxis fungieren.
Der Ansatz des Living Labs fördert nicht nur den Austausch von Wissen, sondern sorgt auch dafür, dass Mitarbeiter der Seniorenheime von neuen Erkenntnissen profitieren und ihren Praxisalltag reflektieren können. Zugleich erhalten Wissenschaftler praxisrelevante Forschungsfragen und die Möglichkeit, direkten Zugang zur Langzeitpflege zu gewinnen. Das Quartierskonzept, das stationäre Pflegeeinrichtungen eng mit ambulanten Dienstleistungen verknüpft, verfolgt das Ziel, flexiblere, passgenaue Versorgungsangebote für ältere Menschen in ihrem Wohnviertel zu schaffen. Dies ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung bedarfsgerechter Pflegeleistungen, die alle Betroffenen einbezieht, wie es auch die BMBF Gesundheitsforschung beschreibt.
Die Kooperation zwischen der Universität zu Köln und den Städtischen Seniorenheimen Krefeld ist Teil eines umfassenden Netzwerks, das auch die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie internationale Partner in Maastricht, Leeds und Graz umfasst. Dieses Netzwerk setzt sich für die Integration der Pflegeforschung in die Praxis auf europäischer Ebene ein und fördert somit eine qualitativ hochwertige Weiterentwicklung der Pflegepraxis.
Insgesamt zeigt das Projekt „PraWiLab“ das große Potenzial, das in der Zusammenarbeit von Theorie und Praxis liegt, um die Herausforderungen in der Pflege nachhaltig zu bewältigen und die Versorgungsqualität für pflegebedürftige Menschen zu verbessern.