
Ein Forschungsteam der Universitätsmedizin Mainz hat einen neuartigen Stoffwechselmechanismus bei Immunzellen entdeckt, der wichtige Erkenntnisse zur Autoimmunerkrankung Psoriasis liefert. In einer aktuellen Studie analysierten die Wissenschaftler unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Tim Sparwasser die Rolle von Gamma-Delta-T17-Zellen, einem besonderen T-Zell-Typ, der an der Entzündungsreaktion bei Psoriasis beteiligt ist. Diese Zellen produzieren das entzündungsfördernde Zytokin Interleukin-17A (IL-17A), welches eine zentrale Rolle in den entzündlichen Prozessen dieser Hauterkrankung spielt. Das Forschungsteam identifizierte die Fettsäureproduktion als essenziellen Stoffwechselprozess, der die Entzündungsreaktion vorantreibt.
Die Ergebnisse, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Nature Metabolism, zeigen, dass Gamma-Delta-T17-Zellen während der psoriatischen Entzündung einem metabolischen Umprogrammierungsprozess unterliegen. Besonders bemerkenswert ist, dass eine Blockade der Acetyl-CoA-Carboxylase 1 (ACC1) die Produktion von IL-17A sowie die Entzündung signifikant reduzieren kann. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für die Entwicklung von Arzneimitteln zur Behandlung von Psoriasis und möglicherweise auch für andere entzündliche Erkrankungen.
Relevanz der Psoriasis
Psoriasis ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die weltweit zu den häufigsten Hautkrankheiten zählt. In Deutschland sind etwa 2% der Bevölkerung betroffen. Die Symptome sind deutlich und schmerzhaft: Rote, schuppige Hautstellen gepaart mit Juckreiz und Brennen beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Darüber hinaus hat die Erkrankung mehrere gesundheitliche Risiken zur Folge, einschließlich eines erhöhten kardiovaskulären Risikos sowie der Möglichkeit von psoriatischer Arthritis.
Besonders alarmierend ist, dass bis zu 30% der Psoriasis-Patienten innerhalb von zehn Jahren eine psoriatische Arthritis entwickeln, wozu es oft zu Verzögerungen bei der Diagnose kommt, die zu dauerhaften Gelenkschäden führen können. Hierbei spielen proinflammatorische Zytokine wie TNF-α, IL-17 und IL-23 eine entscheidende Rolle. Diese Zytokine werden von aktivierten T-Helferzellen und dendritischen Zellen produziert und führen zu einer Hyperproliferation der Keratinocyten. Ein zentrales Mechanismus in der Immunopathogenese ist der IL-23/IL-17-Achse, die für den Verlauf und die Aufrechterhaltung der Psoriasis verantwortlich ist.
Ein neuer Therapieansatz
Die neu entdeckte Verbindung zwischen dem Stoffwechsel der Gamma-Delta-T17-Zellen und der Fettsäureproduktion könnte die Entwicklung spezifischer Therapien fördern. Die Herausforderung liegt jedoch darin, die Fettsäuresynthese in T-Zellen gezielt zu blockieren, um die entzündungsfördernden Eigenschaften dieser Zellen zu reduzieren. Die Erkenntnisse bezüglich der Rolle des Regulators PRDM16 in der Differenzierung der Gamma-Delta-T17-Zellen erweitern das Verständnis über die Immunantwort und deren metabolische Regulation. In Studien zeigt sich, dass PRDM16 eine negative Rolle bei der Differenzierung von γδT17-Zellen spielt, was auf die Bedeutung von Lipiden für die Funktion dieser Zellen hindeutet.
Eine weitere Herausforderung ist die Analyse und Übertragung dieser Erkenntnisse in die klinische Praxis. Biologics, die auf die Blockade von IL-17A oder IL-23 abzielen, zeigen bereits vielversprechende Ergebnisse in der Behandlung von mäßiger bis schwerer Psoriasis, indem sie signifikante Hautverbesserungen bei ca. 90% der Patienten erzielen. Zukünftige Forschung könnte diese neu identifizierten Mechanismen nutzen, um die therapeutischen Ansätze weiter zu verfeinern und möglicherweise auch für verwandte autoimmune Erkrankungen, wie rheumatoide Arthritis und entzündliche Darmerkrankungen, anzuwenden.