
In einer Zeit, in der Unternehmen durch globale Herausforderungen wie Naturkatastrophen, pandemische Krisen und geopolitische Spannungen enormen Druck erfahren, gewinnt die Resilienz von Lieferketten zunehmend an Bedeutung. Das „International Journal of Production Research“ hat kürzlich einen Artikel gewürdigt, der sich mit diesem essenziellen Thema auseinandersetzt. Der Artikel, der als „Top Trending Article 2024“ ausgezeichnet wurde, stammt von der Professur Fabrikplanung und Intralogistik der Technischen Universität Chemnitz unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Thürer. Er trägt den Titel „Assessing supply chain responsiveness, resilience and robustness (Triple-R) by computer simulation: a systematic review of the literature“ und lotet die Möglichkeiten von Computersimulationen zur Unterstützung der Resilienz in der Lieferkette aus. Die Notwendigkeit, sich auf unwahrscheinliche oder extreme Ereignisse, die als „graue und schwarze Schwäne“ bezeichnet werden, vorzubereiten, wird darin ebenso behandelt, wie die oft unzureichenden mathematischen Modelle zur umfassenden Erklärung von Resilienz.
Resilienz in der modernen Wirtschaft ist nicht nur ein Schlüsselbegriff, sondern eine grundlegende Notwendigkeit. Laut Angaben von industry-science.com sind über 99 % der deutschen Unternehmen kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die eine zentrale Rolle in industriellen Lieferketten spielen. Diese KMU sehen sich jedoch Herausforderungen gegenüber, die durch neue regulatorische Maßnahmen und die Notwendigkeit von Transparenz in der Lieferkette verschärft werden. Die EU-Definition von KMU umfasst Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitenden, die oft über begrenzte finanzielle und personelle Ressourcen verfügen. Solche Einschränkungen hindern sie daran, die heute geforderten hohen Standards in Bezug auf Resilienz und Nachhaltigkeit zu erfüllen.
Herausforderungen für KMU und die Notwendigkeit der Resilienz
Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie haben die Verwundbarkeit von Unternehmen hinsichtlich Lieferkettenunterbrechungen drastisch verdeutlicht. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist die Fähigkeit von Unternehmen erforderlich, Störungen frühzeitig zu erkennen, schnell zu reagieren und sich anzupassen. Regulatorische Anforderungen wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), das am 1. Januar 2024 in Kraft tritt, zwingen Unternehmen, Menschenrechte in der Lieferkette zu wahren. Diese gesetzlichen Vorgaben, zusammen mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), erhöhen den Druck auf Unternehmen, umfassende Daten zur Nachhaltigkeit zu erheben.
Die umfassende Analyse von industry-science.com zeigt, dass KMU oft keine eigenen Nachhaltigkeitsabteilungen haben und daher Schwierigkeiten haben, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Über 40 % der befragten KMU gaben an, dass der Mangel an personellen Ressourcen einen hohen Einfluss auf ihre Umweltmaßnahmen hat. Um Resilienz und Nachhaltigkeit zu fördern, sind transparente Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb der Lieferkette unerlässlich. Handlungsempfehlungen für KMU umfassen die Identifikation von Kosteneinsparungspotenzialen, die Nutzung der Digitalisierung zur Effizienzsteigerung sowie die Entwicklung von effektiven Strategien durch ehrliche Bestandsaufnahmen.
Strategien zur Stärkung der Supply Chain Resilience
Ein effektives Supply Chain Resilience Management umfasst mehrere Kernkomponenten, die für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg entscheidend sind. Dazu gehören risikomanagementorientierte Maßnahmen zur Identifikation und Bewertung potenzieller Störfaktoren, Diversifikation durch alternative Lieferanten sowie flexible Produktions- und Beschaffungsprozesse. Die enge Zusammenarbeit mit Lieferanten und Partnern ist ebenfalls von grober Bedeutung. Diese Strategien sind nicht nur für die Sicherstellung der Versorgungssicherheit entscheidend, sondern auch für die Agilität und Reaktionsfähigkeit der Unternehmen angesichts sich verändernder Marktbedingungen.
Die Studie zielt darauf ab, Herausforderungen im Zusammenhang mit der Implementierung von Resilienz- und Nachhaltigkeitsinitiativen zu identifizieren, um KMU zu ermutigen, proaktive Schritte zu unternehmen. Die Untersuchung wurde in der Metropolregion Hamburg durchgeführt und umfasste eine Befragung von 120 Unternehmen. Die Ergebnisse zeigen, dass KMU bereit sind, Nachhaltigkeitsprojekte zu initiieren, was letztendlich ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken könnte.
Insgesamt wird deutlich, dass eine starke Resilienz in der Lieferkette nicht nur für das Überleben, sondern auch für das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen im globalen Kontext unerlässlich ist. Es bleibt zu hoffen, dass die gewonnenen Erkenntnisse aus der Forschung und den Umfragen von KMU berücksichtigt werden, um zukunftsfähige wirtschaftliche Strukturen zu schaffen.
Für weitere Informationen zu diesem Thema können Sie tu-chemnitz.de, industry-science.com und tacto.ai besuchen.