
In einer innovativen Kunstaktion mit dem Titel „Kollektives Malen – Kunst am Bau“ an der Universität Siegen haben Studierende und Mitarbeitende aus verschiedenen Fachbereichen gemeinsam einen Flur umgestaltet. Die Veranstaltung fand im Flur A des Hölderlin-Gebäudes auf der 7. Ebene statt und zielte darauf ab, die Wände mit abstrakten Mustern zu gestalten, die von neuronalen Netzen, Graphen und Datenbäumen inspiriert sind. Ins Leben gerufen wurde die Idee bei einer Hochschullehrerdienstbesprechung des Departments für Elektrotechnik und Informatik, mit der Unterstützung von Rektorin Prof. Dr. Stefanie Reese und der Kunstprofessorin Prof. Johanna Schwarz, die durch Natalia Berg aus dem Prüfungsamt der Elektrotechnik kontaktiert wurde. Der Einsatz von Kunst zur Förderung interdisziplinärer Zusammenarbeit stand dabei im Mittelpunkt der Aktion, an der etwa 20 Teilnehmer, einschließlich Prorektor Prof. Dr. Andreas Kolb, teilnahmen.
Die Teilnehmer haben mit Techniken wie Tusche, Quastpinseln, Stempelwerkzeugen und Schablonen aus Pappe gearbeitet, um ihre kreativen Beiträge festzuhalten. Indem sie abstrakte Darstellungen von Graphen und Netzwerken verwendeten, wurde die Teilhabe erleichtert. Diese Form des kreativen Schaffens spiegelt eine Vielzahl von Methoden wieder, die seit den 1960er und 1970er Jahren in verschiedenen Kunstbewegungen wie der Land Art und der Public Art zum Einsatz kommen, um den Dialog zwischen Kunst und Gesellschaft zu fördern. Laut kubi-online.de ist es entscheidend, dass Künstlerinnen und Künstler Zugang zu Kunst ermöglichen und Räume für die Auseinandersetzung mit künstlerischen Arbeiten schaffen.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kulturelle Bildung
Die Kunstaktion an der Universität Siegen ist ein Beispiel für die zunehmenden Phänomene von Gemeinschaftlichkeit und Zusammenarbeit in der Kunst und der digitalen Medienkultur. Wie zkmb.de feststellt, erfordert Gemeinschaftlichkeit unerwartete Kollaborationen, die über individuelle Leistungen hinausgehen. Die anthropologische Perspektive betrachtet den Menschen als gesellschaftliches Wesen, dessen Selbstentfaltung durch Zusammenarbeit ermöglicht wird. Diese Art der Kooperation ist heute unverzichtbar, um kulturelle Innovation zu fördern.
Die Ergebnisse der Malaktion werden fotografisch und in einem Video dokumentiert, das auf Instagram unter @wanderspace_siegen veröffentlicht wird. Zudem ist für das kommende Sommersemester eine Ausstellung im wanderspace-Showroom an der Sandstraße in Siegen geplant. Solche partizipativen Kunstprojekte sind nicht nur ein Impuls, sondern auch ein Mittel zur kritischen Reflexion der institutionellen Rahmenbedingungen für kollaborative Arbeitsformen, die in der Kunstvermittlung und kulturellen Bildung eine wesentliche Rolle spielen.
Die Reflexion über Teilhabe und Gemeinschaftlichkeit spiegelt sich auch in den Herausforderungen wider, die das 21. Jahrhundert mit sich bringt, wie die Digitalisierung, Migration und die ökologische Krise. Längst haben Künstlerinnen und Künstler damit begonnen, diese Themen in ihre Arbeiten einzubeziehen, um gesellschaftliche Diskurse anzuregen. Über die Grenzen der traditionellen Kunstgeschichte hinaus, wie Suzi Gablik in den 1990er Jahren mit dem Konzept der „Connective Aesthetics“ formulierte, zeigen sich die dynamischen Strukturen von Gemeinschaftlichkeit, die immer wieder neu verhandelt werden müssen.