
Die Landwirtschaft hat erhebliche Auswirkungen auf die Insektenvielfalt, wie eine Untersuchung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg zeigt. Diese Studie, geleitet von Professor Jörg Müller und veröffentlicht in den Proceedings of the Royal Society B, offenbart einen alarmierenden Rückgang der Artenvielfalt bei Insekten um bis zu 44 Prozent in landwirtschaftlich genutzten Flächen. Der Verzehr von Futterpflanzen sowie der häufige Einsatz von Pestiziden spielen eine zentrale Rolle in diesem Verlust, der sowohl die Gesundheit als auch die Stabilität der Ökosysteme bedroht.
Die Forscher analysierten Insektenarten aus 400 Familien in verschiedenen Lebensräumen in Bayern. Sie untersuchten Proben aus Insektenfallen, die sowohl in Agrarflächen als auch in naturnahen Gebieten aufgestellt wurden. Dabei kam die neuartige DNA-Metabarcoding-Methode zum Einsatz, die es ermöglicht, alle in einer Probe enthaltenen Insektenarten systematisch zu identifizieren. Diese Technik zeigte, dass landwirtschaftlich genutzte Flächen einen höheren Erfassungsgrad aufwiesen als naturnahe Lebensräume, was die Dringlichkeit einer biodiversitätssensiblen Landnutzung unterstreicht.
Innovative Analyseverfahren zur Biodiversitätserfassung
Die Verlust der Biodiversität ist nicht nur auf Insekten beschränkt, sondern erfordert innovative Ansätze zur allgemeinen Bewertung der biologischen Vielfalt. Ein Teil der Forschung beschäftigt sich mit der Erfassung von Biodiversitätsdaten zur Unterstützung der Artenidentifikation. Insekten sind hierbei von zentraler Bedeutung, da sie einen erheblichen Teil der Biodiversität ausmachen und grundlegende Rollen innerhalb der Ökosysteme spielen.
Die Forschungsarbeiten skizzieren auch das Potenzial von Bulk-Insektenproben zur Bewertung der Biodiversität und zur Ergänzung der taxonomischen Abdeckung von Bodenproben. Bei der Untersuchung wurden Insekten an 25 Standorten auf drei Kontinenten mit verschiedenen Fangmethoden gesammelt, darunter SLAM-Fallen in Brasilien und Malaise-Fallen in Südafrika und Schweden. Die Ergebnisse zeigten eine unterschiedliche taxonomische Zusammensetzung zwischen Boden- und Insektenproben und heben hervor, wie wichtig Bulk-Insektenproben als ergänzendes Werkzeug zur Biodiversitätsforschung sein können.
Folgen für Ökosysteme und der Handlungsbedarf
Die Forschung und die daraus gewonnenen Erkenntnisse zeigen klare Zusammenhänge zwischen dem Rückgang der Insektenvielfalt und dem Einfluss der Landwirtschaft. Verlust von fast 30 Prozent in der evolutionären Diversität wurde nachgewiesen. Bisher sind viele Studien zu dem Schluss gekommen, dass der Einfluss landwirtschaftlicher Praktiken auf die Insektenvielfalt wahrscheinlich unterschätzt wurde. Dies bedeutet, dass Methoden zur Überwachung ökologischer Veränderungen in Insektengemeinschaften dringend entwickelt werden müssen, um nachhaltige Lösungen zu finden.
Die Dringlichkeit dieser Studien wird durch die möglicherweise gravierenden Folgen für die Gesundheit und Stabilität von Ökosystemen verstärkt. Die Anwendung nicht-destruktiver DNA-Extraktionsprotokolle könnte dazu beitragen, wertvolle Informationen über die tierische Vielfalt zu bewahren, während gleichzeitig kosteneffektive Biodiversitätsbewertungen gefördert werden.
Insgesamt zeigt die Arbeit der Forscher, dass innovative Ansätze und Technologien notwendig sind, um die Biodiversität effektiv zu bewerten und umweltfreundliche Praktiken in der Landwirtschaft zu fördern.