
Am 24.09.2025 haben die Konfliktberaterinnen Kirsten Schroeter und Lin Adrian in einem Interview über ihr neues Buch „Konflikte verstehen und bearbeiten“ gesprochen. Dieses Werk bietet praxisnahe Ansätze zur konstruktiven Bearbeitung von Konflikten und hat das Ziel, Spannungen im Miteinander besser zu verstehen und zu handhaben. Laut Europa-Universität Viadrina verbergen Konflikte häufig tiefere Themen und Anliegen, die nicht sofort erkennbar sind.
Die Autorinnen arbeiten seit vielen Jahren als Konfliktberaterinnen und Mediatorinnen in Dänemark und Deutschland. Ihre jahrelange Erfahrung führte zur Überarbeitung und Anpassung eines dänischen Buches für den deutschsprachigen Raum. Das Buch richtet sich an Personen, die flexibler mit Konflikten umgehen möchten, darunter Fach- und Führungskräfte sowie professionelle Berater. Es enthält klassische Konflikttheorien und behandelt Themen wie Gerechtigkeit, Macht, Emotionen und kognitive Verzerrungen.
Praxisnahe Ansätze zur Konfliktbewältigung
Ein Beispiel für einen praxisnahen Ansatz ist die Konfliktanalyse bei der Urlaubsplanung im Team. Dabei wird die Unzufriedenheit der Teammitglieder thematisiert und es wird über die Rahmenbedingungen gesprochen. Solche ruhigen Gespräche können das gegenseitige Verständnis stärken und helfen, individuelle Lösungen zu finden. Diese Ansätze verdeutlichen den Wunsch der Autorinnen, der europäischen Literatur und Forschung mehr Platz zu geben.
In der Diskussion um Konfliktmanagement wird auch auf das Modell von Friedrich Glasl verwiesen. Der österreichische Konfliktforscher entwickelte 1980 ein Modell zur Eskalation von Konflikten, das drei Phasen mit insgesamt neun Zwischenstufen beschreibt. In der ersten Phase (Win-Win) können Konflikte meist friedlich gelöst werden, es kommt jedoch schnell zu Spannungen, die in hitzigen Debatten und erste feindliche Handlungen münden. Mit gutem Konfliktmanagement ist hier eine zufriedenstellende Lösung für beide Parteien möglich. Dies wird durch die Erfahrungen der Autorinnen unterstützt, die die Wichtigkeit eines proaktiven Umgangs mit Konflikten betonen.
Phasen der Konflikteskalation
Wenn Konflikte weiter eskalieren, gelangt man in die zweite Phase (Win-Lose), in der beide Parteien versuchen, den Konflikt für sich zu gewinnen. Hierin bilden sich Koalitionen, und Machtspiele kommen zum Einsatz. Oft bleibt eine Partei als Verlierer zurück, was die Beziehung belastet. Wenn sich die Situation weiter verschärft, findet man sich in der dritten Phase (Lose-Lose) wieder, in der der Konflikt so stark eskaliert ist, dass beide Seiten einander nur noch schaden wollen. Ein erschreckendes Beispiel für einen solchen Konflikt ist der zwischen Mitbewohnern, der von ersten Spannungen bis hin zu gewaltsamen Auseinandersetzungen eskalieren kann.
Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit qualifizierter Konfliktbewältigungskompetenzen in verschiedenen Bereichen des Lebens. Das Buch von Schroeter und Adrian bietet dabei wertvolle Anleitungen zur Gewaltvermeidung und zur Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen. In einem Kontext, der sowohl die persönliche als auch die berufliche Sphäre betrifft, ist ein konstruktiver Umgang mit Konflikten unerlässlich.
Die Veröffentlichung des Buches wird von der breiten Öffentlichkeit erwartet und könnte einen bedeutenden Beitrag zur Diskussion über Konfliktmanagement und -lösung leisten.