
Die Modeindustrie sieht sich zunehmend dem Druck gegenüber, ihre Umweltauswirkungen zu minimieren. Im Mittelpunkt dieser Transformation steht das Düsseldorfer Unternehmen Retraced, das durch die Digitalisierung von Lieferkettentransparenz und Nachhaltigkeitsmanagement maßgeblich zur Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks beiträgt. Gegründet 2017 von Lukas Pünder und Philipp G. Mayer, hat Retraced mittlerweile fast 80 Mitarbeitende und betreut 140 Kunden in 23 Ländern, überwiegend in Europa, den USA und Asien. Die Softwarelösung von Retraced adressiert die Herausforderungen der Branche, insbesondere Intransparenz und Ineffizienz in der Kommunikation zwischen Marken und Lieferanten.
Retraced nutzt eine Datenanalyse auf drei Ebenen: Lieferkettenebene, Lieferantenebene und Produktebene. Durch die Erfassung von Informationen wie CO₂-Fußabdruck, Energieverbrauch und Transportmitteln wird ein umfassendes Bild der Umweltauswirkungen von Modeprodukten ermöglicht. Über einen digitalen Produktpass, der mittels QR-Code bereitgestellt wird, können diese Informationen den Verbrauchern zugänglich gemacht werden. In Frankreich ist die Nutzung eines solchen Passes bereits für größere Unternehmen verpflichtend, was auf einen allgemeinen Trend zur Erhöhung der Transparenz in der Branche hinweist. In Europa soll ein ähnliches Gesetz 2027 in Kraft treten, wie WHU berichtet.
Optimierung der Lieferkette für mehr Nachhaltigkeit
Die Notwendigkeit zur Optimierung der Lieferketten wird durch den hohen Anteil von bis zu 80 % des gesamten CO₂-Fußabdrucks eines Unternehmens in diesen Prozessen unterstrichen. Unternehmen stehen somit unter Druck, ihren CO₂-Ausstoß zu reduzieren, was durch moderne Ansätze wie lokale Beschaffung und grüne Logistik realisiert werden kann. Durch die Elektrifizierung von Flotten, die Verlagerung auf Schienen- und Seefracht sowie eine effiziente Routenplanung können signifikante Emissionen eingespart werden. Diese Methoden tragen nicht nur zur Umweltentlastung bei, sondern erhöhen auch die Effizienz und Rentabilität der Unternehmen, wie Sigma Earth erläutert.
Ein weiterer technologischer Fortschritt in der Branche ist die Implementierung von Künstlicher Intelligenz (KI). KI optimiert nicht nur die Lieferketten, sondern ermöglicht auch eine personalisierte Ansprache der Konsumenten. Unternehmen wie Macy’s zeigen, wie KI-gestützte Systeme Überbestände minimieren und den Energieverbrauch in Produktionsstätten optimieren können. Von der Produktionsplanung bis zum Verkauf kann KI die gesamte Produktionskette effizienter gestalten und somit den ökologischen Fußabdruck verringern. Die Kombination von Retraced und KI bietet der Modeindustrie eine konkrete Möglichkeit, den Herausforderungen ihrer umweltschädlichen Praktiken zu begegnen, wie Techzeitgeist berichtet.
Der Weg zur Transparenz
Die Einführung digitaler Systeme zur Verbesserung der Lieferkettentransparenz ist entscheidend für den Erfolg nachhaltiger Praktiken in der Modeindustrie. Unternehmen, die auf transparente Berichterstattung und innovative Technologien setzen, gewinnen das Vertrauen der Stakeholder und erfüllen gesetzliche Anforderungen. Die Herausforderungen bei der Datenerfassung, wie die fehlende Standardisierung und geringe Offenheit der Lieferanten, müssen ebenfalls angegangen werden. Startups und etablierte Marken, die KI adaptieren, zeigen, dass ein Wandel hin zu nachhaltigen Praktiken möglich ist.
Lukas Pünder von Retraced hat sich zum Ziel gesetzt, das Unternehmen zum führenden Anbieter für nachhaltige Lösungen in der internationalen Modeindustrie auszubauen. Die Ausbildung an der WHU hat seine Gründungsideen gefördert und wertvolle Netzwerke zu anderen Gründern und Investoren geschaffen. Mit ihrem Ansatz stellt Retraced sicher, dass die Modebranche sowohl ökologisch als auch sozial nachhaltig wird – ein Schritt, der immer dringlicher wird, um die globalen Klimaziele zu erreichen.