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Neue App misst Feinstaubbelastung für Fußgänger und Radfahrer!

Feinstaub gilt als eine der heimlichen Gefahren unserer Zeit und ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die vierthäufigste Todesursache weltweit. Die feinen Partikel, bekannt als PM2.5, tragen zur Entstehung von Atemwegserkrankungen, Krebs und Herz-Kreislauf-Leiden bei. Mit dieser alarmierenden Erkenntnis im Hinterkopf haben Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) einen innovativen Prototypen für eine App entwickelt, die Fußgängern und Radfahrern helfen soll, ihre Feinstaubbelastung im urbanen Raum zu messen und zu verstehen. Diese App erfasst alle 10 Sekunden den Standort des Nutzers und die aktuelle Feinstaubkonzentration über Google.

Die essenzielle Funktion der App liegt darin, dass sie nicht nur die aktuelle Feinstaubbelastung anzeigt, sondern auch die inhalierte Feinstaubmenge ermittelt. Dabei wird das durchschnittliche Atemvolumen der Nutzer berücksichtigt, das in Ruhe zwischen 6 bis 8 Litern und beim Gehen oder Radfahren zwischen 40 bis 50 Litern liegt. Die Nutzer haben zudem die Möglichkeit, individuelle Faktoren wie Gewicht, Geschwindigkeit und Geländeprofil einzugeben, um eine präzisere Schätzung zu erhalten. Diese datengestützte Projektionsmöglichkeit könnte für Stadtplaner hilfreich sein, insbesondere bei der Umsetzung gesundheitsorientierter Infrastrukturmaßnahmen. Das Projekt „Gesundheitliche Optimierung der Fußgänger- und Fahrrad-Infrastruktur“ wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert, mit Partnern wie dem FZI Forschungszentrum Informatik und der IDEA System GmbH.

Risikofaktoren und ihre Auswirkungen

Die Belastung durch Feinstaub ist ein zentrales gesundheitliches Risiko. Studien zeigen, dass Menschen im Laufe ihres Lebens verschiedenen Risikofaktoren ausgesetzt sind, die nur durch individuelles Verhalten, wie gesunde Ernährung oder Bewegung, begrenzt werden können. Luftschadstoffe hingegen erfordern weitreichendere politische Maßnahmen zur Reduktion. Obwohl die Feinstaubbelastung in Deutschland in den letzten Jahren gesunken ist, überschreitet nahezu 100 % der Bevölkerung den empfohlenen WHO-Richtwert von 5 µg/m³. Während im Untersuchungszeitraum niemand in Deutschland über dem EU-Grenzwert von 25 µg/m³ ausgesetzt war, lässt die tatsächliche gesundheitliche Gefährdung jedoch zu wünschen übrig.

Die Krankheitslast, die durch Feinstaub bedingt ist, war im Jahr 2021 erheblich: etwa 232.900 Disability-Adjusted Life Years (DALYs), eine Halbierung im Vergleich zu 2010. Rund 5 % der Krankheitslast durch COPD und 6 % durch Lungenkrebs sind auf Feinstaub zurückzuführen. Die Anzahl nackter Todesfälle sank von 26.800 im Jahr 2010 auf 12.800 im Jahr 2021, was die Effizienz von Minderungsmaßnahmen unterstreicht. Doch der Rückgang der Krankheitslast verlangsamt sich, was möglicherweise auch der alternden Bevölkerung geschuldet ist, wie eine Studie des Helmholtz Munich zeigt.

Gesundheitliche Risiken bleiben bestehen

Trotz der gesunkenen Schadstoffkonzentrationen hat sich das Sterberisiko nicht signifikant verändert. Diese besorgniserregende Tatsache könnte mehrere Ursachen haben. Dazu zählen eine alternde Bevölkerung, die tendenziell gesundheitlich vorbelasteter ist, sowie Veränderungen in der Herkunft und Zusammensetzung der Luftschadstoffe. Prof. Dr. Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie, fordert eine Orientierung an den WHO-Richtlinien zur Luftqualität und schlägt eine Überarbeitung der Grenzwerte auf europäischer Ebene vor. Solche Schritte könnten entscheidend zur weiteren Reduzierung gesundheitlicher Risiken beitragen.

Die Entwicklung der App des KIT könnte ein wichtiger Schritt zum besseren Verständnis von Feinstaubbelastungen sein und letztlich die Lebensqualität in urbanen Räumen verbessern. Angesichts der drohenden gesundheitlichen Folgen bleibt es unerlässlich, öffentliche und individuelle Maßnahmen zur Reduktion von Luftschadstoffen zu ergreifen. KIT berichtet von der vielversprechenden App, während das Umweltbundesamt auf die nachhaltig gesunkenen Belastungen hinweist. Die jüngste Studie von Helmholtz Munich thematisiert die anhaltenden Gesundheitsrisiken und unterstreicht die Dringlichkeit für politische Maßnahmen.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
kit.edu
Weitere Infos
umweltbundesamt.de
Mehr dazu
helmholtz-munich.de

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