Allgemein

Neue Methode zur Aufspürung von Propaganda: Bochumer Forscher im Fokus!

Desinformationskampagnen sind ein wachsendes Problem, das nicht nur klassische Medien betrifft, sondern auch in Messenger-Diensten wie WhatsApp, Telegram und Signal verbreitet ist. Am 13. August 2025 stellte ein Team von Forschenden der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Lausanne auf dem USENIX Security Symposium in Seattle eine neu entwickelte Methode zur Aufspürung von Propaganda-Accounts auf Telegram vor. Diese Methode hat das Potenzial, den Kampf gegen Desinformation wirksam zu unterstützen.

Die Präsentation unter der Leitung von Prof. Dr. Rebekah Overdorf fiel auf, da das Autor*innenteam mit dem prestigeträchtigen Distinguished Paper Award ausgezeichnet wurde. Die Methodik ist nicht nur schneller und günstiger als die bisherige menschliche Moderation, sondern übertrifft diese auch in der Effizienz signifikant. Durch die Analyse von 13,7 Millionen Kommentaren aus 13 Telegram-Kanälen mit politischem oder nachrichtlichem Fokus identifizierten die Forschenden, dass 1,8 Prozent dieser Kommentare als Propaganda eingestuft werden konnten, hauptsächlich von einem pro-russischen Netzwerk.

Effizienz des neuen Detektionsmechanismus

Der neu entwickelte Detektionsmechanismus konnte Propaganda mit einer Trefferquote von 97,6 Prozent erkennen, was 11,6 Prozent besser ist als die durchschnittliche Effizienz menschlicher Moderation. Diese variiert stark, da einige Kanäle nur eine Erkennungsrate von 20 Prozent aufweisen, während andere über 95 Prozent erreichen können. Diese Unterschiede verdeutlichen, wie ineffizient menschliche Moderation in der Bekämpfung von Desinformation sein kann.

Im Zuge dieser Moderation ist auch der hohe manuelle Aufwand ein Problem. Content-Moderatoren und -Moderatorinnen sind oft psychischen Belastungen ausgesetzt, insbesondere wenn sie sich rund um die Uhr mit problematischen Inhalten auseinandersetzen müssen. Der neue Algorithmus könnte helfen, diesen Aufwand zu reduzieren und die Arbeitsbedingungen der Moderatoren zu verbessern.

Der Kontext der Desinformation

Die Bekämpfung von Desinformation ist besonders relevant in Krisenzeiten, wo fake news und Verschwörungserzählungen über soziale Medien rasant verbreitet werden. Fachleute gehen davon aus, dass die Gesellschaft nicht mehr anfällig für diese Erzählungen ist als früher, jedoch ist die Präsenz solcher Inhalte stark gestiegen. Dies geschieht häufig mit dem strategischen Ziel, negative Gefühle wie Angst oder Wut zu schüren, was die Relevanz der neu entwickelten Methoden zur Identifizierung von Propaganda unterstreicht.

Laut einer Umfrage aus dem ersten Quartal 2023 gaben 48 Prozent der Internetnutzer in Deutschland an, auf falsche oder unglaubwürdige Informationen gestoßen zu sein. Desinformation ist ein strategisches Werkzeug geworden, das gezielt eingesetzt wird, um Meinungen zu manipulieren, insbesondere in Wahlkämpfen. Trotz dieser Herausforderungen betonen Kommunikationswissenschaftler, dass es keinen akuten Gefährdungen für die Demokratie durch Desinformation gibt.

Jeder Nutzer kann aktiv gegen Desinformation vorgehen, indem er kritisch hinterfragt, Quellen vergleicht und die Absender von Informationen prüft. Die europäischen Institutionen haben klare Regularien geschaffen, um Plattformen wie Facebook, YouTube und TikTok in die Verantwortung zu nehmen, sich mit dem Thema Desinformation auseinanderzusetzen. Der „Digital Services Act“ verpflichtet diese Plattformen, Risiken für ihre Nutzer zu bewerten und wirksame Maßnahmen gegen Desinformation zu ergreifen.

Die Entwicklungen an der Ruhr-Universität Bochum könnten ein entscheidender Schritt hin zu einer besseren Informationslandschaft sein, in der Desinformation nicht nur schneller entdeckt, sondern auch effektiver bekämpft werden kann. Ein Hoffnungsschimmer in einer Zeit, die von Unsicherheit und Informationsüberflutung geprägt ist.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
news.rub.de
Weitere Infos
arxiv.org
Mehr dazu
deutschlandfunk.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert