
Die Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) hat am 16. Juni 2025 eine bedeutende Partnerschaft mit der Arbeitsgemeinschaft für geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung e.V. (G3) ins Leben gerufen. Diese Kooperation, die im Alexianer St. Josefs Krankenhaus in Potsdam offiziell gestartet wurde, hat das ambitionierte Ziel, geschlechtsspezifische Unterschiede in Forschung, Lehre und medizinischer Versorgung zu integrieren. Professorin Dr. Irene Hinterseher von der MHB äußerte sich zur Problematik, dass es an adäquaten Therapieansätzen gerade für Frauen mangele. Die neue Initiative soll eine sichere, individuelle und evidenzbasierte Gesundheitsversorgung unabhängig vom Geschlecht gewährleisten.
Unterstützung erhielt die Partnerschaft von Vizelandtagspräsidentin Dr. Jouleen Gruhn sowie Theresa Pauli vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz (MSGIV). Ein zentraler Aspekt der Kooperation ist die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI), um die Gesundheitsversorgung zu optimieren. Außerdem weist G3 auf das Problem der Gender Data Gap hin, welche Frauen und andere marginalisierte Gruppen in der medizinischen Forschung unterrepräsentiert.
Der Gender Data Gap und seine Folgen
Antonella Lorenz von G3 warnte davor, dass fehlende Daten die Lücken in der Versorgung weiter vergrößern könnten. Der Gender Data Gap ist ein drängendes Problem, das in der medizinischen Forschung immer wieder heraufbeschworen wird. Viele klinische Studien schließen überproportional Männer ein und lassen intersexuelle Menschen sowie Subgruppen von Frauen oftmals außen vor. Das hat zur Folge, dass es an Evidenz für geschlechtersensible Behandlung in vielen Indikationen fehlt, obwohl die Unterschiede zwischen den Geschlechtern in der Physiologie gut bekannt sind. Dies wurde auch von der Bundesregierung in ihrer Fördermaßnahme zur Reduzierung des Gender Data Gap betont. Die Maßnahme fördert gezielt die Berücksichtigung geschlechtersensibler Aspekte in der klinischen Forschung.
Die Struktur dieser Fördermaßnahme umfasst vier Module, die verschiedene Ansätze zur Verbesserung der Datenlage anstreben. Dazu gehören unter anderem die Förderung systematischer Übersichtsarbeiten und explorativer Post-hoc-Analysen, um bereits bestehende Daten auszuwerten. Zudem sollen Forschungsfragen in der geschlechtersensiblen Therapie identifiziert und priorisiert werden.
Vielfältige Expertisen und persönliche Begegnungen
Die Auftaktveranstaltung zur Kooperation bot ein Forum für den persönlichen Austausch unter etwa 50 Teilnehmenden aus den Bereichen Medizin, Forschung und Politik. Neben Vorträgen zu wichtigen Themen der geschlechtergerechten Medizin wurden auch ernannte Experten wie Dr. med. Elpiniki Katsari und Prof. Dr. Bettina Pfleiderer vorgestellt, die über patientenspezifische Bedürfnisse und die Integration von Gender-Aspekten in die Lehre referierten. Dr. Viyan Sido gab Einblick in die Genderambulanz im Herzzentrum Bernau.
Annegret Hofmann, eine der Mitgründerinnen von G3, wurde zu Ehrenmitglied des Vereins ernannt, während Georgia Fehler den Vereinsvorsitz übernahm. Alexander Mommert von der Alexianer St. Josef Potsdam GmbH wurde als Gastgeber der Veranstaltung gewürdigt. Die Initiative zielt darauf ab, die Grundlagen für geschlechtersensible Medizin nicht nur im Leistungsspektrum von Kliniken zu verankern, sondern auch in der Ausbildung zukünftiger Mediziner.
Für weiterführende Informationen über die Initiative G3 und ihre Ziele steht die Website der Organisation zur Verfügung. Diese Partnerschaft ist ein Schritt in die richtige Richtung, um sicherzustellen, dass alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung erhalten können.