
Die 31. Konferenz der European Cell Death Organization (ECDO) fand vom 7. bis 10. Oktober 2025 im Kaiserin-Friedrich-Haus in Berlin statt. Ausgerichtet wurde die Konferenz von der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) und der Campus Academy. Unter der Leitung von Prof. Hans-Uwe Simon, dem Präsidenten der MHB und ehemaligen ECDO-Präsidenten, wurde ein wissenschaftliches Programm gestaltet, das sich intensiv mit dem Leitthema „Classic meets modern: functional specificity and crosstalk of new and old types of cell death“ auseinandersetzte.
Der Fokus lag insbesondere auf der funktionellen Spezifität klassischer und neu beschriebener Formen des programmierten Zelltods, auch bekannt als Apoptose, und deren Relevanz für verschiedene Erkrankungen. Solche Störungen im programmierten Zelltod können schwerwiegende Folgen haben und sind häufig mit der Entstehung von Krankheiten wie Krebs, chronischen Entzündungen und Autoimmunerkrankungen verbunden.
Aktuelle Forschung zu Zelltodmechanismen
Im Rahmen des wissenschaftlichen Programms wurden Fachvorträge, Posterpräsentationen und Diskussionsforen durchgeführt, um den Austausch aktiver Forschungsergebnisse zu fördern. Die ECDO wurde 1994 aus der „European Working Group on Apoptosis“ gegründet und vereint mittlerweile über 200 Wissenschaftler*innen, die sich der Zelltodforschung in Europa widmen. Die Tagungen der ECDO bieten eine Plattform für den Austausch zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendung und zielen darauf ab, ein besseres Verständnis der Mechanismen des Zelltods zu erlangen und neue therapeutische Ansätze zu entwickeln.
Ein zentrales Thema der Forschung bleibt die Apoptose, welche als entscheidender Mechanismus in der Krebsforschung gilt. Die Unsterblichkeit von Krebszellen resultiert oft aus der Unfähigkeit, Apoptose auszulösen. Gesunde Zellen hingegen aktivieren diesen Prozess bei irreparablen Erbgutschäden, was hilft, eine Entartung zu verhindern. In vielen Krebszellen sind die Gene, die Apoptose auslösen, geschädigt, was das Risiko erhöht, dass sich Krebsvorstufen zu invasiven Tumoren entwickeln.
Die Deutsche Krebshilfe unterstützt seit 1999 das Programm „Apoptosedefizienz“, das sich mit der Erforschung des programmierten Zelltods bei Krebs beschäftigt. Das Programm hat zum Ziel, Zelltodprozesse bei Krebserkrankungen gezielt zu induzieren und die Resistenz von Krebszellen zu überwinden. Im Rahmen eines Symposiums in Heidelberg werden regelmäßig die neuesten Forschungsergebnisse diskutiert.
Innovationen in der Therapie
Forscher wie Dr. Min Li-Weber untersuchen pflanzliche Inhaltsstoffe aus der traditionellen chinesischen Medizin, die in der Lage sind, Apoptose-resistente Leukämiezellen zu sensibilisieren, ohne dabei gesunde Immunzellen zu schädigen. Dr. Heike Bantel hat einen Biomarker identifiziert, der das Ansprechen auf Chemotherapie bei Darmkrebs verfolgt und das Absterben von Tumorzellen anzeigt. Dieser könnte helfen, Patienten zu identifizieren, die nicht auf bestimmte Medikamente ansprechen.
Des Weiteren zeigen Arbeiten von Professor Dr. Klaus Michael Debatin und seinem Team, dass die Fähigkeit von Krebszellen, Apoptose auszulösen, ein entscheidender Vorhersagefaktor für akute Leukämien darstellt. In der Behandlung von Hirntumoren und Neuroblastomen zeigen sich durch die Wiederherstellung der Apoptosefähigkeit bereits Fortschritte, was die therapeutischen Möglichkeiten erheblich erweitert.
Diese Entwicklungen verdeutlichen die Notwendigkeit, die Mechanismen des programmierten Zelltods weiter zu erforschen und innovative therapeutische Ansätze zu entwickeln, um den Herausforderungen im Kampf gegen Krebs zu begegnen. Die Verknüpfung von Grundlagenforschung und klinischer Anwendung, wie sie auf der ECDO-Konferenz gefördert wird, ist dabei von zentraler Bedeutung.