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Nachruf auf Kristin Feireiss-Commerell: Architektur-Legende geht von Bord

Die Technische Universität Braunschweig trauert um Kristin Feireiss-Commerell, die am 19. Mai 2025 verstorben ist. Sie hinterlässt ein beeindruckendes Erbe in der Architekturwelt, das durch ihre weitreichenden Beiträge zum architektonischen Diskurs sowohl in Deutschland als auch international gekennzeichnet ist. Ihre Rolle als Vermittlerin zwischen Architektur, Öffentlichkeit und Wissenschaft ist unübertroffen. Über mehrere Jahrzehnte prägte sie die Architekturvermittlung entscheidend.

Feireiss-Commerell wurde 1942 geboren und studierte Geschichte und Philosophie an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt. 1980 gründete sie gemeinsam mit Helga Retzer die Architekturgalerie AEDES in Berlin, die als erste private Architekturgalerie Europas gilt. Das Ziel der Galerie war es, Architektur und Stadtraum als bedeutende Faktoren des täglichen Lebens einer breiteren Öffentlichkeit näherzubringen. Unter ihrer Leitung entwickelte sich AEDES zum weltweit ersten Architekturforum dieser Art, das bis heute internationale Ausstellungen und Debatten veranstaltet.

Einflussreiche Positionen und Auszeichnungen

Kristin Feireiss-Commerell hatte diverse bedeutende Positionen inne, darunter die Direktion des Nederlands Architectuurinstituut in Rotterdam zwischen 1996 und 2001. In diesen Funktionen engagierte sie sich nicht nur als Kuratorin, sondern auch als Autorin und Herausgeberin. Ihre Publikationen befassten sich mit zentralen Themen der Architektur, wie dem Verhältnis von Mensch und Architektur sowie dem kreativen Potential des Informellen.

Ihr Engagement und ihre Errungenschaften wurden vielfach geehrt. 2007 verlieh die Technische Universität Braunschweig ihr die Ehrendoktorwürde für ihren Beitrag zur Architekturvermittlung. Darüber hinaus erhielt sie das Bundesverdienstkreuz am Bande und wurde 2012 mit dem königlich-niederländischen Orden „Ritter im Orden vom Niederländischen Löwen“ ausgezeichnet. Ihre Arbeiten wurden ebenfalls bei bedeutenden Veranstaltungen wie der Architekturbiennale in Venedig gewürdigt.

Architektur im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen

Die Rolle von Architektur und Städtebau hat sich in den letzten drei Jahrzehnten stark gewandelt. Der Fokus liegt nicht mehr nur auf ästhetischen Fragen, sondern auch auf sozialen Aspekten. Architektur wird zunehmend als strategisches Instrument wahrgenommen, das zur Markenbildung von Städten beiträgt und gleichzeitig soziale Inklusion und Exklusion fördert. Feireiss-Commerell war sich der sozialen Verantwortung von Architektur bewusst und setzte sich stets für eine inklusive Debatte ein.

Die Themen, die sie aufgriff, reichen von der sozialen Selektivität in urbanen Räumen bis hin zur kritischen Auseinandersetzung mit der Instrumentalisierung von Architektur. Ihre Schriften zu Themen wie urbaner Informalität und der sozialen Dimension von Architektur verdeutlichen, wie tiefgreifend gesellschaftliche Veränderungen auch die Architektur beeinflussen.

Kristin Feireiss-Commerell bleibt ein inspirierendes Vorbild für die akademische Welt und die auch heutigen professionellen Diskurse in Architektur und Städtebau. Ihr Einsatz für Offenheit, Unabhängigkeit und intellektuelle Neugier wird weiterhin Generationen von Architektinnen und Architekten begleiten und anregen.

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magazin.tu-braunschweig.de
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aedes-arc.de
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