
Das Institut für Umweltphysik (IUP) der Universität Bremen spielt eine wesentliche Rolle in einem neuen Projekt zur Erforschung der Kohlenstoffbilanz im zentralafrikanischen Kongobecken. Dieses Wasser- und Waldgebiet gilt als eines der bedeutendsten tropischen Regenwaldgebiete weltweit. Das Projekt hat sich das Ziel gesetzt, den Einfluss von Entwaldung, Wiederaufforstung und dem Erhalt intakter Wälder auf den Kohlenstoffkreislauf eingehend zu untersuchen. Professor Hartmut Bösch von der Universität Bremen hebt hervor, wie wichtig präzise Daten zu den Kohlenstoffflüssen sind, um effektive Klimaschutzmaßnahmen zu entwickeln. Laut uni-bremen.de spielen tropische Regenwälder eine zentrale Rolle als Kohlenstoffspeicher, wobei die genauen Kohlenstoffflüsse im Kongobecken nach wie vor unsicher sind.
Die philanthropische Organisation Schmidt Sciences hat für das „Virtual Institute for the Carbon Cycle“ (VICC) eine Gesamtförderung von 45 Millionen US-Dollar bereitgestellt. Dieses Programm hat vier internationale Forschungsteams ins Leben gerufen, darunter Congo-Flex. Das zentrale Anliegen von Congo-Flex ist es, das Verständnis der Rolle des Kongobeckens im globalen Kohlenstoffkreislauf zu vertiefen und eine datengestützte Schätzung des Netto-Kohlenstoffflusses vor Ort zu erstellen. In diesem Rahmen arbeitet das IUP an der Errichtung neuer Messstationen, um die atmosphärische CO₂-Konzentration im Kongobecken zu erfassen und Satellitenmessungen zu validieren.
Forschung an tropischen Ökosystemen
Zusätzlich zu den Aktivitäten des IUP wird das Projekt „ORACLE“ von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Es ist bis 2024 angelegt und konzentriert sich auf die Cuvette Centrale Congolaise, einem der größten Flussgebiete der Erde. Diese Region ist einzigartig, da ihre Sumpfwälder als riesiges unterirdisches Kohlenstoffreservoir fungieren. Die Forschung verfolgt das Ziel, die Entwicklung und Anfälligkeit dieser Torfmoore gegenüber Klima- und Landnutzungsänderungen weiter zu erforschen, berichtigt gepris.dfg.de.
Ein zentrales Ergebnis dieser Forschung könnte den Einfluss von Dürren und einer veränderten Regensaisonalität auf die Kohlenstoffspeicherung in den Mooren beleuchten. Die Kohlenstoffspeicherung in diesen Ökosystemen hängt stark von einem hohen Grundwasserspiegel ab, der durch die hohen Niederschläge in den tropischen Regionen aufrechterhalten wird. Jede Störung, sei es durch Holzeinschlag, Landwirtschaft oder den Abbau von Kohlenwasserstoffen, birgt das Risiko, massive CO2-Emissionen zu verursachen.
Die Bedeutung tropischer Regenwälder
Tropische Regenwälder sind unverzichtbare Kohlenstoff-Speicher, welche laut regenwald.online etwa 200 bis 300 Tonnen CO₂-Äquivalent pro Hektar in ihrer Biomasse speichern können. Weitere 100 Tonnen werden im Boden gebunden. Der Verlust dieser Wälder führt zu enormen CO₂-Freisetzungen, denn 30 % der globalen Emissionen stammen von Landnutzungsänderungen, insbesondere der Abholzung. Diese Prozesse sind stark durch die Umwandlung von Urwäldern in Agrarflächen sowie durch Infrastrukturentwicklungen und Rohstoffabbau bedroht.
Angesichts dieser Herausforderungen sind Schutz- und Renaturierungsstrategien unerlässlich. Dazu gehören die Einrichtung von Schutzgebieten, die Implementierung von Agroforstsystemen und Initiativen wie REDD+ (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation), um den Waldschutz finanziell zu unterstützen. Diese Ansätze zielen darauf ab, sowohl die Umwelt zu schützen als auch soziale und wirtschaftliche Vorteile zu schaffen.
Die multidisziplinären Forschungsansätze und deren Ergebnisse sind entscheidend zur Verbesserung des Schutzes der Ökosysteme im Kongobecken und anderer betroffener Regionen. Durch die Kombination aus Schutzstrategien, nachhaltiger Nutzung und der Einbeziehung lokaler Gemeinschaften können langfristige CO₂-Einsparungen erzielt werden.